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hatte Graf Loeben Theile seines Schäfer- und Ritter—
romans aus der Handschrift vorgelesen.
Loeben bezeichnet selbst, obwohl er Fouqué die Worte
in den Mund legt, seine Dichtung und die Wilhelm's von
Schütz als verwandt mit einander. Sie sind es auch.
Beide dermaßen zerfließend in Charakteren und Situa—
tionen, daß die Lectüre fast nicht zu fester Vorstellung
dessen, was sie eigentlich wollen, gelangen läßt. „Der
Garten der Liebe von Wilhelm von Schütz. Erstes
Buch“ — so heißt das ohne Ort und Jahr erschienene
Werk — handelt von einem im Thale Estrena in Va—
leneia lebenden Schäferjüngling Darinel, der in Liebe
und Freundschaft nach Carissus schmachtet. Helden,
Königstöchter, Waldbrüder und Schäfer, alle in tugend—
samster Mischung neben- und durcheinander. Zahlreich
eingelegte Gedichte. Es fehlt keins der geläufigen Requisite
der Schäferpoesie. Das erste Buch schließt damit, daß
Darinel und Carissus sich wiederfinden. Mehr, als
dieser Band, ist nicht erschienen. Er war also gleichsam
Muster für Loeben's Schäfer- und Ritterroman Arkadien
in zwei Bänden. Eine Anspielung auf den von Loeben
brieflich nicht genau bezeichneten Titel „Paradies der
Liebe“ findet man gleich Anfangs (1,8): „Das Paradies
der Liebe ist erstanden“, und weiter (1,14): „Die wahren
Leiden der Liebe“ sind „himmlischer Art“, wie bei Schütz.
Aus den Gedichten auf S. 41 und 49 kann man
Brentanosche Klänge, namentlich der Einsiedlerzeitung,
vernehmen. Auch das Sonett gedeiht üppig in diesem
Garten der Liebe. Die Verschäferung und Verritterung
der auftretenden Personen ist bis zur bedenklichsten
Uebertreibung durchgeführt. Alles Charakteristische der