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Buchhändler zum Neujahr gesandt habe. Ihm kommt
darauf an, den Geistreichen zu spielen, ohne sich mit
Arbeit oder Wissen zu beschweren. Zschokke ist es nicht,
aber er hat doch den Artikel zugelassen. Da heißt es:
„Phöbus vor Allen zog mich zuerst durch sein Strahlen—
kleid an. Ich merkte wohl, der Gott habe Geist, selbst
Genialität in seinem Wesen, was göttliche Abkunft
immer am schönsten verbürgt; aber wenig innere
Kraft, denn er erzählte aller Welt mit vieler Naivetät,
daß er sich der Unterstützung Göthe's freue; ja nicht
einmal der Unterstützung, sondern nur der Empfehlung.
Uebergroße, göttliche Bescheidenheit! — Wem eigene
Kraft gebricht, den macht die Empfehlung eines Göthe
nicht werther. Wer selber Kraft hat, bedarf keines
Schutzpatrons. Die Maske sprach übrigens in sehr pre—
ziösen Ausdrücken viel von Kunst; die Kunstwerke, welche
sie mir aber zeigte, waren tief unter den Idealen ihrer
Theorie. Ich dachte bei mir: wohl ist's ein leichtes,
über Kunst zu plaudern, denn heuer will alles Kenner
sein; aber darum eben ist's so schwer, in solcher Unter—
haltung zu gefallen, wo selbst Schiller und Göthe
oft etwas langweilig gefunden wurden.“
Diese Sähe enthalten etwas Mißgünstiges, selbst
gegen Goethe und Schiller, und ihre Bestrebungen in den
Horen und Propyläen. Die, Maske“, die in preziösen Aus⸗
drücken viel von Kunst gesprochen habe, ist die erwähnte An—
kündigung des Phöbus, die freilich immer von „Kunst“ in
dem allgemeinen Sinne, und fast nicht von Literatur besonders
redet. Insofern erfüllte allerdings das erste Phöbusheft dem
Recensenten nicht die erregte Erwartung, das große Frag⸗
ment aus der Penthesilea am Anfang und die übrigen Stücke