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Briefwechsel zwischen Schiller und Wilhelm von Humboldt

Full text: Briefwechsel / Schiller, Friedrich (Public Domain)

17. Juli 1795. 
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und Woltmannschen Aufsatz mir, meinen zweiten einem Un— 
bekannten, der einige Ideen aus meinem ersten weiter aus— 
gesponnen habe, die Belagerung Woltmannen (N zugeschrieben. 
Eine Dame hat Ihre Belagerung zu taktisch gefunden. Herz 
hat über Ihre Briefe und über Anmuth und Würde ein eignes 
Gleichniß gebraucht. Man soll ein Gericht haben, wo Bambus— 
Rohr in Zucker und Gewürz eingemacht wird. Diesem gleichen 
Ihre philosophischen Schriften. Erst schmecken sie süß und zart, 
aber endlich bleibt etwas zurück, mit dem nun freilich nichts 
»weiter anzufangen ist, weil es das bloße Holz ist. Das Präch— 
tigste aber hat über Ihre Briefe Dyck, der Buchhändler, und 
noch dazu im Druck ausgehen lassen. Es soll in einem Buch 
stehn, dessen Titel man mir nur ohngefähr so angab: Politische 
Bemerkungen von einem Freunde der Wahrheit. In diesem 
Buche soll er sich wohl 4 Seiten lang über Ihre Briefe ver— 
breiten, vorzüglich über die 3 Triebe. Die Kernstelle ist denn 
endlich die, daß man in 2—300 Jahren ebenso über diese Be⸗ 
nennungen lachen werde, als man jetzt über Arends wahres 
Christenthum und Schmolkens Gebetbuch lache. Denn religiöse 
»d und philosophische Schwärmerei kommen doch am Ende auf Eins 
hinaus. Hennings hat schon vor Monaten ich glaube im Archiv 
der Zeit eine Recension der Schützischen Recension der Horen 
abdrucken lassen, die mit den Horen ganz honnett, aber mit dem 
Recensenten desto ärger umgehn soll. 
ꝛs Ein Urtheil von Jenisch über den Meister: „ich habe den 
Meister auf meiner Frau ihrer Toilette liegen sehn, stellen Sie 
Sich vor, der Mensch, der Göthe, spricht 5 Seiten lang von 
Puppenspielen.“ 
Göckingk empfiehlt sich Ihnen und findet sich durch Ihre 
z0 Bitte um Beiträge zum Almanach sehr geehrt. Reinhard ist 
aber eben auf einer eigentlichen Reise nach Beiträgen in Berlin 
gewesen, und hat ihn ganz erschöpft. Ramler und Meyer fand 
ich noch nicht, allein wahrscheinlich gehören sie auch zu den Aus— 
gesogenen. 
Klopstock hat, ich denke auch im Archiv der Zeit, wieder 
ein grammatisches Gespräch erscheinen lassen, in welchem er die 
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