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Briefwechsel zwischen Schiller und Wilhelm von Humboldt

Full text: Briefwechsel / Schiller, Friedrich (Public Domain)

7. Dezember 1792. 
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nur eines Antheils an einer freien Konstitution fähig scheinen, 
lassen mich die Wiedergewinnung des Landes wünschen. Auf 
der andern Seite sähe ich indeß auch sehr ungern die Fran— 
zosen geschlagen. Ein edler Enthusiasmus hat sich doch jezt 
offenbar der ganzen Nation bemächtigt, es sind doch endlich ein— 
mal andre Dinge, als die Neigungen und eingeschränkten Ge— 
sichtspunkte einiger Einzelnen, welche eine ganze Nation beschäf⸗ 
tigen, und die Energie überhaupt muß dadurch unendlich ge⸗— 
winnen. Und doch gerade ist es der Mangel dieser Energie, 
der, dünkt mich, in den leztverflossenen Jahrhunderten am meisten 
sichtbar war. An sich scheinen mir freie Konstitutionen, und 
ihre Vortheile ganz und gar nicht so wichtig und wohlthätig. 
Eine gemäßigte Monarchie legt vielmehr der Ausbildung des 
Einzelnen meist weniger einengende Fesseln an. Aber sie spannen 
die Kräfte zu einem so hohen Grade, und erheben den ganzen 
Menschen, und wirken doch so im eigentlichsten Verstande das 
Einzige wahre Gute. 
Ungeachtet dieser meiner Anhänglichkeit an die französische 
Revolution, kann ich es dennoch Forster nicht verzeihen, daß er 
ꝛo in dem jezigen Zeitpunkt auf einmal ganz öffentlich zur fran— 
zösischen Parthie übergegangen ist, und Dienste genommen hat. 
Ich sage nicht, daß es unpolitisch ist, denn Forsters zerrüttete 
Finanzumstände mochten vielleicht einen verzweifelten Schritt 
nothwendig machen; aber unmoralisch und unedel scheint es mir 
doch in hohem Grade, dem Kurfürsten, dem er warlich nichts 
als Wohlthaten zu danken hat, in einer Periode untreu zu 
werden, wo er offenbar der schwächere Theil ist. Ich kann nicht 
begreifen, wie seine Freunde ihn nicht zurükgehalten haben, vor⸗ 
züglich Huber, dem es doch überdieß jezt selbst schädlich sein kann, 
viel im Hause zu sein. Vielleicht wissen Sie, lieber Freund, 
etwas Genaueres davon, und dann verbänden Sie mich unend— 
lich, wenn Sie es mir sagten. 
Karoline schreibt uns, daß Sie Lust zu einer Reise nach 
Paris haben. Wenn es Friede ist, und Sie uns mitnehmen 
ss wollen; so find wir augenbliklich von der Parthie. Ich wünschte 
auch sehr Paris wiederzusehen, um zu bemerken, wie sich die 
Briefwechsel zwischen Schiller und Wilhelm von Humboldt. 1 
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