22. Oktober 1803.
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darin nicht stört, so führen Sie aus jenem bessern eine Güte,
eine Milde, eine Klarheit und Wärme in dieses hinüber, die
unverkennbar ihre Abkunft verräth. So wie Sie in Ideen
fester, in der Produktion sichrer geworden sind, hat das zuge—
nommen, für Sie braucht man das Schicksal nur um Jahre zu
bitten. Die Kraft und die Jugend sind Ihnen von selbst gewiß.
Ich danke Ihnen herzlich für die Bemühungen wegen eines
Hofmeisters. Allein da jetzt Theodor allein ist, da seine Krank—
heit macht, daß er, nach dem Urtheil des Arztes, noch schlechter—
dings in Monaten nicht angestrengt werden darf, so ist Zeit und
viel Zeit. Ich abstrahire daher von dem Menschen, den Grieß—
bach vorschlägt, und bite Sie nur, wenn sich Ihnen gelegentlich
etwas darbietet — das Gute in solchen Fällen giebt immer der
Zufall — an uns zu denken und es mir anzuzeigen. Wir haben
bis gegen den Herbst künftigen Jahres Zeit. Seyn Sie so gütig
dies auch Fernow zu sagen.
Daß Göthe Riemer genommen hat, freut mich außerordent—
lich. Er ist ein sehr braver Mensch und zum Unterricht im
Griechischen unübertreflich. Mit Ruhrung habe ich oft bemerkt,
ꝛo als er fort war, wie unglaublich gute Fortschritte Wilhelm bei
ihm gemacht hatte, und wie richtig und zweckmäßig er ihn be—
handelt hatte, und ich kann mir darüber ein Urtheil anmaßen,
weil ich gerade über Sprachunterricht jetzt sehr viel gedacht habe.
Bei uns konnte der arme Mensch nicht gedeihen. Er mußte
fort, so weh mir es that. Denn ich wußte recht gut, was ich
verlor. Allein das war, wie Sie, glaube ich, wissen, bloß
ndividuell.
Für Fernow und auch zur Belustigung Göthe's, Meyers
und Ihrer sende ich Ihnen einen gar possirlichen Brief Reinharts.
zo Ich höre ja es wird in Jena eine neue LitteraturZeitung
erscheinen. Ich werde natürlich diese und nicht die ausgewanderte
halten. Sagen Sie mir indeß doch, ob auch Hofnung ist, daß
sie wirklich mit Neujahr anfängt, daß sie wenigstens einige Jahre
dauert, und daß sie, wenigstens im Anzeigen der Schriften,
33 einigermaßen allgemein sey. Jena's Verfall dauert mich sehr,
allein in erster Instanz ist doch wohl der Herzog Schuld daran.
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