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Briefwechsel zwischen Schiller und Wilhelm von Humboldt

Full text: Briefwechsel / Schiller, Friedrich (Public Domain)

7. Dezember 1795. 
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Entschluß bestimmte. Nein, lieber Freund, was mich dazu be— 
stimmt ist erstlich die unwiderstehliche Neigung, in meinen Ar— 
beiten keinem fremden Gesetz zu gehorchen und besonders der 
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zweytens die schlechte Unterstützung von Seiten der Mitarbeiter 
an den Horen. Nur durch eine unermüdete Sorge habe ich das 
Ganze bißher zusammen gehalten und ich wäre dennoch nicht 
damit zu Stande gekommen, wenn mich der Zufall nicht unter— 
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sicher mehr zählen kann. Göthens Elegien, Schlegels Dante, 
meine Briefe waren mehr oder weniger vorgearbeitete Sachen, 
und der Vorrath ist aufgezehrt. Weißhuhns, Engels, Meyers 
Aufsätze warf mir das Glück zu. Archenholz macht sich für die 
Zukunft zu nichts mehr anheischig. Ich habe, wenn ich meine 
Hofnungen für das folgende Jahr überzähle, kaum zu Besetzung 
von 3 Stücken Aussicht, sobald ich meinen Antheil abrechne, und 
noch dazu ist unter allem was ich zu hoffen habe nichts, was 
allgemein interessieren kann. Schlegel ist allerdings eine tref⸗ 
liche Acquisition, aber nicht um das Journal in Schwung zu 
bringen oder auch nur darinn zu erhalten, sondern bloß um 
demselben eine Masse zu geben, mit der ein Kenner zufrieden 
seyn kann. Von Göthen erwarte ich, da er nach seinem eignen 
Geständniß noch an dem Roman viel zu thun hat, und die Vor— 
hereitung auf die Reise und dergleichen ihn erstaunlich zerstreut, 
da er selbst im August abgeht, soviel als nichts. Von Herdern 
wenig tröstliches. Die andern Quellen wissen Sie selbst und 
wie wenig darauf zu zählen. Wollte ich also die Horen nicht 
aufgeben, so müßte ich, ich allein mich im nächsten Jahr den— 
selben ganz sacrificieren, und nicht einmal mit der sichern Hof— 
o nung meinen Zweck zu erreichen. Was das Unglück noch ver— 
mehrt, so hängt das Schicksal auch des Almanachs im nächsten 
Jahre ganz allein von mir ab, da Göthe der fast den Aten Theil 
in diesem Jahr dazu gegeben wegfällt, und auch Herder seinen 
ganzen Vorrath hingegeben hat. Ich selbst habe meine poetische 
Fruchtbarkeit in diesem Jahre doch zum Theil der langen Pause 
zuzuschreiben, die ich in poetischen Arbeiten machte, und die mich 
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