7. Dezember 1795.
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Entschluß bestimmte. Nein, lieber Freund, was mich dazu be—
stimmt ist erstlich die unwiderstehliche Neigung, in meinen Ar—
beiten keinem fremden Gesetz zu gehorchen und besonders der
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zweytens die schlechte Unterstützung von Seiten der Mitarbeiter
an den Horen. Nur durch eine unermüdete Sorge habe ich das
Ganze bißher zusammen gehalten und ich wäre dennoch nicht
damit zu Stande gekommen, wenn mich der Zufall nicht unter—
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sicher mehr zählen kann. Göthens Elegien, Schlegels Dante,
meine Briefe waren mehr oder weniger vorgearbeitete Sachen,
und der Vorrath ist aufgezehrt. Weißhuhns, Engels, Meyers
Aufsätze warf mir das Glück zu. Archenholz macht sich für die
Zukunft zu nichts mehr anheischig. Ich habe, wenn ich meine
Hofnungen für das folgende Jahr überzähle, kaum zu Besetzung
von 3 Stücken Aussicht, sobald ich meinen Antheil abrechne, und
noch dazu ist unter allem was ich zu hoffen habe nichts, was
allgemein interessieren kann. Schlegel ist allerdings eine tref⸗
liche Acquisition, aber nicht um das Journal in Schwung zu
bringen oder auch nur darinn zu erhalten, sondern bloß um
demselben eine Masse zu geben, mit der ein Kenner zufrieden
seyn kann. Von Göthen erwarte ich, da er nach seinem eignen
Geständniß noch an dem Roman viel zu thun hat, und die Vor—
hereitung auf die Reise und dergleichen ihn erstaunlich zerstreut,
da er selbst im August abgeht, soviel als nichts. Von Herdern
wenig tröstliches. Die andern Quellen wissen Sie selbst und
wie wenig darauf zu zählen. Wollte ich also die Horen nicht
aufgeben, so müßte ich, ich allein mich im nächsten Jahr den—
selben ganz sacrificieren, und nicht einmal mit der sichern Hof—
o nung meinen Zweck zu erreichen. Was das Unglück noch ver—
mehrt, so hängt das Schicksal auch des Almanachs im nächsten
Jahre ganz allein von mir ab, da Göthe der fast den Aten Theil
in diesem Jahr dazu gegeben wegfällt, und auch Herder seinen
ganzen Vorrath hingegeben hat. Ich selbst habe meine poetische
Fruchtbarkeit in diesem Jahre doch zum Theil der langen Pause
zuzuschreiben, die ich in poetischen Arbeiten machte, und die mich
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