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Briefwechsel zwischen Schiller und Wilhelm von Humboldt

Full text: Briefwechsel / Schiller, Friedrich (Public Domain)

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7. Dezember 1795. 
den ich vorschlage, noch den Vortheil, daß man den Begriff doch 
hey sovielen Anwendungen nothwendig klar machen muß, und 
also dem Leser, auch dem stumpfsinnigsten, ein Resultat zu geben 
versichert ist. 
Vielleicht entwerfen Sie zu Ihrem eigenen Gebrauche eines 
Art von Register über die Materien im einzelnen, worüber Sie 
Sich verbreiten wollen, um erst das Feld zu übersehen. Als— 
dann bin ich vielleicht im Stande, Ihnen meinen Gedanken an— 
schaulich und annehmlich zu machen. 
Auch schickt es sich vielleicht, daß Sie in den Einkleidungen 10 
der Materie wechseln und hie und da eine Veranlassung von 
außen, wenn es auch eine polemische wäre, nehmen können. 
Es ist ja endlich nicht so nöthig, daß man sich nennt. Auch 
ließe sich manches in Critiken einzelner Werke, alter und neuerer, 
theoretischer und poetischer, einkleiden. Voß, Stolberg, Klop- 15 
stock, Ramler, Gedike, Schlosser, und andere geben Ihnen viel— 
leicht Veranlassungen zur Prüfung und zur Widerlegung. 
In der That, liebster Freund, rechne ich für den nächsten 
Jahrgang der Horen sehr auf Ihre Mitwirkung. Sie müssen 
sich durch das Schicksal Ihrer ersten Aufsätze gar nicht abschrecken 20 
lassen, denn hier war die Materie mit einer erstaunlichen Trocken— 
heit und Schwierigkeit behaftet; auch liegt es so entschieden am 
Tage, daß der Gegenstand für die Stumpfsfinnigkeit der Leser 
nur zu fein und zu scharf behandelt war. Sobald Sie faß— 
lichere Materien wählen, und sich die Sache selbst leichter machen, 28 
so werden Sie auch andere Wirkungen sehen. Ich möchte doch 
einmal etwas mehr historisches von Ihnen ausgeführt sehen. 
Hier würde der Gegenstand Ihre Tendenz zur Schärfe und In— 
tellektualität (ich weiß jetzt nicht sogleich ein ander Wort) in 
Schranken halten, und auf der andern Seite würden Sie mehr s0 
VerstandesGehalt in den Gegenstand legen. Wir wollen davon 
sprechen, wenn wir erst wieder beysammen sind. 
Sie beklagen es, daß ich die Horen aufgeben will, und 
tadeln, daß ich mich von der philosophischen Schriftstellerey 
zurückziehen will. Aber Sie thun mir Unrecht, wenn Sie glauben, 36 
daß mich das Publikum allein oder auch nur vorzüglich zu diesem
	        
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