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Briefwechsel zwischen Schiller und Wilhelm von Humboldt

Full text: Briefwechsel / Schiller, Friedrich (Public Domain)

12. Oktober 1795. 
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gestattet haben, finde ich es äußerst vernünftig, einige sogenannte 
aufgeklärte Männer und denkende Köpfe von hier, die zugleich 
da waren, und über ihre Zurücksetzung sehr mismuthig schienen, 
vernachlässigt, und diese Getauften erwählt zu haben, die in der 
That, viel Pretiöses und Affectirtes abgerechnet, recht geistvoll 
und angenehm sind. Sie sollen auch, wie sie erzählen, bei dem 
erwarteten neuen Ankömmling in Weimar Pathenstelle vertreten. 
Darüber daß das Ende des Meister so zögert, klagt Unger 
sehr. Da Sie mir noch gar nichts davon geschrieben, schließe 
ich, daß es entweder noch nicht einmal überhaupt zum Zeigen 
fertig ist, oder ganz in dem Tone des Anfangs fortgeht, so daß 
nichts neues darüber zu sagen ist. Vor den platten Urtheilen 
über diesen neuen Theil ist mir ordentlich schon bange. — Vom 
Almanach lege ich den Aten Bogen bei. Der 5te muß auch bereits 
abgedruckt seyn, und vielleicht erhalte ich ihn noch heute. 
Wenigstens habe ich schon den Göten vorgestern zur Revision hier— 
gehabt. Ich wünsche sehr zu erfahren, welchen Eindruck das 
Aeußere auf Sie gemacht hat. Der Corrector, den mir Meyer 
empfohlen, hat sich neulich die Freiheit genommen, eignes Mach— 
werk an mich zur Aufnahme zu schicken. Ich habe ihm ganz 
kurz geantwortet, daß ich bloß den Druck mit zu besorgen hätte, 
und da es elendes Zeug war, hinzugesetzt, daß Sie den Almanach 
für dieß Jahr für geschlossen ansähen, damit er Sie nicht weiter 
behelligen möchte. Mit seiner Sorgfalt bin ich recht sehr gut 
zufrieden, aber er ist so ängstlich, daß, wenn er, wie schon einige— 
mal geschehen ist, Unsinn aus dem Manuscript herausliest, er 
ihn auch ohne Bedenken drucken läßt. So waren neulich zwei 
Fälle in der Parthenope. Daher ist meine revision gar nicht 
überflüssig. Michaelis erwarte ich alle Tage, um das endliche 
Schicksal der Musik zu erfahren. Wie danke ich dem Himmel, 
daß Sie von diesem Menschen los sind, und daß er in diesem 
Jahr doch weder dem Almanach noch Ihnen viel geschadet haben 
soll. — Dürfte ich Sie wohl bitten, Lolo, die ich herzlich grüße, 
zu ersuchen, aus meinen Büchern 1.) Schellers lateinisch deutsches 
Wörterbuch in 8 Bänden, und 2.) Bailey's Englisch Deutsches 
Wörterbuch zu nehmen, und wohl eingepackt auf der Post 
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