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Erster Hauptteil. Deutschland und Friedrich Wilhelm IV. bis zum 18. März 1848 Zweites Kapitel. Die deutsche Politik Friedrich Wilhelms IV. vor 1848 und die Radowitzsche Denkschrift vom November 1847

Full text: Deutschland, König Friedrich Wilhelm IV. und die Berliner Märzrevolution / Rachfahl, Felix (Public Domain)

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Zweites Kapitel. 
Triest, Tyrol und das herrliche Erzherzogtum wäre schlimmer, 
als ein Gesicht ohne Nase!!! Gott wird Teutschland nicht 
verlassen!“ Wer möchte leugnen, dafs eine tiefe Wahrheit in 
diesen Worten liegt? Schnell genug freilich hat sich Friedrich 
Wilhelm darüber belehren lassen, dafs die harte Notwendigkeit 
der politischen Machtverhältnisse diese Verstümmelung Deutsch- 
lands, den „faktischen“ Ausschlufs Österreichs, unerbittlich 
gebiete. Aus dem Grunde des Herzens kam ihm gewilslich sein 
dabei bekundeter Protest gegen die „Parteien- oder Ministerial- 
Tyrannei“ des Konstitutionalismus oder Liberalismus „ä la 
Hansemann und Konsorten“. Bei solcher tiefinnerster Ab- 
neigung gegen die modernen Verfassungsbestrebungen schien 
ein Einvernehmen zwischen der Krone und den populären 
Tendenzen allerdings noch in weiter Ferne liegend oder viel- 
mehr überhaupt ein Unding 
In eben jenen Tagen, als sich der König so bestimmt 
gegen den „faktischen“ Ausschluß Osterreichs aus Deutsch- 
land zu wehren schien, erteilte er seine Zustimmung zu einem 
Projekte der Bundesreform, demzufolge zwar Österreich noch 
einmal zur Mitwirkung bei der nationalen Reorganisation auf- 
gefordert werden sollte, das aber doch schon die Möglichkeit 
in Erwägung zog, dal sich Metternich wiederum sträuben 
würde, und das für diesen Fall ein einseitiges Vorgehen Preufsens 
ohne Österreich in Aussicht nahm, — ein Verfahren, das über 
kurz oder lang den Widerstand Österreichs hervorrufen mulste, 
da es im letzten Grunde auf eine langsame, aber um so sicherere 
Hinausdrängung Österreichs aus Deutschland hinauslief. Der 
Urheber dieses Projektes war Radowitz. In den Intentionen 
des Königs und seines Beraters lag dieses Endziel als ein 
bewufst gewolltes vielleicht noch nicht; bei dem Stande der 
Dinge, bei der Unmöglichkeit für Österreich, eine Konzen- 
tration der Kräfte der Nation und etwa gar unter Preufsens 
Ägide zu dulden, war es seine notwendige Konsequenz. 
Nach der Beendigung des vereinigten Landtages wandte 
sich Friedrich Wilhelm IV. abermals seinen deutschen Plänen 
zu. Bei der Rheinreise, die er im Herbste des Jahres unter-
	        
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