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Zweiter Hauptteil. Friedrich Wilhelm IV. und die Berliner Märzrevolution Fünftes Kapitel. Der Abmarsch der Truppen vom Schlossplatze und die Katastrophe

Full text: Deutschland, König Friedrich Wilhelm IV. und die Berliner Märzrevolution / Rachfahl, Felix (Public Domain)

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Fünftes Kapitel. 
(mit Ausnahme der wenigen noch im Schlosse befindlichen 
Kompagnieen) entfernt hatten, suchte er somit zu verdecken. 
In den Memoiren des Generals v. Natzmer lesen wir!: „Der 
General v. Prittwitz, den ich später mehrmals gefragt, wer 
den Befehl zum Abmarsch der Truppen [vom Schlofsplatze 
und Lustgarten] gegeben, blieb immer dabei, er nicht, und 
er wisse auch nicht, von wem der Befehl ausgegangen“. Natzmer 
fügt die wohlbegründete Bemerkung hinzu: „Es klingt freilich 
sonderbar, dafs ein kommandierender General nicht habe er- 
mitteln können, auf welchen Befehl seine Truppen die von ihm 
angeordnete Aufstellung verlassen haben“. Das Befremden, 
das er mit Recht darüber empfand, veranlafste den General 
v. Natzmer ungefähr ein Jahr später, bei einem Offizier, der 
damals mitgefochten hatte, nämlich beim Grafen Lüttichau, 
Erkundigungen einzuziehen. Er erhielt die Auskunft, Prittwitz 
habe den Abmarsch befohlen; am 19. März früh hätten „sämt- 
liche Truppenführer auf dem Lustgartenplatz vor dem Schlofs 
nicht im Zweifel gewesen sein können, wer ihnen den Befehl 
zum Abzug gab“? Diese Vertuschungsversuche hatten auch in 
der That sehr bald Erfolg. Selbst Bodelschwingh äufserte, wie 
uns sein Neffe v. Diest mitteilt, in jener Zeit wiederholt, „kein 
Mensch wisse, wer den verhängnisvollen Befehl gegeben“, und 
Diest bezeugt weiter, dafs „dasselbe noch lange Zeit nachher 
der General v. Prittwitz und der Prinz von Preufsen erklärt 
haben “3 
Soweit wir es verfolgen können, hat Prittwitz, wenn er auf 
die Begebenheiten des 19. März zu sprechen kam, den Hergang 
unrichtig geschildert. Dem Herrn v. Bismarck hat er unmittelbar 
nachher erzählt: Nachdem ihm die Proklamation „An meine 
lieben Berliner“ bekannt geworden war, habe er das Gefecht 
abgebrochen, aber den Schlofsplatz, das Zeughaus und die ein- 
mündenden Strafsen zum Schutze des Schlosses besetzt gehalten. 
Da sei Bodelschwingh an ihn mit der Forderung herangetreten: 
„Der Schlofsplatz mufs geräumt werden.“ „Das ist unmöglich“, 
1) Natzmer a. 0.397f. 2) 8. oben S. 240 Anm. 2, 3) Diest 
a. 0. 8. 14.
	        
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