Der Ausbruch des Barrikadenkampfes etc. 171
Betonung des altpreufsischen Standpunktes in der preufsischen
Armee nach den Ereignissen des 18. und 19. März entbehrt
nicht des Zusammenhanges mit der in jenen Tagen herrschenden
Verstimmung gegen den König, über deren Ursache wir noch
sprechen werden. Wenn auch der Prinz von Preufsen und
Gerlach sich am Abende des 18. März freuten, dal es zum
Kampfe kam, weil nun der König berechtigt sei, seine „Kon-
zessionen“ zurückzunehmen, so hätten sie es doch, falls der
König nicht von selber daran dachte, nach dem Siege schwer-
lich gewagt, einen Zwang nach dieser Richtung auf ihn aus-
zuüben. Kiner solchen Prätorianerrolle aktiven Widerstandes
gegen den obersten Kriegsherrn war das preufsische Offizier-
korps und Heer nicht fähig. Der Rückzug von den Barrikaden,
der noch viel schimpflichere Abmarsch aus Berlin, die ihr nach
errungenem Siege anbefohllen wurden, und deren Schuld man
dem Könige beimals, stellten den Gehorsam der Armee auf
eine weit crnstere Probe, als die neue Wendung in der Politik
des Königs, und wenn auch der Groll und Trotz nur mühsam
verhalten wurden, so hat die Disziplin doch schlielslich die
Oberhand behalten. Und wenn Friedrich Wilhelm IV. zauderte,
Berlin durch rücksichtslose Anwendung von Gewalt niederzu-
werfen, so ganz sicherlich nicht deshalb, weil er fürchtete,
dadurch in Abhängigkeit von seinem Heere zu geraten.
Nicht um die Tendenz zur Errichtung einer Art von
Militärdiktatur, deren Spitze sich auch gegen den König kehren
sollte, handelte es sich bei der „Opposition“ des Generals von
Prittwitz. Diese letztere entsprang vielmehr einem Bestreben,
das auf ein viel näher liegendes praktisch-militärisches Ziel
gerichtet war. Wir haben bereits erwähnt, dafs des Königs
Geneigtheit, Vermittlungsversuchen Gehör zu geben, von der
Militärpartei gemifsbilligt und auf die Rechnung persönlicher
Schwäche gesetzt wurde. Am liebsten wäre es ihr gewesen,
wenn sich der König gar nicht in der Stadt befunden hätte,
weil sie die Ohnmacht des Königs, den Untergang Preufsens am deutlichsten
bekunden.‘*