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Zweites Kapitel,
Degen, Speeren, Partisanen und einigen Dutzend kleiner Theater-
karabiner, die weniger Gewehre als Spielzeuge waren. Fontane
erzählt, wie er vom Oranienburger Thore in der Nacht zum
Alexanderplatze ging: „Die wohl fast eine halbe Meile lange
Wegstrecke war mit Barrikaden übersäet, aber zugleich still
und menschenleer. Das Ganze glich einer ausgegrabenen Stadt,
in der das Mondlicht spazieren ging. Wenn wirklich Vertei-
diger dagewesen waren, so hatten sie sich etwas früh zur Ruhe
begeben. Mein Elendsgefühl über das, was eine Revolution
sein wollte, war in einem beständigen Wachsen“? Wolfgang
Menzel, der als Bevollmächtigter des Königs von Württemberg
in diesen Tagen in Berlin weilte, giebt den Eindruck, den er
von den revolutionären Vorgängen empfing, mit den Worten
wieder: „Es war überhaupt keine rechte Revolution. Es kam
zu gar keinem offenen Kampfe Mann gegen Mann. Die Tumul-
tuanten schossen nur aus den Häusern und haben nicht einmal
die Barrikaden mit den Waffen in der Hand verteidigt, sondern
nur dahinter versteckt geschossen, um davon zu laufen, wenn
die Soldaten einen Bayonettangriff machten ... Man sagte
damals, ein pommersches Regiment habe sich erboten, alleine
mit dem ganzen Berliner Pöbel fertig zu werden, und dieses
Regiment würde es auch geleistet haben. Der Aufstand war
am Sonntagmorgen schon besiegt, auf einen kleinen Raum der
Stadt beschränkt, und es hätte keiner Stunde mehr bedurft,
um ihn völlig niederzuschlagen. Dann wäre der König Herr
und Meister geblieben“.? Und zu ganz demselben Ergebnisse
gelangt der jüngste Geschichtsschreiber der Berliner Märztage
von militärischer Seite: „Vom militärischen Standpunkte aus
betrachtet, stand mithin die Gefechtslage so günstig wie nur
denkbar. Am 19. März bedurfte es nur des einen Wortes
„Vorwärts“, und beim ersten Anlaufe wären die wenigen
Häuser und Barrikaden genommen worden, welche sich noch
in den Händen der Aufständischen befanden. Etwa nach Ver-
1) Fontane 8. 267 f.
2) W. Menzels Denkwürdigkeiten 8. 402.