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[Briefe]

Full text: Briefe von Herman und Gisela Grimm an die Schwestern Ringseis / Grimm, Herman (Public Domain)

lichen Verhältniße er zu sich selber steht. All der 
exacte, katalogisch-chronologische Biographieschwindel, 
dem wir heute begegnen, kommt nicht auf gegen 
die Wahrheit und Dichtung einer einsamen Menschen— 
seele. 
Ich schreibe nun nicht weiter, denn es will dies 
kein Brief, sondern nur ein Morgengruß sein. Ein 
schöner Maienmorgen, an dem vorhin, um 6 Uhr, 
die Sonne glänzend herableuchtete, wenn auch schon 
mit ein paar heimlichen Thränen im Auge, die aber 
nun willig vorbrechen sollen. Giesel ist noch nicht 
aufgestanden. Sie hat keinen guten Winter gehabt 
und fängt bei der eintretenden Wärme nun erst an, 
sich menschlich zu fühlen. Es war ein fataler Winter, 
eine ungeheure Collection an schlechten Wetter-Proben, 
die alle um den Preis stritten, wer es am schlechtesten 
gemacht. 
hier ein Abbild meines neuesten irdischen Da— 
seins. Man sieht mir die 60 wohl an. 
CLebewohl, sage ich jeder ergeben. 
2. Mai 88. 
Herman Grimm. 
Nun folgt ein Brief aus Florenz vom Jahre 1889. 
Er ist an Emilie in h. Grimms Handschrift, aber von 
der Gattin diktiert und lautet: 
5
	        
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