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Wie man unter dem ersten Witkelsbacher lebte.
Am Nachmittage des 1. Juli 1335 saß der Rat von Berlin-Kölln auf dem
zemeinsamen Rathause zu einer wichtigen Sitzung beisammen.
Wir haben heute — hob Altermann Henuning von Lietzen nach Eröffnung
der Verhandlungen an — einen Gast zu begrüßen, welcher zum Nutzen unsrer
Bürgerschaft eine lange und rührsame Thätigkeit ausgeübt hat und nun erschienen
ist, um uns eine, wie es scheint, erfreuliche Botschaft zu überbringen: Herr
Johannes von Buch wünscht uns den Spruch mitzuteilen, welchen das von unserm
Markgrafen eingesetzte Schiedsgericht zur Beilegung unsers Streites mit den Erben
des Bernauer Propstes soeben gefällt hat ...
Gespannt schauten alle auf den Ritter, welcher bei dem Fürsten und dem
Volke der Marken in gleich großem Ansehen stand.
Ihr wißt, — sprach dieser — daß auf unsers gnädigen Fürsten Geheiß mit
dem hochwürdigen Bischof von Brandenburg drei Männer, welche ghibellinisch
esinnt sind, — nämlich der Hofmeister Diepolt Gusse, Ritter Altmann von dem
Veeee und ich selber, über die vor nunmehr 10 Jahren auf euerm Neu—
markte geschehene Gewaltthat eine genaue Untersuchung angestellt haben, um die
auf euch lastenden Kirchenstrafen endlich zu beseitigen. Nach sorgfältiger Prüfung
haben wir dahin erkannt, daß ihr gehalten sein sollt,
erstlich zum Seelenheile des getöteten Propstes in St. Marien einen Altar
zu stiften und mit 12 Wispeln Roggen für alle Zeiten auszustatten,
sodann an dem Orte, da selbiger Propst sein gewaltsames Ende gefunden,
bis zu seinem bald wiederkehrenden Todestage ein 12 Fuß hohes Steinkreuz zu
errichten, und
endlich in Zukunft an jenem traurigen Tage (den 16. August) das Gedächtnis
des Propstes mit Vigilien und Seelenmessen regelmäßig zu feiern.
Dafür verspricht der hochwürdige Bischof euch allesamt vom Banne zu
lösen ... Unser Herr Markgraf erwartet, daß ihr euch diesem Schiedsspruche
sofort unterwerfen werdet. Dafür aber, daß der operdic Bischof, dessen gott⸗
berordnete Würde allhier gleichfalls verletzt worden ist, sich also entgegenkommend
zezeigt hat, werdet ihr ihn selbst auch entschädigen müssen. . . Vamit geht —
ichloß der Ritter — mein Auftrag an euch zu Ende!