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6. Propst Nikolaus von Bernau

Full text: Berlin-Kölln / Richter, Julius Wilhelm Otto (Public Domain)

Propst Nikolaus von Bernau. 
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Wir wollen euch glauben, Herr Eberhard; — sprach dieser jetzt — gegen 
euch haben wir keine Beschwerde! 
Hütet euch vor verblendeten Thaten! — warnte milden Ernstes der Propst 
abermals. 
Doch seine Worte verklangen in dem Getobe der Menge. 
Rache, Rache dem Bernauer! — schrieen zahlreiche Stimmen. 
A 
entgegen. Er fand dort nur noch den zusammengesunkenen Scheiterhaufen, mit 
den verkohlten Gebeinen des gesuchten Priesters. 
Wir haben den Bernauer gerichtet .. verbrannt! — rief Peter von 
Moskau seinem Freunde Rathenow eutgegen — Kopkin von Rode gab das 
Zeichen dazu! ... 
Ein jaäher Schrecken zuckte über das Antlitz des herantretenden Ratsherrn. 
Es ist eine schwere That! — sagte er dumpf — Doch der tollkühne Vriester 
hat die Leidenschaften entfesselt! 
Merkwürdig, wie jetzt plötzlich die Stimmung der Menge umschlug. 
Sämtliche Schreier, die den Tod des Bernauers gefordert, die Kopkins Worten 
zugejauchzt und seine Befehle vollzogen, nicht minder die tosende Menge, die den 
Bernauer in der Berliner Propstei gesucht und die Mitglieder des Rates, welche 
ihn dem Gericht zu überliefern beabsichtigt hatten, waͤren gänzlich verstummt. 
Einer nach dem andern verschwand von dem Platze, als fürchte er sich, für die 
schreckliche That die Verantwortung zu tragen. Selbst die Anführer zogen sich 
eilig zurück. Nur einige Gesinnungsgenossen des Gerichteten blieben. Sie löschten 
die Flammen vollends aus und suchten die Gebeine des kühnen Mannes zu 
sammeln, der ihnen als Märtyrer galt. 
Jetzt erst erschienen auch Altermann Nikolaus von Asperstädt und der Stadt— 
schulze mit Stadtknechten. Sie hatten nichts mehr zu thun. 
Wehe uns, — sprach der Bürgermeister zu seinem Begleiter — daß wir 
außerhalh der Stadtmauern weilten, als die Gewaltthat sich abspielte! Was hier 
einzelne in schwerer Verblendung gesündigt, wird die ganze Bürgerschaft lange 
Zeit hindurch furchtbar zu büßen haben! 
In der That folgten bedenkliche Zeiten. Zwar schien es anfangs, als sollten 
die Berliner fuͤr den Priestermord straflos bleiben, denn nur die Brüder des 
Bernauer Propstes, Pfarrer Heinrich von Eberswalde und Albrecht, Adelholds 
Sohn, traten als Kläger gegen die Bürgerschaft auf, die geistlichen Oberbehörden 
hingegen verhielten sich vorläufig still. Aber es hatte dies nur darin seinen 
Grund, daß es damals eine Zeit lang an berufenen Vertretern der kirchlichen 
Interessen überhaupt fehlte. War doch kurz vor der unseligen That der Branden— 
burger Bischofsitz durch Todesfall erledigt worden, und dann eine zwiespältige 
Wahl erfolgt, die zu langwierigen Streitigkeiten zweier Domherren führte, der 
Magdeburger Oberhirt, Erzbischof Burchard, ein unversöhnlicher Feind König 
Ludwigs, aäber war bald nach dem Berliner Gewaltakt gleichfalls erschlagen worden. 
Später freilich gerieten die Bewohner der Spreestädte in um so ürgere Be— 
drängnis. Zu dem päpstlichen Banne, den sie um des Markgrafen willen zu 
tragen hatten, kam nun ein zweiter, welchen sie sich selbst wegen Vriestermordes
	        
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