Wie die Spreestädte und die Marken an das Haus Luxemburg'kamen. 127
Fürstenwalde, Drossen, Wrietzen und Freienwalde gemeinschaftlich besitzen sollen.
Vor 3 Tagen ist die Urkunde ausgefertigt und unser Anteil an dem Gelde bereits
an des Fürsten Hofmeister abgeführt worden. so daß die Übergabe des neuen
Besitzes unmittelbar bevorsteht ...
Ein Beifallsgemurmel ging durch die Versammlung.
Freilich erscheint jene Summe, — fuhr der Bürgermeister fort — so groß
sie uns vorkommen mag, für die Aufgaben, welche dem Markgrafen gestellt sind,
noch sehr klein, und er hat sofort noch höhere Anforderungen erhoben ...
Die Stimmung in der Versammlung war bei diesen Worten völlig umge—
schlagen. Ein dumpfes Getön hatte sich erhoben, das man nur als Zeichen der
Unzufriedenheit deuten konnte, und Nikolaus vom Sunde benutzte die Pause Rodes
zu der heftigen Bemerkung:
Noch niemals ist das Geld in Berlin-Kölln so selten gewesen wie jetzt; der
Markgraf kann nichts mehr von uns erhalten! Ubrigens ist es auch sehr die
Frage, ob er's zum Wohle des Landes verwenden würde, denn bisher kann
niemand sein und seiner Brüder Regiment rühmen! —
Mehrere stimmten ihm zu; der Bürgermeister aber begann wieder:
Jeder wird zugeben, daß unsre Städte und ihre Bürger ärmer als sonst sind,
man sollte mich doch erst bis zu Ende anhören, und dann urteilen! Natür—
sind wir hier, um zunächst zu erwägen, was den Gemeinden frommt...
Der Altermann hat recht! — rief man — Wir wollen ihn erst anhören!
Der Markgraf braucht also noch mehr Geld, — fuhr Rode wieder fort —
und wofür, das hat er selbst mir offenbart: erstlich um verpfändete Landes—
teile auslösen zu können. Schlimm genug, aber euch allen ist's genügend
bekannt, daß der Sachsenherzog und seine Verwändten in Anhalt seit des falschen
Waldemars Zeiten Städte und Dörfer besetzt halten, um sich für Kriegskosten
schadlos zu halten, die sie, ohne uns zu fragen, aufgewendet haben, indem sie
jenen Betrüger in die Marken hineinführten und zur Gellung zu bringen suchten ...
Nicht eher geben sie die Plätze auf, als bis ihre Rechnung beglichen wird, und
der Fürst will das thun. — Sodann braucht dieser ein gutes, streitbares Heer,
um den feindlichen Nachbarn begegnen zu können, welche sich mit noch geringerer
Berechtigung Grenzgebiete der Marken angeeignet haben . .. Ihr seht also, daß
die Gelder gut verwendet werden sollen. Als ich nun von dem gnädigen Herrn
befragt wurde, ob unsre Städte nicht noch größere Opfer bringen könnten, er—
widerte ich natürlich: Herr Markgraf, geben kann nur der, welcher hat, und
von einem, welcher nur den Bettelstab führt, preßt man selbst mit Drohungen
keinen Pfennig heraus! — Weiß wohl, sagte er, daß die Zeiten schlecht sind,
doch vielleicht finden sich Mittel und Wege für euch. Klaus Bismarck)), mein
Hofmeister, soll mit dir darüber weiter reden! — Und so geschah es: Der Ritter
von Burgstall, ein Mann, der ein Herz für die Bürger haät, wie er denn selber
aus der Gewandschneidergilde zu Stendal hervorgegangen ist, nahm meine Klagen
über die Not unsrer Staͤdte teilnahmsvoll entgegen; hernach sprach er: Was ich
euch vorschlagen will, ist mehr zu euerm als des Markgrafen Vorteil, wie—
vohl dieser dadurch zu Einnahmen kommen soll. Die Münze, die in eurer
Stadt jetzt auf Rechnung des Landesherrn betrieben wird, will er nebst allem,
Es ist der zuerst in den Adelstand erhobene und mit dem Schlosse Burgftall belehnte
Stammvater des Geschlechtes Bismarck.