Der Zopf.
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gebaut worden, als unter der Regierung Friedrich Wilhelms. Der Zuzug
nach der Residenz steigerte sich allerdings in seiner Regierungszeit ganz un⸗
gewoͤhnlich (die Bevoͤlkerungsziffer betrug in seinem Todesjahre 90 000),
aber der Anbau uͤbertraf doch immer noch die Nachfrage. Es heißt, daß
der Koͤnig die Absicht gehabt habe, Berlin in den Stand zu setzen, noͤtigen⸗
falls das ganze Heer muͤhelos in seinen Mauern aufzunehmen. Dieses
Heer war allmaͤhlich zu einer Kopfzahl von 30000 angewachsen. Da ge⸗
nuͤgte denn freilich nicht das alte Stadtgebiet, das der Große Kurfuͤrst mit
seinen so weit gezogenen Mauern abgesteckt hatte, und Erweiterungsbauten
groͤßten Stiles wurden notwendig.
In den ersten Jahren beschraͤnkte Friedrich Wilhelm sich auf den
Ausbau der von seinem Vater angelegten Friedrichsstadt (ihre Grenzen
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Der Spittelmarkt im Jahre 16900. Nach dem Sktizzenbuch Stridbecks. Die dargestellte
Goertrauten- oder Spittelkirche wurde 1884 aus Verkehrsruͤcksichten abgebrochen.
lagen in der Gegend der heutigen Mauer- und Junkerstraße). Im Jahre
1725 besaß diese Stadt, oder vielmehr — nach Friedrichs J. Reform —
dieser Stadtteil neben 719 Haͤusern noch 149 freie Baustellen. Diese Luͤcken
galt es zunaͤchst auszufuͤllen. Schon 1732 war dieses Werk vollendet, und
aun begannen die Erweiterungsbauten. Die alten Festungsmauern der
oͤllnischen Seite wurden niedergelegt, und in weiterem Umkreis die Mauer
errichtet, die noch bis in die Mitte unseres Jahrhunderts das westliche
Berlin umgab. Die neue Mauer hatte weder Bastionen noch Wassergraͤben.
Diese scheinbare Vernachlaͤssigung der Fortifikation entsprang einer tiefen
Einsicht des Koͤnigs uͤber die Entwickelung der Kriegsfuͤhrung, von der noch
die Rede sein wird.