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Hochgeehrte Fest-Versammlung!

Full text: Berlin, die Stadt der Hohenzollern / Wolff, Fritz (Public Domain)

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Unter der Regierung Friedrich Wilhelms J erhielt die Vereinigung 
der vier Städte einen sichtbaren Ausdruck in der Beseitigung der die 
Altstadt umschließenden Befestigung und in der Errichtung einer Ring— 
mauer, die zur Ueberwachung der Accise und der Garnison um die ganze 
Stadt einschließlich der Vorstädte gezogen wurde. Innerhalb dieser 
Mauer war zwar noch viel unbebautes Land vorhanden, aber es nahm 
bald und stetig ab durch die rege Bauthätigkeit, die sich unter Friedrich 
Wilhelm J in Folge der raschen Bevölkerungszunahme entwickelte. Man 
kennt die scharfen Befehle des Königs, nach denen seine Minister, Generale 
und Räthe sowie die wohlhabenderen Bürger veranlaßt wurden, neue 
Häuser in den entstehenden Stadtvierteln zu bauen. Daß die Baukunst 
indessen keineswegs auf den Wohnhausbau beschränkt wurde, bezeugt die 
Fortsetzung des Schloßbaues, der Ausbau des Schlößchens Monbijou 
und der Bau zahlreicher Kirchen. Wie erfolgreich der König auf diesem 
Gebiete thätig war, erhellt aus der staunenswerthen Thatsache, daß bei 
seinem Regierungsantritte 12 Kirchen, bei seinem Tode 25 Kirchen in 
Berlin vorhanden waren. Allerdings war auch die Bevölkerung während 
seiner Regierung nach dem Maßstabe des 18. Jahrhunderts ungemein 
schnell gewachsen, die Stadt hatte sich über die eingeebneten Festungswälle 
nach allen Seiten weithin ausgedehnt. Der Pariser, der Leipziger und 
der Belleallianceplatz sind als das Karee, das Oktogon und das Rondeel 
bereits von Friedrich Wilhelm J angelegt worden. 
Nach Reisebeschreibungen aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts 
zeichnete sich Berlin damals vor andern deutschen Städten vortheilhaft 
aus durch seine gut gebauten massiven Wohngebäude und seine breiten 
gepflasterten Straßen. Bis zur Beendigung des siebenjährigen Krieges 
hatte dann die Stadt in ihrer äußeren Erscheinung solche Fortschritte 
gemacht, daß sie auch für den durch Friedrich den Großen erheblich 
erweiterten und mächtig gewordenen Staat eine würdige und ansehnliche 
Residenz darstellte. Nur als Handelstadt war Berlin Städten wie 
Leipzig und Magdeburg gegenüber immer noch von untergeordneter 
Bedeutung. Aber als Friedrich der Große den Finowkanal wieder 
herstellen ließ und den plaueschen und bromberger Kanal zur Verbindung 
der Hauptstadt mit der oberen Elbe und der Weichsel anlegte, besonders 
auch vermöge der preußischen Machterweiterung eine von den Nachbarn 
unabhängige Handelspolitik einschlagen konnte, da erstarkte Handel und 
Industrie in den märkischen Landen. Zugleich fing Berlin an, nicht 
mehr so vorwiegend wie bisher eine Stadt des Königlichen Hofes, des
	        
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