Der Feldzug gegen österreich 1866.
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Aupa⸗Brücke auf der Nordseite von Trautenau nach leichtem Gefecht besetzt.
Die 9. Kompagnie blieb am Südeingange halten. Die 10. Kompagnie
setzte auf dem Marktplatz der Stadt die Gewehre zusammen. Aus den
Häusern und der Umgegend wurden noch 1 Offizier und 46 Mann als
Gefangene eingebracht.
Auf dem Marsch der 11. Kompagnie über den Kapellenberg hatte Füsilier
Kolodziey die Geistesgegenwart, dem General-Lieutenant von Plonski
das Leben zu retten, indem er einem Osterreicher, welcher aus einem Fenster
auf den Divisions-Kommandeur anschlug, das Gewehr in die Höhe riß.
Am Abend bezog das Füsilier-Bataillon ein Biwak südlich der Stadt,
wo sich, wie schon erwähnt, später das 1. Bataillon einfand.
Vom Füsilier-Bataillon war nur ein Mann verwundet. Der Gesamt⸗
verlust des Regiments am Tage von Alt-Rognitz betrug an Toten:
1Offiziere, 8 Unteroffiziere, 5. Mann; an Verwundeten: 5 Offiziere,
2 Fähnriche, 11 Unteroffiziere, 131 Mann.
Am folgenden Morgen (29. Juni) blieben das 1. und Füsilier—
Bataillon im Biwak und benutzten die Ruhe, um abzukochen.
Große Massen aufgefundener Leinwand und Talg kamen den wunden
Füßen vortrefflich zu statten. Um 12 Uhr mittags kam der Befehl zum
Abmarsch auf Koͤniginhof.
Die Bataillone waren gerade angetreten, als Se. Königl. Hoheit der
Kronprinz heranritt. Es war ein unvergeßlicher Moment, als derselbe
an das Regiment Worte des Lobes richtete und das abgeschossene Fahnen—
kreuz des 2. Bataillons vor der Front küßte. Nach der ersten Viertel—
stunde des Marsches hallte von Königinhof her Kanonendonner. Die
J. Garde-Division sollte heute wieder den Vortanz haben.
Die mutigen Gefühle, welche das dumpfe Grollen des schweren
Geschützes erregte, wurden in etwas abgeschwächt durch den Anblick so
vieler Leichen und schmachtender Blessierter, welche beim Marsch über einen
Teil des gestrigen Kampfplatzes noch zahlreich herumlagen. Bei Retten—
dorf, vorwärts an der Elbe, machten die Bataillone Halt und bezogen
das Biwak. Der Feind stand auf dem anderen Ufer des Flusses.
Das 2. Bataillon war in Trautenau zur Bewachung der großen
Zahl von Gefangenen zurückgehalten und wurde kompagnieweise in Alarm—
quartiere gelegt.
Eine große Fabrik, welche namentlich stark mit Kriegsgefangenen
belegt war, brannte in der Nacht zum 30. Juni vollständig nieder. Der
5. Kompagnie, die sofort um das Gebäude Chaine bildete, war es zu
danken, daß keiner der Osterreicher entsprang. Am 2. Juli abends wurde
das Bataillon abgelöst und marschierte nach Rettendorf ab.
Die beiden anderen Bataillone waren an der Elbe geblieben. Das