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Sechster Abschnitt. Der Feldzug gegen Frankreich 1870/71. Die Mobilmachung und der Eisenbahn-Transport

Full text: Geschichte des Königlich Preussischen Kaiser Franz Garde-Grenadier-Regiments Nr. 2 / Puttkamer, Erich von (Public Domain)

Der Feldzug gegen Frankreich 1870/71. 
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Da die Quartiere der II. Garde-Infanterie-Division weit ablagen, 
so rückte dieselbe bereits am 2. März nach den der Neuilly-Brücke zunächst 
liegenden Ortschaften. 
Das Regiment marschierte dazu, nachdem es sich um 9 Uhr vor— 
mittags bei St. Denis gesammelt hatte, an der Seine entlang, nach dem 
am Seineufer malerisch gelegenen Dorfe Puteaux, wo es um 12 Uhr 
Quartiere bezog. Im Fort de l'Est war ein Kommando des Regiments 
als Besatzung zurückgeblieben. 
Nach kurzer Ruhe im Quartier begab sich jeder, der es irgend ver— 
mochte, nach Paris, wohin auch die Quartiermacher bereits abgesandt waren. 
Man wollte sobald als möglich die stolze Stadt sehen, die auch die 
Väter und Großväter bereits als Sieger betreten, in der die Wiege des 
Regiments gestanden hatte. 
Das schöne Wetter begünstigte den Spaziergang, und gut war es, 
denselben nicht aufzuschieben. 
Bereits am Nachmittage verbreitete sich die Nachricht, daß die 
Friedenspräliminarien von der National-Versammlung in Bordeaux ratifiziert 
seien, und daß infolgedessen Paris von den deutschen Truppen geräumt 
werden müsse. Frankreich verpflichtete sich zu gunsten des Deutschen 
Reiches auf einen Teil von Lothringen und auf das Elsaß, ohne Belfort, 
zu verzichten und eine Kriegsentschädigung von 5 Milliarden Franks zu 
zahlen. 
Bis zur Zahlung der Kriegsentschädigung sollten 6 Departements 
von deutschen Truppen besetzt bleiben, welche auf Kosten von Frankreich 
verpflegt wurden. Die Quartiermacher wurden auch noch am Abend 
wieder zurückberufen, als die Quartiere bereits gemacht waren. 
Wenn es dem Regiment daher nicht mehr vergönnt war, in seiner 
Gesamtheit in Paris einzuziehen, so konnte die Mehrzahl doch als Sieger 
den stolzen Triumphbogen durchschreiten, der von den Biwaks der deutschen 
Truppen umgeben war. 
Wohl verlohnte sich dieser Gang durch die Champs elysées nach 
dem Konkordienplatz und dem Tuilerien-Palast, welcher letzterer sehr bald 
ein Raub der Flammen werden sollte. 
Die Pariser Bevölkerung hatte den Takt, sich in diesen Tagen 
möglichst zurückzuhalten, und so sah man fast nur Soldaten in diesem 
Stadtteile. 
Sogar von den Restaurants waren nur wenige geöffnet. In einem 
solchen, in dem die Verpflegung zwar gut, die Preise aber unerhörte waren, 
entgegnete der Wirt, als ihm Vorstellungen über die unverschämte Prellerei 
gemacht wurden, mit der unschuldigsten Miene von der Welt: „Aber, meine 
Herren, Sie müssen doch bedenken, daß Sie meine Spiegelscheiben und 
von Puttkamer, Regimentsgeschichte. 3. Auflage. 12
	        
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