Der Feldzug gegen Frankreich 187071.
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Erzeugnisse der Gärten und Felder mußten aushelfen, so daß ein eigent—
licher Mangel nur an Salz eintrat, welches wir weder hinreichend fanden,
noch merkwürdigerweise seitens der Intendantur geliefert erhielten.
Es ist dies dasjenige Nahrungsmittel, welches am wenigsten zu ent—
behren ist. Das zeigten die vielen weggeworfenen Fleischportionen in
diesen Tagen, welche, ohne Salz zubereitet, nicht zu genießen waren. Eine
vom Hauptmann von Cölln mit der 3. Kompagnie und einem Zuge
Ulanen in der Umgegend ausgeführte zweitägige Requisition lieferte 76
Stück Rindvieh, 200 Hammel und 12 Wagen mit Lebensmitteln, so daß
wir längere Zeit frisches Fleisch und sogar Milch und Butter hatten.
Sehr unangenehm war auch der Mangel an Tabak und Cigarren.
Die Seegras-Matratzen, deren Inhalt auch wohl mit Rosenblättern und
anderem Gewächs vermischt wurde, vermochten demselben doch nur in
geringem Grade abzuhelfen. Durch die Einnahme von Toul (28. Sep⸗
tember) und von Straßburg (28. September) wurden die durch diese
Festungen gesperrten Eisenbahnen geöffnet und damit die rückwärtigen
Verbindungen und die Ernährung der Armee gesichert und verbessert.
Der Besitzer von Aulnay, Graf Gourgue, war mit Frau und
Dienerschaft, außer einem alten Invaliden, Kapitän Fessard, der einzige
Bewohner des Ortes. Dem war es zuzuschreiben, daß hier die Getreide—
mieten nicht verbrannt waren, zum beiderseitigen Vorteil. Graf Gourgue
erhielt Bons für dieselben, wir aber setzten die Dreschmaschinen und
Mühlen in Bewegung, ließen Brot backen und gewannen Pferdefutter.
Es sei hier gleich erwähnt, daß der Graf Gourgue mit seiner
Umgebung während der ganzen Zeit der Cernierung in seinem von den
Granaten des Forts erreichten Hause verblieb, mit seinen unfreiwilligen
Gästen stets ein gutes Einvernehmen unterhielt, dadurch aber auch sein
Besitztum vor den sonst unvermeidlichen Zerstörungen möglichst bewahrte.
Von dem später aufgetauchten Verdacht, spioniert zu haben, konnte sich
Graf Gourgue reinigen, dagegen wurden aus diesem Grunde der Curé
und ein belgischer Arzt am 29. September verhaftet und nach Deutsch—
land geschickt.
Kapitän Fessard, welcher gleichfalls während der ganzen Zeit in
Aulnay wohnte, wurde bei der Durchfahrt Seiner Majestät des Königs
von diesem angeredet und als ein „alter, wenn auch feindlicher Kriegs—
kamerad von Leipzig her“ begrüßt.
Es dürften dies, wenigstens auf der Nordostfront von Paris, die
einzigen Fälle sein, wo die Bewohner ihre Häuser nicht verlassen hatten.