Der Feldzug gegen Frankreich 1870/71.
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Front gegen die Linie Givonne-Daigny. Hier hatten wir bereits Geschütz⸗
und Mitrailleusen-Feuer von den Batterien auszuhalten, welche auf den
Höhen nordwestlich Daigny (Plan 4) aufgefahren waren.
Der aus dem Kadetten-Korps dem Regiment überwiesene Fähnrich
von Ziegler hatte das Glück, in diesem Augenblick beim Regiment
einzutreffen und bei der 2. Kompagnie die Schlacht mitzumachen. Die
Divisions-Pfarrer beider Konfessionen hielten ergreifende Ansprachen und
erteilten den Segen.
Ein letzter Gruß für die Lieben wurde schnell geschrieben, während
der Lärm der nahen Schlacht immer furchtbarer wurde.
Die Armee des Marschall Mac Mahon erwartete unsern Angriff
in einer Stellung (siehe Plan 440), welche sie mit Anlehnung an die
Maas in weitem Bogen um die ihren Rücken deckende Festung Sedan
eingenommen hatte. Die Maas und die Thäler des Givonne- und Floing-
Baches gewährten gute Hindernisse. Der uns gegenüberliegende Teil der—
selben, den der westliche Höhenrand des tiefen Thales bildete, welches
sich von Givonne in südlicher Richtung über Daigny bis Bazeilles er—
streckt, war besonders stark. Derselbe wurde von dem J. französischen
Korps unter General Ducrot verteidigt.
Die J. Garde-Division, welche den Feind bereits aus Villers-Cernay
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ihre Operationen gegen Givonne. Dorthin sollte nunmehr auch unsere
Division gezogen werden. Da es dem kommandierenden General jedoch
nötig schien, die bei Daigny kämpfenden Teile des (XII.) sächsischen
Korps zu unterstützen, erhielt der Führer des Regiments, Major von
Derenthall, um 10 Uhr durch den Chef des Generalstabes, General
von Dannenberg, direkt den Befehl:
„zur Unterstützung der schon länger in schwerem Kampfe
stehenden Sachsen gegen Daigny vorzugehen und unter
allen Umständen die am südlichen Ausgange von Daigny
von Nordost nach Südwest auf die Dorfstraße stoßende
Schlucht zu halten“.
Unter gehöriger Benutzung des welligen Terrains, wenngleich von
Granatfeuer belästigt, führte Major von Derenthall die in Halb—
bataillone formierten Bataillone, mit dem 1. Bataillon an der Téte, gegen
den bezeichneten Punkt. Da die Sachsen sich in einer sehr schwierigen
Lage befanden, wurde das 1. Bataillon gegen Daigny vorgezogen. Das⸗
selbe nahm die 2. und 3. Kompagnie als Vortreffen vor und löste
Schützen auf. Das feindliche Feuer gegen unsere Stellung wurde stärker,
hatte aber nur geringe Wirkung, da sich die Leute durch das Terrain zu
decken vermochten. Unsere Divisions-Artillerie, welche nahe dem rechten