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Sechster Abschnitt.
Regimentsstab nach Gerolsheim und das Füsilier-Bataillon nach Beinders—
heim in recht gute Quartiere.
Der Marsch am folgenden Tage war bei großer Hitze, namentlich
für das Füsilier-Bataillon, sehr anstrengend. Mehrere Leute fielen ohn—
mächtig um und kamen an Sonnenstich in das Lazarett. Die im Groß—
herzogtum Hessen in der Nähe von Worms gelegenen Kantonnements, in
welchen das Regiment bis zum 4. August, bis zum vollendeten Aufmarsch
des Gardekorps, verblieb, waren für das 1. Bataillon Hohensülzen, für
den Regimentsstab und das 2. Bataillon Offstein und für die Füsiliere
Mühlheim und Obrigheim.
Diese Zeit während der Konzentration wurde von dem Regiment zu
Übungen und Alarmierungen benutzt. Der Anzug wurde in stand gesetzt.
Auf Ordnung im Quartier wurde strenge gesehen. Die Strenge in der
Handhabung der Disciplin gegen Ausschreitungen der Mannschaften im
Anzuge und Vergehen im Quartier hat sich während des ganzen Feld—
zuges, selbst während der anstrengendsten Zeit, belohnt.
Die Haltung der Mannschaften des Regiments war stets eine vor—
treffliche. Die Quartiere waren, obwohl sehr stark belegt, ausgezeichnet
gut. Die braven Pfälzer leisteten das Möglichste. Ganz besonders ver—
dient der Bürgermeister Deiß in Offstein erwähnt zu werden, welcher
während dieser ganzen Tage für seine überaus zahlreiche Einquartierung
das Muster eines liebenswürdigen Wirtes war. Ihm, wie allen unseren
Pfälzer Wirten, sei durch diese Zeilen ein Denkmal der Dankbarkeit errichtet.
Am 4. August wurde nach vollendeter Konzentration der Vormarsch
gegen Kaiserslautern angetreten. Um 5 Uhr nachmittags sammelte sich
das Regiment bei Mühlheim und trat unter fortwährendem Regen den
Marsch auf Ramsen an, bei welchem Orte abends 9 Uhr das Biwak von
der IV. Garde-Infanterie-Brigade bezogen wurde. Der Marsch war bei
dem Regen sehr anstrengend. Die Kompagnien hatten am Morgen, bevor
der Befehl zum Vormarsch eingetroffen war, bereits Märsche, teils zur
UÜbung, teils infolge veränderter Dislokation, zurückgelegt. Die Mann—
schaften kamen daher ziemlich erschöpft im Biwak an.
Holz und Stroh war nur in unbedeutenden Quantitäten in der
Dunkelheit aufzutreiben. Dies erste Biwak auf nassem Boden gewährte
uns einen Vorgeschmack der Strapazen, welche folgen sollten.
Am nächsten Morgen wurde um 8 Uhr aus dem Biwak aufgebrochen.
Lieutenant von Puttkamer wurde als Ordonnanz-Offizier zum Stabe
—D regnete es
noch zuweilen. Der Marsch führte uns in das schöne Hardtgebirge. Für
uns, die wir des Bergsteigens ungewohnt, waren die Anstrengungen des
ungefähr fünf Meilen langen Weges infolgedessen sehr groß. Trotzdem