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Sechster Abschnitt. Der Feldzug gegen Frankreich 1870/71. Die Mobilmachung und der Eisenbahn-Transport

Full text: Geschichte des Königlich Preussischen Kaiser Franz Garde-Grenadier-Regiments Nr. 2 / Puttkamer, Erich von (Public Domain)

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Sechster Abschnitt. 
Regimentsstab nach Gerolsheim und das Füsilier-Bataillon nach Beinders— 
heim in recht gute Quartiere. 
Der Marsch am folgenden Tage war bei großer Hitze, namentlich 
für das Füsilier-Bataillon, sehr anstrengend. Mehrere Leute fielen ohn— 
mächtig um und kamen an Sonnenstich in das Lazarett. Die im Groß— 
herzogtum Hessen in der Nähe von Worms gelegenen Kantonnements, in 
welchen das Regiment bis zum 4. August, bis zum vollendeten Aufmarsch 
des Gardekorps, verblieb, waren für das 1. Bataillon Hohensülzen, für 
den Regimentsstab und das 2. Bataillon Offstein und für die Füsiliere 
Mühlheim und Obrigheim. 
Diese Zeit während der Konzentration wurde von dem Regiment zu 
Übungen und Alarmierungen benutzt. Der Anzug wurde in stand gesetzt. 
Auf Ordnung im Quartier wurde strenge gesehen. Die Strenge in der 
Handhabung der Disciplin gegen Ausschreitungen der Mannschaften im 
Anzuge und Vergehen im Quartier hat sich während des ganzen Feld— 
zuges, selbst während der anstrengendsten Zeit, belohnt. 
Die Haltung der Mannschaften des Regiments war stets eine vor— 
treffliche. Die Quartiere waren, obwohl sehr stark belegt, ausgezeichnet 
gut. Die braven Pfälzer leisteten das Möglichste. Ganz besonders ver— 
dient der Bürgermeister Deiß in Offstein erwähnt zu werden, welcher 
während dieser ganzen Tage für seine überaus zahlreiche Einquartierung 
das Muster eines liebenswürdigen Wirtes war. Ihm, wie allen unseren 
Pfälzer Wirten, sei durch diese Zeilen ein Denkmal der Dankbarkeit errichtet. 
Am 4. August wurde nach vollendeter Konzentration der Vormarsch 
gegen Kaiserslautern angetreten. Um 5 Uhr nachmittags sammelte sich 
das Regiment bei Mühlheim und trat unter fortwährendem Regen den 
Marsch auf Ramsen an, bei welchem Orte abends 9 Uhr das Biwak von 
der IV. Garde-Infanterie-Brigade bezogen wurde. Der Marsch war bei 
dem Regen sehr anstrengend. Die Kompagnien hatten am Morgen, bevor 
der Befehl zum Vormarsch eingetroffen war, bereits Märsche, teils zur 
UÜbung, teils infolge veränderter Dislokation, zurückgelegt. Die Mann— 
schaften kamen daher ziemlich erschöpft im Biwak an. 
Holz und Stroh war nur in unbedeutenden Quantitäten in der 
Dunkelheit aufzutreiben. Dies erste Biwak auf nassem Boden gewährte 
uns einen Vorgeschmack der Strapazen, welche folgen sollten. 
Am nächsten Morgen wurde um 8 Uhr aus dem Biwak aufgebrochen. 
Lieutenant von Puttkamer wurde als Ordonnanz-Offizier zum Stabe 
—D regnete es 
noch zuweilen. Der Marsch führte uns in das schöne Hardtgebirge. Für 
uns, die wir des Bergsteigens ungewohnt, waren die Anstrengungen des 
ungefähr fünf Meilen langen Weges infolgedessen sehr groß. Trotzdem
	        
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