Gemeinsam
stark sein
Projekte des bundesweiten Wettbewerbs 2020
Motto: Täglich gut versorgt!
Europäischer Landwirtschaftsfonds für die
Entwicklung des ländlichen Raums: Hier
investiert Europa in die ländlichen Gebiete.
58 Nordfriesland genießen:
Eine Plattform für regionale Anbieter
LEADER-Region AktivRegion Nordfriesland Nord
36 MarktTreff Beidenfleth
LEADER-Region AktivRegion Steinburg
34 MOIN Eschede!
ILE-Region Lachte-Lutter-Oker
30 Lieferservice per Lastenrad
LEADER-Region Steinfurter Land
46 E-Carsharing:
Erneuerbare Elektromobilität für alle
LEADER-Region Kulturlandschaft Ahaus-Heek-Legden
42
Direktvermarkter in und um die
Region nette innerste
ILE-Region nette innerste
12 Unser Dorf fährt elektrisch
LEADER-Regionen Harzweserland, Osterode am Harz,
Göttinger Land
52
Errichtung und Betrieb eines Dorfladens mit Café
LEADER-Region Burgwald – Ederbergland
56
24
Aufbau einer Generationengenossenschaft
LEADER-Region Eifel
Regio.Dorf.Laden – Dorfladen-Erzeuger-Netzwerk
LEADER-Region SPESSARTregional
16 Smart Village Remmesweiler
LEADER-Region KulturLandschaftsInitiative
St. Wendeler Land
20 Quirnbach inTakt
LEADER-Region Westrich-Glantal
6 Intelligente Marktplätze
LEADER-Region Neckartal-Odenwald aktiv
28
2
GEMEINSAM STARK SEIN
Marktscheune Meckesheim
LEADER-Region Kraichgau
2.
Platz
Inhalt
18 Wiederbelebung der Dorfmitte Bernitt
LEADER-Region Güstrower Landkreis
50 Markthalle Dannenberg
LEADER-Region Elbtalaue
26 Lebenszentrum Reichenberg
LEADER-Region Märkische Seen
40 Ausflugsziel Marienhof an der Teufelsmauer
LEADER-Region Nordharz
10 Kramer und Konsorten
LEADER-Region Dübener Heide
44 Der Allmende Taucha e. V.
LEADER-Region Delitzscher Land
14 RegioBrunch im Muldenland
LEADER-Region Leipziger Muldenland
54 regional.einfach phänomenal
LEADER-Regionen Klosterbezirk Altzella,
Land des Roten Porphyr, SachsenKreuz+,
Silbernes Erzgebirge, Flöha- und Zschopautal,
Lommatzscher Pflege
38 Thüringenregal
LEADER-Region Gotha – Ilm-Kreis – Erfurt
1.
Platz
48
Dorfladen mit Mehrgenerationenwerkstatt
Aidhausen
ILE-Region Gemeinde-Allianz Hofheimer Land
32 Mobiler Dorfladen in der Steinwald-Allianz
ILE-Region Steinwald-Allianz
22 Die HofladenBOX
LEADER-Region Landkreis Fürth
3.
Platz
8 Traditionelle Brotkultur im Allgäu
LEADER-Region Regionalentwicklung Oberallgäu
3
Impressum
Herausgeber
Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung
(BLE)
Deutsche Vernetzungsstelle Ländliche Räume (DVS)
Deichmanns Aue 29
53179 Bonn
Telefon: 0228 6845-3974
dvs@ble.de
www.netzwerk-laendlicher-raum.de
PDF-Datei und kostenlose Bestellung der Publikation unter:
www.ble-medienservice.de/landwirtschaft/
laendliche-raeume
Redaktion
Isabella Mahler und Sophia Neuhoff (DVS)
Redaktionelle Unterstützung: neues Handeln AG
Gestaltung
Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung
Referat 411 – Medienkonzeption und -gestaltung
Titelbild
Getty Images / Biserka Stojanovic
Druck
Kunst- und Werbedruck GmbH & Co KG
Auflage
2 000
Stand
November 2020
Die Publikation wird durch den Bund und die Europäische Union im Rahmen des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen
Raums (ELER) gefördert. Zuständige Verwaltungsbehörde: Bundesministerium für Ernährung und
Landwirtschaft (BMEL)
4
GEMEINSAM STARK SEIN
Glossar zur Erklärung
wesentlicher Begriffe
LEADER: LEADER ist die Abkürzung des französischen
Begriffs „Liaison Entre Actions de Développement
de l‘Économie Rurale“ (dt. „Verbindung von Aktionen
zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft“). Der
Regionalentwicklungsansatz wird in Deutschland
derzeit in 321 Regionen angewendet und von der EU
mitfinanziert. LEADER-Regionen haben ein Budget,
aus dem sie Projekte fördern können, die im Einklang mit den Zielen ihrer Lokalen Entwicklungsstrategien stehen.
LAG: Die Lokale Aktionsgruppe (LAG) ist der Zusammenschluss von Menschen unterschiedlicher
Funktionen und beruflicher Hintergründe, der in
einer LEADER-Region gemeinsam an Entwicklungsprozessen arbeitet.
GAK: Aus Mitteln der Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des
Küstenschutzes” (GAK) werden Maßnahmen zur
Entwicklung der Landwirtschaft und der ländlichen
Räume gefördert.
ILE-Region: Mit der GAK-Förderung „Integrierte
Ländliche Entwicklung“ (ILE) unterstützen einige
Bundesländer Regionen, die unter aktiver Beteiligung der lokalen Bevölkerung Entwicklungskonzepte
erstellt haben und diese mit einem Regionalmanagement umsetzen. Die Zielsetzung ähnelt derjenigen aus LEADER, ILE-Regionen haben jedoch in der
Regel kein eigenes Budget für Projekte.
BULE: Das Bundesprogramm Ländliche Entwicklung
unterstützt Projekte, die ländliche Räume stärken.
Es wird überwiegend vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) finanziert.
GRW: Die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung
der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) ist ein
Förderinstrument von Bund und Ländern für eine
ausgewogene regionale Entwicklung in Deutschland.
Liebe Leserinnen und Leser,
als wir in der Deutschen Vernetzungsstelle Ländliche Räume im Frühjahr 2020 das Thema
für die siebte Auflage des Wettbewerbs „Gemeinsam stark sein“ der LEADER- und ILE-Regionen festlegten, breitete sich das Coronavirus gerade aus; Diskussionen über Lebensmittelknappheit und ein Ansturm auf die Supermärkte folgten. Das Motto „Täglich gut versorgt!“
schien uns wie ein beruhigendes Mantra: Denn in vielen ländlichen Räumen stellen Menschen seit Langem mit Engagement, Mut und Leidenschaft Projekte auf die Beine, die die
Dörfer mit frischen und regionalen Produkten sowie Dienstleistungen aller Art versorgen.
Genau das zeigen die 27 Wettbewerbsbeiträge, die die Bundesländer für den Wettbewerb
nominiert haben. Viele Ideen haben sich im Pandemie-Jahr bewährt: Vielerorts boomen
Dorfläden, die Nachfrage nach regionalen Produkten ist gestiegen, digitale Bestell-Plattformen sowie Lieferdienste haben an Beliebtheit gewonnen; das Essen ist auf dem Land nicht
knapp geworden. Die teilnehmenden LEADER- und ILE-Regionen haben in den vergangenen
Jahren mit zukunftsweisenden Ideen ihren Beitrag geleistet, um die Versorgung ländlicher
Regionen zu sichern.
Einige Projekte im Wettbewerb führen aber auch vor Augen, was derzeit auf der Strecke
bleibt und wir schmerzlich vermissen: Gemeinschaftserlebnisse wie ein Essen mit Freunden
und Nachbarn, ein Spielenachmittag, der Besuch im Dorfcafé oder von Kulturveranstaltungen. Der Grundstein für solche Erlebnisse wurde mit einigen der eingereichten Projekte gelegt, sodass sie hoffentlich bald wieder das Zusammenleben in den Dörfern und Regionen
bereichern.
Die drei Siegerprojekte wurden von der Öffentlichkeit ausgewählt: Im Herbst 2020 waren
alle Interessierten dazu aufgerufen, unter den 27 Projekt-Beiträgen online ihre Favoriten
auszuwählen. Rund 5 300 Menschen haben sich beteiligt, ein großer Erfolg!
Die meisten Stimmen erhielt der „Dorfladen mit Mehrgenerationenwerkstatt Aidhausen“.
In der Ortschaft ist ein neues Gebäude zum sozialen Dorfmittelpunkt mit Angeboten wie
Bücherei, Volkshochschule und Metzgerei geworden (siehe S. 48-49). Eingereicht wurde das
Projekt von der ILE-Region Gemeinde-Allianz Hofheimer Land in Bayern. Platz zwei ging an
die Marktscheune Meckesheim, ein Projekt der LEADER-Region Kraichgau in Baden-Württemberg. Die Marktscheune ist ein Treffpunkt mit Café, Dorfladen und für Events (siehe S.
28-29). Auf Platz drei landete das Projekt „Erhalt der traditionellen Brotkultur im Allgäu“ der
bayerischen LEADER-Region Regionalentwicklung Oberallgäu. Ein Zusammenschluss aus
Bäckern setzt sich dafür ein, das regionale Backhandwerk zu bewahren (siehe S. 8-9).
Mit der vorliegenden Broschüre möchten wir Ihnen alle Projekte vorstellen, die am Wettbewerb „Gemeinsam stark sein“ 2020 teilgenommen haben. Sie sind Ausdruck des Engagements und der Arbeit, die in den ILE- und LEADER-Regionen in Deutschland geleistet wird,
– damit ländliche Regionen auch in Zukunft gut versorgt bleiben.
Viel Spaß und Inspiration beim Lesen wünscht im Namen des DVS-Teams
5
Vom Rhein-Neckar-Kreis in die ganze Bundesrepublik:
Die Marktfee-App vermittelt Kunden deutschlandweit
regionale Vermarkter.
Mitglied im Netzwerk der Marktfee-App, früher Emmas App:
der Mühlenbäcker in Zuzenhausen.
Was braucht smartes Einkaufen?
Das Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis will die Grundversorgung der Region langfristig sichern. Was mit
einer Bedarfsanalyse begann, entwickelte sich zu
einer bundesweit nutzbaren digitalen Plattform.
Wie lassen sich bestehende regionale Einkaufsmöglichkeiten langfristig erhalten und mit digitalen
Möglichkeiten verknüpfen? Das wollte das Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis wissen – und startete mit
der LEADER-Region „Neckartal-Odenwald aktiv“ das
Projekt „Intelligente Marktplätze“. Um einen Überblick über die bisherige Versorgung zu erhalten und
zu erfahren, was für die Menschen vor Ort wichtig
ist, führten die Projektpartner eine qualifizierte
Bedarfsanalyse durch. Doch was als solche begann,
entfaltete schnell eine enorme Hebelwirkung: Aus
dem kleinen regionalen Projekt entstand eine bundesweit nutzbare App, die Menschen im ländlichen
Raum bei der täglichen Versorgung unterstützt.
6
GEMEINSAM STARK SEIN
Was für die Menschen vor Ort
wichtig ist
Seinen Anfang nahm alles in den Modellgemeinden Spechbach und Schönbrunn. Sie verfügen über
unterschiedliche Rahmenbedingungen: Spechbach
hat eine kompakte Struktur ohne Ortsteile, Schönbrunn mit fünf Ortsteilen hingegen eine große
räumliche Ausdehnung. In Bürgerforen und Workshops band das Projektteam die Bevölkerung sowie
Vertreter von Lebensmittelhandel, Drogerien oder
Banken ein. Dabei entstanden erste Vorstellungen,
wie ein „Intelligenter Marktplatz“ aussehen könnte.
Die Ergebnisse sollen auf andere Kommunen übertragbar sein.
Eine erste Erkenntnis: Um eine möglichst hohe Kundenfrequenz zu erreichen, sollen etwa der Lebens-
mitteleinkauf mit dem Friseur- oder Bankbesuch an
einem Anlaufpunkt möglich sein. Zudem ist die Vernetzung der regionalen Anbieter unterschiedlicher
Waren und Dienstleistungen geplant, um vorrangig
das regionale Gewerbe zu stärken. Gleichzeitig soll
der Intelligente Marktplatz die Identifikation der
Bevölkerung mit ihrem Ort fördern. Deshalb legt
das Projektteam besonderen Wert auf die soziale
Komponente – und will durch den Marktplatz einen
sozialen Treffpunkt für die Bevölkerung schaffen.
Eine App bringt zusammen
Schnell stieß das Vorhaben neue Ideen an: So tat
sich der Rhein-Neckar-Kreis mit dem Verband Region Rhein-Neckar, dem Start-up Ciconia Software
und mit der Universität Mannheim zusammen. Im
vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten
Projekt „CrowdMyRegion“ arbeiteten diese an einer
Plattform für regionale Lebensmittel mit nachhaltiger Lieferlogistik. Das Ergebnis ist die inzwischen
bundesweit bekannte „Marktfee.app“ – früher noch
„Emmas.app“. In den Modellkommunen Spechbach und Schönbrunn wurde die App getestet und
schließlich im September 2019 öffentlich vorgestellt.
Und so funktioniert es: Über die App bauen Direktvermarkter wie Bäcker und Metzger, aber auch Hofläden, Feinkostläden und kleine Lebensmittelhändler mit ihren Kunden ein regionales Bestell- und
Liefernetzwerk auf. Kunden können die Waren online
bestellen, bezahlen und zu ausgewählten Zeiten im
Laden abholen. Zusätzlich können die Waren vom
Anbieter an eine örtliche Abholstation wie eine
Metzgerei oder Marktscheune geliefert werden.
Die Lieferungen werden nachhaltig, indem sie über
Fahrten erfolgen, die sowieso getätigt werden
würden – im Projekt „Sowieso-Fahrten“ genannt.
Dadurch soll das Mobilitätsaufkommen gesenkt
werden. Die Abholstationen und „Sowieso-Fahrten“
gibt es bislang lediglich in Spechbach und Schönbrunn, nutzbar ist die App aber bundesweit. Derzeit
läuft ein Pilottest, ob und inwiefern Haustür-Lieferungen realisierbar sind. Im gesamten Rhein-NeckarKreis finden außerdem Marketingaktionen statt, um
den Nutzerkreis der Marktfee-App zu vergrößern. So
wollen die Projektpartner mehr Anbieter gewinnen
– damit aus der Idee ein nachhaltiges Konzept wird,
von dem alle profitieren.
Info
kar-Kre
is
Projektname
Intelligente Marktplätze – Bedarfsanalyse zum Aufbau einer intelligenten
(digitalen und stationären) Nah- und Grundversorgung der Zukunft
m t Rhe
in-Nec
Bundesland
Baden-Württemberg
Website
www.marktfee.app
r e ; L an
Sof t wa
Ciconia
Projektträger
Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis
Fo to s :
Kosten
rd. 50 460 Euro, davon gefördert: rd. 25 440 Euro (LEADER)
dr a t s a
LEADER-Region
Neckartal-Odenwald aktiv
7
3.
Platz
Gemeinsam gute Brote backen
Im Allgäu setzen sich Bäcker gemeinsam dafür ein,
das traditionelle Backhandwerk zu bewahren. Damit
stärken sie ihre Region gleich mehrfach: Sie sichern
Arbeitsplätze, die Nahversorgung und Treffpunkte
für die Menschen vor Ort.
Backen ist Kunst – zumindest, wenn man auf traditionelles Handwerk setzt. Das ist heutzutage aber
alles andere als selbstverständlich: Um mit dem
günstigen Angebot der Supermärkte und Discounter
mitzuhalten, sind immer mehr Bäcker gezwungen,
Fertigbackware anzubieten. Die Folge: ein austauschbares Sortiment, das kaum mehr unterscheidbar ist. Hinzu kommt ein Mangel an ausgebildetem
Fachpersonal, immer mehr Betriebe schließen
deshalb. Hier setzt der „Allgäuer Bäcker e.V.“ an.
Gemeinsam soll die regionale Brotkultur – die zum
immateriellen UNESCO-Kulturerbe gehört – erhalten
werden.
8
GEMEINSAM STARK SEIN
Die Dorfgemeinschaft im Blick
Das Bäckerhandwerk ist eines der ältesten Gewerke
überhaupt und in ihm spiegeln sich die Lebensweise und Gebräuche in Dörfern wie in kaum einem
anderen. Gleichzeitig sind Bäckereien wichtige,
generationenübergreifende Treffpunkte, sichern die
Nahversorgung und regionale Arbeitsplätze. Deshalb
wollen die „Allgäuer Bäcker“ ihr Handwerk zukunftsfähig gestalten und so das Zusammenleben in den
Dörfern fördern.
Die Idee zum Projekt kommt von zwei Bäckern aus
der Region: 2016 initiierten Erwin Weber aus Frauenzell und Karlheinz Härle aus Blaichach die Gründung des Vereins. Bis heute haben sich ihnen 22
Allgäuer Bäcker mit 24 Betrieben angeschlossen. In
einem intensiven Entwicklungsprozess arbeiteten
die Bäckerinnung Allgäu und die Allgäu GmbH einen
Katalog an Kriterien aus, der die „Allgäuer Bäcker“
22 Bäcker haben sich zu den „Allgäuer Bäckern“
zusammengeschlossen, um ihr Handwerk
zukunftsfähig zu machen.
Region und Nachwuchs fördern
Bei ihrer Projektarbeit richten die Bäcker den Blick
auf den gesamten regionalen Wirtschaftskreislauf: Sie arbeiten eng mit Partnern wie der Weissachmühle in Oberstaufen oder der Vogtmühle in
Illertissen zusammen. Mit intensiver Nachwuchsarbeit und einer einheitlichen Ausbildungsvergütung wollen sie außerdem die bestehenden
Betriebe erhalten. Ihren Auszubildenden
zahlen sie 15 bis 20 Prozent mehr als in der
Sparte üblich. Ausgelernten Beschäftigten
ermöglichen sie regelmäßig Weiterbildungen.
Zusätzlich fördern die „Allgäuer Bäcker“ die
Integration von Asylsuchenden, indem sie
für diese Ausbildungs- und Arbeitsplätze
bereitstellen.
Ein Vereinskoordinator steuert die vielfältigen
Aktivitäten. Er trägt die Gemeinschaftsinitiative an
weitere Bäckermeister heran und unterstützt sie
bei der Umsetzung des verpflichtenden Kriterienkataloges. Gleichzeitig ist er verantwortlich für
die Nachwuchswerbung, steht also in Kontakt mit
Schulen oder der Agentur für Arbeit und vertritt den
Verein bei Lehrstellenbörsen oder Berufsfindungstagen. Um weitere Mitstreiter zu gewinnen, die
Öffentlichkeit zu sensibilisieren und den Kontakt
Info
Projektname
Erhalt der traditionellen Brotkultur im Allgäu
Bundesland
Bayern
LEADER-Region
Regionalentwicklung Oberallgäu
Kosten
131 400 Euro, davon gefördert: 60 000 Euro (LEADER)
Projektträger
Der Allgäuer Bäcker e.V.
Website
www.derallgaeuerbaecker.de
Fotos: Allgäu GmbH
zu Markenpartnern macht. Gleichzeitig dient der
Katalog als Leitfaden, mit dem das Backhandwerk
im Allgäu in eine sichere und nachhaltige Zukunft
geführt werden soll. Das Projekt wurde von der
Lokalen Aktionsgruppe Regionalentwicklung Oberallgäu finanziell unterstützt.
zur Politik zu halten, betreiben die Vereinsmitglieder viel Öffentlichkeitsarbeit – mit Plakataktionen,
Zeitungsanzeigen, Pressemitteilungen und einer
Website. Jeder Mitgliedsbetrieb erhält außerdem ein
Starterpaket mit Flyern, Plakaten, Brötchentüten
und Aufklebern, um sich an seinen Verkaufsstellen
als „Allgäuer Bäcker“ auszuzeichnen. So erschließen
die „Allgäuer Bäcker“ Schritt für Schritt die regionalen Wertschöpfungsketten – und sichern attraktive
Dorfstrukturen für alle Altersgruppen.
9
Kulinarische Plattform für die
Dübener Heide
Über den Online-Marktplatz „Kramer und Konsorten“
öffnen sich regionalen Direktvermarktern aus der
Dübener Heide neue Vermarktungswege. Der Vorteil
für die Menschen: sie können sich Produkte aus ihrer
Region einfach nach Hause bestellen.
Ob Kräutertee aus Muldestausee oder ErdbeerAufstrich mit „Chilli-Likör“ aus Nordsachsen: Auf
dem Online-Marktplatz „Kramer und Konsorten“
finden Menschen aus der Dübener Heide viele Produkte aus ihrer Region. Um ihnen Zeit zu
schenken und lange Wege zu ersparen, entwickelte
Warenregale machen in Tourismus-Informationen und
Läden auf das Angebot von Kramer und Konsorten
aufmerksam.
Gemeinsam die Region stärken
Der Weg von der Idee zur Umsetzung war kurz:
Gemeinsam mit dem Netzwerk Stadt-Land, einer
Förderung durch das Land Sachsen-Anhalt, und dem
Regionalmanagement setzte Stadtler Service das
Projekt um. Bei der Namensgebung für das Projekt
bedienten sich die Partner an tradierten Handels-
GEMEINSAM STARK SEIN
Der Online-Marktplatz versammelt nun die Angebote
verschiedener Anbieter unter einem Dach. Er stärkt
damit die regionalen Direktvermarkter und Manufakturen – und wirkt positiv auf die Wertschöpfungsketten der gesamten Dübener Heide und der
angrenzenden Räume. Die Menschen vor Ort können
auf dem Online-Marktplatz aus vielen regionalen
Produkten auswählen, sie in einen Warenkorb legen
Theresia Stadtler-Philipp betreibt einen
Online-Marktplatz.
Theresia Stadtler-Philipp, Inhaberin des Unternehmens Stadtler Service, gemeinsam mit dem Regionalmanagement Dübener Heide und 13 Erzeugern
und Verarbeitern aus dem Regionalmarken-Netzwerk „Bestes aus der Dübener Heide“ die Idee zur
Plattform.
10
begriffen: Kramer ist ein altes norddeutsches
Wort für Händler, Konsorten sind selbstständige
Unternehmer.
und gesammelt bestellen. Das Team von Kramer und
Konsorten verpackt und verschickt die Waren aus
einem eigenen Lager. Das entlastet die Erzeuger,
spart Zeit und Portokosten.
Innovationen fördern
Die einzelnen Erzeuger aber auf einer Plattform
zusammenzubringen, war gar nicht so leicht. Eine
beachtliche Zahl möglicher Anbieter schreckte zunächst zurück, ihre Produkte online zu vertreiben
und die neue Vermarktungsform in ihr Betriebskonzept zu integrieren. Sie fürchteten, den Anforderungen und Erwartungen der Kundschaft – etwa
bezüglich des Lieferumfangs – nicht gerecht werden
Die Produkte stammen überwiegend aus dem Netzwerk
„Bestes aus der Dübener Heide“ und dem Verbund
„Regionalmarke Mittelelbe“.
Das Team von Kramer und Konsorten verpackt und
verschickt die Waren aus einem eigenen Lager.
zu können. In persönlichen Gesprächen mit Theresia
Stadtler-Philipp konnten die vielen, teils auch skeptischen Fragen aber gut aufgelöst werden.
Anhalt-Bitterfeld, Wittenberg oder der Stadt DessauRoßlau kommt. „Engagement“ zeigt, dass der Hersteller nachhaltig wirtschaftet, „Innovation“ weist
auf Produkte mit neuen Ideen und Rezepturen hin.
Seit Mai 2020 bieten kleine Manufakturen und landwirtschaftliche Betriebe aus dem Netzwerk „Bestes
aus der Dübener Heide“ und dem Verbund „Regionalmarke Mittelelbe“ ihre Waren bei „Kramer und
Konsorten“ an. Auch Erzeuger, die keinem Verbund
angehören, können ihre Produkte hier verkaufen.
Über eine Kennzeichnung mit Symbolen wird für den
Kunden Transparenz geschaffen: „Regional“ bedeutet, dass über 48 Prozent der Inhaltsstoffe im
Produkt regionaler Herkunft sind, „Macher“ heißt,
dass der Anbieter aus den Landkreisen Nordsachsen,
Um auf den Online-Marktplatz aufmerksam zu
machen, platzierte Stadtler Service Warenregale mit
Produkten der neuen Online-Plattform in verschiedenen Tourismus-Informationen und Ladengeschäften.
Zudem starteten die Projektpartner den Wettbewerb
„Augenlust und Gaumenschmaus“, der für mehr
regionale Produktvielfalt sorgen will. Dabei treten
Tandems aus Landwirtschaft und Veredlung, Veredlung und Küche oder Design und Lebensmitteltechnik
gegeneinander an. Das fördert die kulinarischen Innovationen vor Ort – und damit die gesamte Region.
Info
Projektname
Kramer und Konsorten – Ein Online-Marktplatz für Kleinunternehmer in der
Regionalentwicklung
Bundesland
Sachsen-Anhalt
Website
www.kramer-und-konsorten.de
rafie/n
l Fo to g
Projektträger
Stadler Service
Elbet a
Kosten
29 740 Euro, davon gefördert: 29 740 Euro (Netzwerk Stadt-Land/ELER)
euland
+
LEADER-Region
Dübener Heide
11
Team des Vereins Mobiles Dorf e. V., der das Elektroauto von Eisdorf betreibt
Mit neuem Antrieb in die Zukunft
Drei Regionen in Niedersachsen förderten in einer
Wettbewerbsreihe die E-Mobilität – und stärken dank
gemeinschaftlicher Fahrzeugnutzung und Fahrdiensten das Gemeinschaftsgefühl in ihren Dörfern.
Den Klimaschutz voranzubringen hat in den LEADER-Regionen Harzweserland, Osterode am Harz
und Göttinger Land beinahe schon Tradition. Eine
Projektgruppe aus Regionalmanagements, den
Landkreisen Göttingen und Northeim, der Klimaschutzagentur und Energieversorgern entwickelte
dazu vor rund zehn Jahren eine Wettbewerbsreihe.
Nach „Unser Dorf spart Strom“ (2012) und „Unser
Dorf nutzt die Sonne“ (2014) folgte 2017 „Unser Dorf
fährt elektrisch“. Im Mittelpunkt der dritten Ausgabe: neue klimafreundliche Mobilitätsoptionen für
den ländlichen Raum.
Acht Dörfer, acht Gewinner
Von 25 interessierten Dörfern reichten acht ein fertiges Konzept ein. Ihre Berechnungen und Bedarfsabfragen ergaben, dass der Betrieb von E-Carsharing
im eigenen Ort für sie wirtschaftlich wäre. Weil mit
dem Projektbudget insgesamt neun Konzepte hätten
realisiert werden können, bekamen alle acht Dörfer
12
GEMEINSAM STARK SEIN
den Zuschlag – und damit eine Ladeinfrastruktur im
Wert von bis zu 12 000 Euro. Je LEADER-Region wurde
außerdem das beste Konzept mit zusätzlichen 7 500
Euro zur Finanzierung eines Elektroautos gefördert.
Wichtig waren dabei vor allem folgende Punkte: War
die Finanzplanung vollständig und plausibel? Wie ist
die Nutzung gestaltet? Inwiefern wurde die Bevölkerung beteiligt? Und sind weitergehende Angebote
wie etwa ein Fahrdienst enthalten?
Mehrwert für die Region
Das 425-Seelen-Dorf Schlarpe zum Beispiel erfüllte
diese Kriterien. Hier beteiligte sich der ganze Ort:
Ein Dorfbewohner programmierte eine Buchungsplattform, andere halfen durch ihre beruflichen
Hintergründe bei der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung und lokale Unternehmen unterstützten bei der
Planung und Durchführung. Der Strom für das E-Auto
kommt von einer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach
des Dorfgemeinschaftshauses. In Schlarpe gibt es
auch einen Fahrdienst: Mehr als zehn Ehrenamtliche konnten bisher alle Anfragen bedienen – und
ermöglichen zum Beispiel Einkaufsfahrten. In
Klein Schneen gründete sich zur Umsetzung ein Verein. Und über eine Whatsapp-Gruppe können E-Car-
Auszeichnung der Dörfer, die einen Zuschuss für die
Finanzierung eines Elektroautos erhielten.
Ladestation vor dem Dorfgemeinschaftshaus in Schlarpe
sharing-Nutzer hier ihre Fahrten teilen und Mitfahrende werben. Auch im Ort Eisdorf kümmerte sich
ein Verein um die Umsetzung. Hier wurden gleich
zwei Ladesäulen aufgestellt, um die Distanzen zum
nächsten geteilten Auto möglichst kurz zu halten.
„Die Unterstützung der Gemeinde war ein Erfolgsfaktor. Nur durch ihre Initiative, ein Grundstück aus
Privatbesitz zu kaufen, konnte der Standort für die
zweite Ladeinfrastruktur realisiert werden“, berichtet ein Mitglied des Vereins Mobiles Eisdorf e.V. Auch
in Eisdorf gibt es einen Fahrdienst.
Probefahrt für das Elektroauto von Heckenbeck
Im Mai 2020 endete das Förderprojekt. Die Umsetzung geht weiter. „Ein Blick in die teilnehmenden
Dörfer zeigt, wie vielfältig E-Carsharing-Konzepte
sein können“, sagt Julian David, Regionalmanager der LEADER-Region Harzweserland. „Jeder
Projektname
Ort kann passgenau für sich ermitteln, was
Unser
Dorf fährt elektrisch
gewünscht und gebraucht wird. Das Expertenwissen vor Ort ist ein großer Schatz für die
Bundesland
Dörfer. Daher überlassen wir es den Dörfern,
Niedersachsen
tragfähige Konzepte zu entwickeln.“ Unterstützt wurden diese dabei von einer ProjektLEADER-Regionen
managerin – vorab durch InformationsveranHarzweserland,
Osterode am Harz, Göttinger Land
staltungen und Experten-Workshops, später
durch enge fachliche Beratung während der
Kosten
Umsetzung. Zusätzlich konnten und kön157
500 Euro, davon gefördert: 126 000 Euro (LEADER)
nen sich die Menschen auch weiterhin bei
und
31 500 Euro (Landkreise Northeim und Göttingen)
offenen Treffen austauschen und vernetzen. So baut das Projekt „Unser Dorf fährt
Projektträger
elektrisch“ Vorbehalte gegenüber neuen
Landkreis
Göttingen
Antriebsformen ab, sichert die Mobilität
auf dem Land – und stärkt durch die geWebsite
meinschaftliche Nutzung eines Autos und
www.harzweserland.de/index.php/
die Bereitstellung von Fahrdiensten den
unser-dorf-faehrt-elektrisch
Zusammenhalt im Dorf.
rose e.V
.
Für ein starkes
Gemeinschaftsgefühl
Fo to s :
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Info
13
Zum Frühstück ein Stückchen
Zuhause
Die Köstlichkeiten ihrer Region lernen die Gäste einer
ganz besonderen Brunch-Reihe kennen. Diese erweitert ihren Horizont nicht nur kulinarisch, sondern
auch kulturell.
Ob neue Genüsse in alten Mauern, wild auf Wild
im Landgasthof oder zum Frühstück aufs Schloss:
Der RegioBrunch im Muldenland zeigt die Vielfalt
regionaler Produkte in der LEADER-Region Leipziger
Muldenland – und das an ganz besonderen Orten.
Für die Veranstaltungsreihe servieren örtliche
Gastronomen Produkte aus der Region. Das bringt
Vielfalt in die Küchen und macht das Frühstücken
gehen für Gäste zum echten Erlebnis. Jeder Brunch
serviert auch ein kulturelles Highlight: So bot etwa
ein Ranger Gästen eine geologisch-naturkundliche
Führung durch den vulkanisch geprägten Geopark
Porphyrland. Für andere Brunch-Besucher gab es
im Anschluss eine Schlossführung oder sogar einen
Auftritt Martin Luthers in der Ruine des Zisterzienserklosters Marienthron – einst bewohnt von seiner
Ehefrau Katharina von Bora.
Dem Trend gefolgt
Dem allgemeinen Trend der letzten Jahre folgend,
war auch in der LEADER-Region Leipziger Muldenland eine große Nachfrage nach regionalen Erzeugnissen zu spüren. So entstand bei der LAG Leipziger
Muldenland e. V. die Idee, diese Produkte stärker mit
der Gastronomie zu vernetzen. Zu Gastronomen und
Erzeugern aus der Region hatte der Verein bereits
gute Kontakte, die durch die Zusammenarbeit für die
Internationale Grüne Woche und für die „Regionale
Geschenkbox“ entstanden waren. Letztere bietet die
Möglichkeit, den Liebsten eine ganze Box voll Köstlichkeiten aus der eigenen Region zu schenken.
Schnell gelang es der LAG, Partner für das Projekt
zu gewinnen: Schon seit 2013 finden jährlich bis zu
vier RegioBrunch-Veranstaltungen an wechselnden
Orten der LEADER-Region statt. Daraus hat sich ein
Netzwerk an Gastronomen entwickelt, das über die
Jahre weitergewachsen ist. Immer wieder spricht
der Verein neue Gastronomen an, um sie für das
In der Region Leipziger Muldenland finden jährlich bis zu vier RegioBrunch-Veranstaltungen an wechselnden Orten statt.
14
GEMEINSAM STARK SEIN
Das Buffet beim RegioBrunch besteht aus Speisen
aus der Region.
Konzept zu begeistern. Produzenten erhalten durch
die RegioBrunch-Veranstaltungen eine ganz besondere Bühne. Gäste lernen die Produkte nicht
nur durch Schildchen neben den Speisen auf dem
Buffet kennen, sondern erfahren im Anschluss meist
mehr darüber, etwa in ausgelegten Flyern oder bei
Produktproben. Das bedeutet für regionale Produzenten neue Kunden und für Gastronomen zufriedene Gäste.
Jeder Brunch serviert auch ein kulturelles Highlight: beispielsweise
eine Führung durch die Gemäuer von Kloster Nimbschen.
Jeder Brunch ist anders
Der RegioBrunch fördert regionale Wertschöpfungsketten. Das zeigte auch eine Auswertung
der eingebundenen regionalen Produzenten,
von denen viele wiederkehrende Partner sind.
Ihr zufolge wurde in den letzten Jahren eine
breite Produktpalette erfolgreich eingebunden: darunter Molkereierzeugnisse, Obst, Saft,
Fruchtaufstrich, Wild, Fisch, Fleisch, Wurst,
Eier, Back- und Teigwaren sowie Gemüse. So
entdecken Gäste immer wieder neue regionale
Köstlichkeiten, Gastronomen entwickeln ein
Bewusstsein für kurze Lieferketten und lokale Unternehmen erhalten wichtigen Rückhalt
aus der eigenen Region.
Info
Projektname
RegioBrunch im Muldenland
Bundesland
Sachsen
LEADER-Region
Leipziger Muldenland
Kosten
keine
Projektträger
Lokale Aktionsgruppe Leipziger Muldenland e. V.
Website
www.leipzigermuldenland.de
Fotos: Matthias Wagner; Martin Rust; M. Roßberger
Wie sie den RegioBrunch gestalten, steht den Gastronomen frei. Bei Thema, Termin und Ort geben sie
den Ton an. Passende Ergänzungen wie eine thematische Gästeführung erarbeiten sie gemeinsam mit
der LAG Leipziger Muldenland, die die Partner auch
bei der Kommunikation über Flyer und Online-Marketing unterstützt. Qualität, Regionalität und Zufriedenheit sind drei wichtige Säulen des RegioBrunch.
Regelmäßige Befragungen unter den Teilnehmenden
sowie Gespräche mit den Gastronomen sichern eine
stetige Qualitätskontrolle und Weiterentwicklung.
15
Ein smartes Dorf
Remmesweiler verbindet die digital gesteuerte Nahversorgung
mit analogen Angeboten für die Dorfgemeinschaft.
In Remmesweiler sichern eine digitale Plattform und
Dorfcoaches die Nahversorgung. Bestellt werden
kann aber auch ganz analog im Dorfgemeinschaftshaus – nachbarschaftlicher Austausch inklusive.
Seit Anfang 2018 hat das saarländische 900-Seelen-Dorf Remmesweiler keine Einkaufsmöglichkeiten und damit auch keine Treffpunkte mehr.
Deshalb schlossen sich Vertreter aus Politik,
Wirtschaft und Ehrenamt in einem Zukunftsprojekt zusammen: das „Smart Village Remmesweiler“. Mit einer Online-Plattform für
Lebensmittel und Artikel des täglichen Bedarfs wollen sie eine zukunftsorientierte Daseinsvorsorge für ländliche Räume aufbauen.
Dabei werden lokale Händler und Erzeuger
sowie extra ausgebildete Dorfcoaches einbezogen. Gleichzeitig soll das Modellprojekt
Kommunikationsstrukturen und Begegnungsorte wiederbeleben – und das Dorfgemeinschaftshaus zum zentralen sozialen Treffpunkt machen. Die
Idee entwickelten die drei Partner des Regionalentwicklungsnetzwerkes: die Wirtschaftsförderung St.
Wendeler Land mbH, der Landkreis St. Wendel und
die LAG KulturLandschaftsInitiative St. Wendeler
Land e. V.
16
GEMEINSAM STARK SEIN
Beim Frühstücken einkaufen
Im Mai 2018 startete das Projekt im Rahmen des
Modellvorhabens „Land(auf)Schwung“, finanziert
durch das Bundesministerium für Ernährung und
Landwirtschaft. Dabei wurde eine Online-Plattform
aufgebaut und die Händler, Testkunden, Dorfcoaches sowie der Logistiker akquiriert,
geschult und eingearbeitet. In der
zweiten, LEADER-geförderten Projektphase richtete das Projektteam ein
containerbasiertes Verteilzentrum ein:
Um die Kühlkette nicht zu unterbrechen,
wird die Ware in Kühlcontainern in transportierbare Kühlkisten umgepackt. Erst
dann macht sie sich auf den Weg zur zentralen Abholstation im Dorfgemeinschaftshaus. Einkaufen können die Dorfbewohner
entweder mit einem eigenen Zugang über
die Online-Plattform „Keep Fresh“ – über
11 000 Artikel finden sie hier. Oder sie bestellen die Waren während des Dorffrühstücks:
Jeden Donnerstag treffen sich viele Einwohner
im Dorfgemeinschaftshaus zum geselligen
Beisammensein und geben dabei ganz nebenbei ihre Bestellung auf. Bei Bedarf werden sie
dabei von zwei ehrenamtlichen Dorfcoaches
unterstützt. Viele Senioren ohne Internetzugang
nutzen dieses Angebot.
Aktuell befindet sich das Projekt in
der dritten und letzten Phase: Die
Förderung der digitalen Nahversorgungs-Plattform mit GAK-Mitteln wird
bis Sommer 2021 andauern. Im Idealfall
trägt sich die Plattform dann selbst,
eventuell müssen Kunden für die Auslieferung einen kleinen Betrag zahlen.
Gemeinsam konnten die Projektpartner
in Remmesweiler so eine neue Form der
ländlichen Nahversorgung realisieren.
Sie zeigen, dass Konzepte zur Digitalisierung das soziale Miteinander im Dorf
sogar fördern können. Fünf benachbarte
Dörfer haben sich mittlerweile dem Konzept
angeschlossen.
Zurzeit stellen der Globus-Markt St. Wendel, mehrere Bäckereien, Bioläden, eine Drogerie und diverse
Hofläden ihr Angebot auf der Plattform bereit. Der
Hofladen Wendelinushof etwa bietet frische Produkte aus eigener Herstellung: Fleisch- und Wurstwaren,
Produkte aus der Gärtnerei sowie Eier und Nudeln.
Bei einem anderen beteiligten Biohändler können
die Kunden große und kleine Überraschungskisten
mit saisonalem Obst und Gemüse wählen. Die Waren
werden von der landkreiseigenen Logistik mit einem
Fahrzeug bei den regionalen Händlern abgeholt, im
Verteilzentrum verpackt und einmal wöchentlich
ins Dorfgemeinschaftshaus gebracht. Die zentrale
Anlieferstelle erspart die kostenintensive Lieferung
auf den letzten Metern. Und sie sichert die Kommunikation im Dorf: Im Dorfgemeinschaftshaus
nehmen die Dorfcoaches die Bestellungen entgegen
und übergeben die Waren an die Menschen. Den
weniger mobilen Senioren bringen die Dorfcoaches
die Einkäufe sogar bis nach Hause. Bezahlt wird
entweder per Lastschrift direkt beim Kauf auf der
Online-Plattform oder bar beim Dorfcoach.
Info
Projektname
Smart Village Remmesweiler
Bundesland
Saarland
LEADER-Region
KulturLandschaftsInitiative St. Wendeler Land
Kosten
rd. 82 000 Euro (Projektphase 2),
davon gefördert: rd. 66 000 Euro (LEADER)
Projektträger
LAG KulturLandschaftsInitiative St. Wendeler Land e. V.
Website
www.smartvillage-wnd.de
Fotos: Wirtschaftsförderungsgesellschaft St. Wendeler Land GmbH
Das soziale Miteinander fördern
17
Café, Bücherbörse,
Schreibwaren, Lebens
mittel und Drogerieartikel – der Bernitter
Dorfladen versorgt
die Einwohner und ist
Veranstaltungsort.
Ein neues Herzstück
Eine Bürgergenossenschaft belebt in der Gemeinde
Bernitt den Dorfmittelpunkt wieder. Das Erfolgs
rezept: alle vor Ort in die Gestaltung einbinden.
In einem Flächenland wie Mecklenburg-Vorpommern kann die ländliche Nahversorgung zu einer
großen Herausforderung werden – so auch in der
Großgemeinde Bernitt im Landkreis Rostock. Dass
die nächste Einkaufsmöglichkeit zwölf Kilometer
vom Hauptort entfernt liegt, damit wollten sich die
Menschen vor Ort nicht abfinden. Also sorgten sie
für ein neues Dorfzentrum, in dem sie Lebensmittel
einkaufen, die Post erledigen und bei einer Tasse
Kaffee und einem Stück Kuchen Neues erfahren
können.
Von Haus zu Haus
Die Idee wurde 2014 geboren, schnell gründete sich
eine Bürgergenossenschaft. 2015 stellte sie in enger
18
GEMEINSAM STARK SEIN
Zusammenarbeit mit der Gemeinde einen Antrag auf
LEADER-Förderung, um den Bernitter Dorfmittelpunkt wiederzubeleben. Inzwischen zählt die Genossenschaft 38 Mitglieder mit einer aktiven Gruppe
von acht bis zehn Personen.
Was sich die Menschen in Bernitt vom neuen Dorfmittelpunkt wünschten, sollte eine Umfrage klären:
Dafür gingen die Mitglieder der Genossenschaft
von Haus zu Haus und verteilten Fragebögen. Der
Rücklauf umfasste mehr als 50 Haushalte – die in
den Antwortbögen genannten Ideen und Wünsche
flossen direkt in die Ausgestaltung des Vorhabens
ein. Im Mittelpunkt stand schließlich das Angebot an
Waren des täglichen Bedarfs, ein Post-, Kopier- und
Faxservice, ein öffentlicher Internetzugang sowie ein
Café- und Imbissangebot. Insbesondere für ältere
Einwohner war außerdem eine gut erreichbare, zentrale Lage wichtig. Diese bot das Gemeindezentrum,
das schließlich in Teilen zum neuen Dorfmittelpunkt
umgebaut wurde. Mit den LEADER-Fördermitteln
An den Wünschen der Bürgerinnen und Bürger
ausgerichtet: der Dorfladen in Bernitt.
Ohne Ehrenamt undenkbar
Heute bietet er viele regionale Produkte: Senf aus
der Senfmühle Schlemmin, Backwaren aus Güstrow
oder Bio-Eier und Bruderhahnprodukte aus Selow.
Ergänzt wird das Angebot durch Großhandelsware.
Zusätzlich gibt es Frühstück, Mittagessen sowie
Kaffee und Kuchen. Zudem versorgt das Dorfladenteam die örtliche Kita mit Zutaten für Frühstück
und Vesper, für die Schule im Ort bereitet es einen
Frühstücksimbiss vor. Fünf Angestellte der Genossenschaft kümmern sich um den Verkauf und die
Dienstleistungen, den Mittagstisch im Laden und
die Kuchenzubereitung für das Café. Ohne zusätzliche ehrenamtliche Helfer würde das Projekt jedoch
nicht funktionieren: Sie erledigen die Buchhaltung
und Lieferdienste, pflegen die Pflanzen vor dem
Laden und helfen bei Putzaktionen. Auch recherchieren sie zur Weiterentwicklung des Ladens, zu
Förderungen oder zu neuen Lieferanten.
Beteiligung ist das A und O
Der Laden etablierte sich schnell auch als Begegnungsort: Die integrierte Sitzecke mit Bücherbörse
wird zum Beisammensein, für diverse Workshops
wie das jährliche Osterbasteln, den Regionalmarkt
oder den Burger-Abend genutzt. Auch Feriengäste finden ihren Weg hierher. Ein Spruch, den die
Mitarbeiter des Dorfladens immer wieder zu hören
bekommen: „Bei euch
findet man ja alles,
was man zum Leben
braucht!“ An der Fassade des Ladens befindet
sich seit einiger Zeit
außerdem eine Ladestation für E-Fahrzeuge.
Für die Betreiber des
Dorfladens ist auch weiterhin die Bürgerbeteiligung
besonders wichtig. Die
Bernitter sollen ihre Wünsche zu Sortiment, Veranstaltungen oder Gestaltung des Dorfladens äußern
können. So werden auch zu neuen Projekten wie
dem aktuell geplanten Online-Shop wieder Umfragen durchgeführt. Er soll als Lieferdienst mit einem
Radius von etwa 20 Kilometern umgesetzt werden.
Die Waren können auf Bestellung auch abgeholt
werden, was vor allem den Berufstätigen zugutekommen soll.
Info
Projektname
Wiederbelebung der Dorfmitte Bernitt
Bundesland
Mecklenburg-Vorpommern
LEADER-Region
Güstrower Landkreis
Kosten
101 000 Euro, davon gefördert: 49 500 Euro (LEADER) und
51 500 Euro (Landesmittel, Wettbewerb Neue Dorfmitte)
Projektträger
Gemeinde Bernitt (über Amt Bützow-Land)
Website
www.bernitterdorfladen.de
Fotos: LAG Güstrower Landkreis; Bernitter Dorfladen e.G.
wurden die Planungskosten, sämtliche Bauarbeiten, die Elektrogeräte
wie Küchengroßgeräte,
Telefon, PC und Kopierer, die Küche mit
Einrichtung sowie die
Möblierung finanziert.
Im Dezember 2016
schließlich eröffnete der Bernitter
Dorfladen.
Das Team des Dorfladens
19
Die Helfer von „Quirnbach inTakt“ unterstützen ältere oder pflegebedürftige Menschen im Haushalt.
Gemeinsam alt werden
In einer kleinen Gemeinde erhalten alte Menschen
unkompliziert Unterstützung im Alltag – und viele
Gelegenheiten, unter Leute zu kommen.
Fast ein Viertel der rund 500 Einwohnerinnen und
Einwohner der Gemeinde Quirnbach ist über 65 Jahre
alt. Auch auf dem Land geht der demografische Wandel mit sozialer Vereinsamung, Leerständen sowie
fehlenden Pflege- und Betreuungseinrichtungen
einher. Die Kommunen sind gefordert, praktikable
Konzepte zu entwickeln, um diese Herausforderungen zu meistern. So möchten etwa die meisten
Menschen in ihrer gewohnten Umgebung alt werden.
Doch die Finanzierung der häuslichen Pflege stellt
viele Betroffene und Angehörige vor Probleme.
So lange wie möglich zu Hause
Hier setzt das LEADER-geförderte Projekt „Quirnbach inTakt“ an. Sein Ziel ist es, Senioren dabei zu
unterstützen, so lange wie möglich zu Hause leben
20
GEMEINSAM STARK SEIN
zu können. Nicht einfach für die finanzschwache
Kommune. Da kam die zweite Stufe des Pflegestärkungsgesetzes gerade recht. Sie bot der Gemeinde
eine Möglichkeit, Alltagsbetreuung durch Einnahmen
der Pflegekassen zu finanzieren. Da die Koordination
eines solchen Angebots nicht ehrenamtlich möglich war, kam die LEADER-Förderung ins Spiel. Und
nachdem 2017 das letzte Einzelhandelsgeschäft
geschlossen wurde, stand die Projektidee fest: Ein
Markttag sollte das Betreuungsangebot ergänzen.
Für das Projekt wurden im Bürgerhaus der Ortsgemeinde ein Projektbüro eingerichtet und zwei
examinierte Krankenschwestern mit Erfahrung im
ambulanten Pflegebereich als qualifizierte Mitarbeiterinnen eingestellt. Sie ermitteln den Unterstützungsbedarf und initiieren Hilfen. Die „Helfer“ im
Projekt „Quirnbach inTakt“ sind Frauen und Männer
aus der Region, die Erfahrung im Umgang mit Pflegebedürftigen oder eine entsprechende Ausbildung
oder Zusatzqualifizierung absolviert haben.
Am wöchentlichen Markttag bieten heimische
Erzeuger und Gewerbetreibende ihre Waren an.
Zeitgleich gibt es im Bürgerhaus ein geselliges
Beisammensein: etwa bei Darbietungen des
Kinderchors.
Begleiter im Alltag
Die Beteiligten unterstützen ältere oder pflegebedürftige Menschen im Haushalt. Sie helfen beim
Einkaufen, Putzen, Kochen oder Planen des Tagesablaufs. Außerdem unternehmen sie mit den älteren
Menschen Spaziergänge, leisten ihnen Gesellschaft
und begleiten sie zu Ärzten, Behörden oder Veranstaltungen. In der wöchentlichen Gruppenbetreuung
werden unter professioneller Anleitung gemeinsame Aktivitäten wie Singen oder Gedächtnistraining
durchgeführt. Und auch die Integration bringt das
Projekt voran: Einige der Helfer kamen 2015 als
Geflüchtete nach Quirnbach und sind nun gut ins
Gemeindeleben eingebunden.
Zeitgleich zum Markt findet im Bürgerhaus ein
generationsübergreifendes Zusammensein bei
Kaffee und Kuchen statt. Bereichert werden die
Treffen durch Kurzvorträge zu Themen wie Pflegeversicherung oder Patientenverfügung und
Projektname
Quirnbach inTakt
Bundesland
Rheinland-Pfalz
LEADER-Region
Westrich-Glantal
Kosten
rd. 143 000 Euro, davon gefördert:
rd. 65 600 Euro (LEADER) und 41 700 Euro (Land)
Projektträger
Ortsgemeinde Quirnbach
Website
www.quirnbach-pfalz.de/quirnbach-intakt/allgemein
Fotos: Stefanie Körbel
Gemeinsam mit der Ortsbürgermeisterin organisieren die Projektkoordinatorinnen auch den
Markttag um das Bürgerhaus. Jeden Donnerstag
kann hier von 14 bis 16 Uhr eingekauft werden:
Ein Bäcker, ein Metzger, ein Obst- und Gemüsehändler, mehrere Selbstvermarkter und diverse
andere heimische Gewerbetreibende bieten ihre
Waren an. Rund 150 Personen kommen regelmäßig – darunter viele, die zuvor wenig am gesellschaftlichen Leben beteiligt waren. Auch viele
Besucher aus der näheren Umgebung schauen
vorbei. Die Ortsbürgermeisterin betont: „Das
ist kein Seniorennachmittag – es kommt das
ganze Dorf und sogar Leute aus den umliegenden Ortschaften.“ Die Projektidee trägt
sich weiter: In einem Nachbarort gibt es seit
Februar 2020 einen Markt nach Quirnbacher
Vorbild.
Info
durch kulturelle Darbietungen, etwa vom örtlichen
Kinderchor. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass das
Projekt nach dem Ende der Förderperiode im Frühjahr 2021 weiterlaufen und sich selbst durch Einnahmen der Pflegekassen beziehungsweise Privatzahlungen der Kunden tragen kann.
21
Regionales in der Box
Im Umkreis hergestellte Lebensmittel einkaufen,
ohne dafür viele Händler anzufahren: das ermöglicht
im Landkreis Fürth die HofladenBOX. Von der innovativen digitalen Vermarktungsstrategie profitieren die
Erzeuger und die Menschen vor Ort gleichermaßen.
Sich nur mit regionalen Lebensmitteln einzudecken,
ist mitunter schwer: Kleine Hofläden, Metzgereien,
Bäckereien oder Supermärkte sind meist weit verstreut und manchmal auch schwierig zu finden. Sie
alle abzufahren, kostet viel Zeit. Zwei Unternehmerinnen aus Fürth haben das Problem erkannt
und daraus eine Geschäftsidee entwickelt. Mitte
2017 gründeten Birgit Wegner und Mareike Schalk
die HofladenBOX – und liefern mit Unterstützung
von einer festangestellten Halbtageskraft, zwei
Midi- und rund 30 Mini-Jobbern seit April 2018
frische Waren aus.
Vielfalt entdecken,
ohne viel zu fahren
Die HofladenBOX bietet mehr als 1 000 regionale Produkte an.
Im Hauptquartier in Stein bei Fürth verpackt das Team der
HofladenBOX pro Woche 200 bis 600 Bestellungen.
Seither können die Menschen dort ohne Zwischenhandel direkt bei verschiedenen regionalen An-
bietern einkaufen. Ob die Unternehmerinnen mit
Direktvermarktern und Landwirten zusammenarbeiten, entscheiden sie vor allem nach
einem Kriterium: Regionalität. Bio ist
erwünscht, aber kein Muss. Außerdem
schauen sich Wegner und Schalk jeden
Hof inklusive der Tierhaltung persönlich
an und entscheiden dann, ob es zur Zusammenarbeit kommt.
Rund 60 Betriebe machen inzwischen mit,
mehr als 1 000 Produkte für den täglichen
Bedarf sind so auf dem Online-Marktplatz
zu finden: Backwaren, Obst und Gemüse,
Milchprodukte und Käse, Wurst, Fleisch und
Fisch, aber auch Öle, Aufstriche, Müsli, Kaffee
oder Wein. Die Betriebe stellen die Produkte selbst online und legen auch die Preise
fest. Um den Rest kümmert sich das Team um
Wegner und Schalk: Es übernimmt die Kaufabwicklung und liefert zweimal wöchentlich aus
– entweder an eine von 40 Abholstationen im
Landkreis Fürth und in den Städten Schwabach,
Nürnberg, Fürth sowie Erlangen, oder gegen Aufpreis auch nach Hause. Die effiziente und flexible
Routenplanung bleibt dabei eine Herausforderung.
Erfolgreiche Gründerinnen:
Birgit Wegner und Mareike Schalk
22
GEMEINSAM STARK SEIN
Kundinnen und Kunden wiederum können die Produkte der verschiedenen Direktvermarkter einfach
online auswählen, bestellen und bezahlen. 2 700
Menschen haben sich bereits registriert, zwischen
200 und 600 Bestellungen gehen pro Woche beim
HofladenBOX-Team ein. Das Hauptquartier: eine
ehemalige Scheune in Stein bei Fürth. Hier liefern
Landwirte und Betriebe in Fahrgemeinschaften die
Waren an, die danach in Boxen wandern und an ihr
Ziel gebracht werden. Das reduziert die Zahl überregionaler Lebensmitteltransporte, mehrfache
Einkaufsfahrten zu den einzelnen Hofläden – und
damit den CO2-Ausstoß. Die Boxen und Umverpackungen wie Flaschen, Obstbehälter oder Gläser
können zurückgegeben werden und werden, wo
möglich, wiederverwendet.
Kleine Betriebe erobern den
Online-Marktplatz
Der Vorteil für die teilnehmenden Betriebe
liegt auf der Hand: Sie erschließen einen
So bietet das Team der HofladenBOX Verbrauchern und Vermarktern neue Möglichkeiten, fördert das gesellschaftliche Bewusstsein für Lebensmittel aus der Region
– und treibt die Entwicklung innovativer,
digitaler Lösungen für den ländlichen Raum
und die Landwirtschaft voran.
Fotos: Thomas Scheerer, Christine Lenzner; Birgit Wegner
neuen Vertriebsweg für ihre Waren,
müssen sich dabei nicht um die Kaufabwicklung kümmern und können sich
voll auf ihren Betrieb konzentrieren.
Der Zugang zum Online-Marktplatz ist
für sie kostenfrei – inklusive der technischen Unterstützung. Verkaufen sie
etwas, erhält die HofladenBOX eine Provision vom Verkaufspreis. Diese Provision
und die Lieferkosten sind die Einnahmequellen der Unternehmerinnen.
Info
Projektname
Die HofladenBOX – ein Online-Markplatz für regionale Lebensmittel
Bundesland
Bayern
LEADER-Region
Landkreis Fürth
Kosten
90 000 Euro, davon gefördert: 23 600 Euro (LEADER)
Projektträger
HofladenBOX GmbH & Co. KG
Website
www.hofladenbox.de
23
Durch eine attraktive Platzierung von regionalen Produkten im Raum greifen Kundinnen und Kunden eher zu.
Verstärkung für Tante Emma
Ein Netzwerk bringt die Dorfläden der Region miteinander ins Gespräch und berät sie zu Angebot, Werbung und Kundenbetreuung. Das zeigt: Gemeinsam
können Kleine Großes bewegen.
Mehr als 100 Orts- und Stadtteile prägen die
LEADER-Region SPESSARTregional, viele davon sind
kleine Dörfer. Die Versorgung für den täglichen Bedarf ist mit etwa 15 Dorfläden noch gut. Doch viele
von ihnen sind durch demografischen Wandel und
schwindende Kaufkraft in ihrer Existenz gefährdet.
Auch die Nachfolge ist nicht überall geregelt. Hinzu
kommt, dass viele Menschen in der Region beruflich
in größere Städte pendeln und dort auch gleich ihre
Einkäufe erledigen.
Schnell wurde klar: Damit die Dorfläden in der Region überleben, gilt es, die Nachfrage vor Ort gezielt
zu steigern. Eine enge Zusammenarbeit zwischen
den einzelnen Dorfläden und den Erzeugern ist dafür
essenziell. Mit dem Ziel, diese auszubauen, startete
2016 das Modellvorhaben „Regio.Dorf.Laden: Gut &
Regional versorgt!“. Die Regio.Marketing GmbH und
SPESSARTregional bauten gemeinsam ein Netzwerk
zwischen Erzeugern, Verarbeitern und Dorfläden auf.
Nach einer ersten Infoveranstaltung besuchte das
Team gemeinsam mit einem Dorfladen-Berater jeden
24
GEMEINSAM STARK SEIN
der 15 Dorfläden. Dabei wurden nicht nur erste Tipps
gegeben, sondern auch sechs Pilotläden ausgewählt.
Als Kooperationspartner stand die IHK Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern dem Team zur Seite.
Gut platziert und klar beworben
Auf Grundlage einer Analyse der Läden und der
möglichen Angebote entwickelte eine Arbeitsgruppe gemeinsam mit dem Berater neue Konzepte zu
Kommunikation und Sortiment. Im ersten Schritt
entschieden die sechs Pilotläden mit professioneller Hilfe, welche regionalen Produkte ihr Sortiment
am besten erweitern könnten: von frischen Milchprodukten über Öle bis zu Waren einer Bäckerei, die
regionales Getreide verarbeitet. Hilfe erhielten die
Inhaber auch dabei, die Waren gut im Raum zu platzieren. Durch gezielte Bewerbung und Bezeichnung
wissen Kunden auf den ersten Blick, dass sie hier
zu einem Produkt aus der Region greifen. Zudem
wurden die Inhaber in Warenkunde, Kundenansprache und Thekengestaltung geschult. So lernten sie
etwa, wie sie ihr Angebot an belegten Brötchen für
Frühaufsteher verbessern und richtig kalkulieren.
Auch eine Schulung für den Verkauf von Käse fand
auf Wunsch der Ladeninhaber statt. Treffen der
Bundesland
Hessen
LEADER-Region
SPESSARTregional
Projektträger
SPESSARTregional e.V. und Regio.Marketing GmbH in Kooperation mit IHK
Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern
Die Vernetzung der Akteure stellt den größten Wert des Projektes dar. Denn nicht nur
Läden und Erzeuger arbeiten zusammen,
Website
sondern auch die LAG, die IHK, die Komwww.spessartregional.de
munen, das Amt für den Ländlichen Raum
und der Tourismus. Es ziehen alle an einem
Strang – und das ist wichtig: „Wir brauchen
Ein Dorfladenberater
die tollen Produkte von Erzeugern aus
besuchte
in der LEADERder Region, um zu bestehen“, sagt etwa
Region SPESSARTregional
Simone Bienossek, Ladeninhaberin aus
15 Dorfläden und gab
Wächtersbach, „Hier im Laden bekomTipps.
men die Kunden Beratung zu jedem
einzelnen Produkt, sie dürfen probieren
und vertrauen uns, dass die Ware ordentlich produziert wird. Gerade in Zeiten, wo die Verunsicherung
groß ist, merken wir, dass gezielt Kundschaft zu uns
kommt. Wir leben Regionalität und kennen unsere
Erzeuger, das merkt man uns an.“
n al e . V
.
Kosten
137 000 Euro (zwei Teilprojekte), davon gefördert:
99 556 Euro (BULE) und 10 812 Euro (LEADER)
RTregio
Dorfläden und Erzeuger sind mit dem eingeschlagenen Weg sehr zufrieden. Allerdings machten die
Erzeuger deutlich, dass sich die Lieferung zu kleiner Mengen wirtschaftlich nicht mehr darstellen
lässt. Hier sucht das Netzwerk gemeinsam nach
Lösungen, etwa indem Transportwege gebündelt
werden. Um die erfolgreichen Ansätze ausbauen
zu können, legten SPESSARTregional und die
IHK 2018 mit einem auf zwei Jahre angelegten
LEADER-Projekt zur Erweiterung des Netzwerkes nach.
Projektname
Regio.Dorf.Laden – Dorfladen-Erzeuger Netzwerk
S PE S S A
Probleme gemeinsam angehen
Info
Fo to s :
Dorfläden und Erzeuger wurden für den intensiven
Austausch genutzt: etwa über die Anlieferung von
Milchprodukten oder die Chancen eines gemeinsamen Produkts des Monats.
Gezielte Kennzeichnung führt den
Kunden zu Produkten aus der Region.
25
Alte Schule, neue Mitte
Mehr als zehn Jahre kämpften die Initiatoren des Projekts „Lebenszentrum Thomas Müntzer“ für ihre Idee
und mussten viel Kritik einstecken. Heute profitiert
die ganze Region davon, dass sie sich nicht entmutigen ließen: ob beim Zahnarztbesuch oder beim
Feierabendbier.
Seit Jahren stand im Ortsteil Reichenberg der Verbandsgemeinde Märkische Höhe eine große Zentralschule leer. Gleichzeitig wurden in der Region Räume
gesucht, etwa für Jugendangebote oder therapeutische Dienste. Auch an Nahversorgung und Treffpunkten für die Dorfgemeinschaft fehlte es. 14 Bürgerinnen und Bürger setzen sich zum Ziel, hier zwei
2011 bis Januar 2013 über eine durch LEADER geförderte Projektstudie die strukturellen Bedarfe der
umliegenden Ortschaften nochmal genau untersucht. Klares Ergebnis: Ein multifunktionales ländliches Zentrum ist wirtschaftlich sinnvoll. Dieses
nahm im nächsten Schritt Gestalt an. Der Verein als
Projektträger erwarb die Immobilie von der Kommune zum symbolischen Wert, um mit Zusage einer
weiteren LEADER-Förderung die Eigenmittel über
einen Kredit aufzunehmen. Mit dem ersten Bauabschnitt im April 2017 konnte die Grundsanierung der
alten Schule beginnen: Im Erdgeschoss erfolgte der
Neubau einer Kindertagesstätte. Die 31 Kinder der
vorhandenen Dorf-Kita fanden hier neue freundli-
Früher Schule, heute Treffpunkt für 17 Ortschaften: das Lebenszentrum in Reichenberg.
und mehr Fliegen mit einer Klappe zu schlagen – und
das 2 400 Quadratmeter große Schulgebäude mit
neuem Leben zu füllen.
Nach einer kurzen Ideensammlung gründete sich der
Verein zur Förderung des Thomas Müntzer Gesundheitszentrum e.V., der heute 90 Mitglieder zählt. Sein
Vorhaben wurde anfangs durchaus kritisch gesehen:
In der Kommune wie in den amtlichen Verwaltungen
musste der Verein viel Überzeugungsarbeit leisten.
Auf diesem langen Weg hat die Lokale Aktionsgruppe Märkische Seen die Initiatoren eng begleitet und
unterstützt.
Was braucht die Region?
Um genauer auszuloten, welche Bedürfnisse das
Projekt vor Ort lösen könnte, wurden von Oktober
26
GEMEINSAM STARK SEIN
che Räumlichkeiten zum Toben, Lernen und Rasten.
Künftig sollen sogar noch mehr Kinder hier zusammenkommen: Die inklusive Gruppe wird auf 55 erweitert und bietet demnächst auch Plätze für Kinder
mit Behinderung.
Nebenan entstand eine Seniorentagesstätte mit 16
Plätzen, die bereits voll ausgelastet ist. Die Frischküche des Zentrums versorgt Senioren, Dorfbevölkerung und die benachbarte Kindertagesstätte mit
frischen Gerichten aus regionalen Produkten. Mit
Unterstützung der Regionalwert AG Berlin-Brandenburg eröffnete kürzlich der langersehnte Regionalund Dorfladen als kleines Herzstück des Lebenszentrums: Hier gibt es zum Beispiel Kaffee aus einer
nahegelegenen Rösterei, Schafs- und Ziegenkäse,
Wildfrischprodukte – und die Gelegenheit, gemeinsam ein paar gemütliche Stunden bei Kuchen oder
Feierabendbier zu verbringen.
31 Kinder besuchen die Kita im Lebenszentrum. Bald
kommen weitere hinzu.
Mit Zahnarzt, Allgemeinmediziner und Ergotherapeut
bietet das Lebenszentrum eine gute gesundheitliche
Versorgung.
Info
Projektname
Lebenszentrum Reichenberg – mittendrin.miteinander.
Bundesland
Brandenburg
LEADER-Region
Märkische Seen
Auch die ärztliche Versorgung ist
durch das Zentrum deutlich besser
Website
geworden: Eine Praxis für Allgemeinwww.maerkischemitte.de
medizin und im Obergeschoss eine
ergotherapeutische Praxis sowie
eine zahnärztliche Praxis sind
bereits besetzt und gut besucht. Im
Obergeschoss sollen zudem noch fünf
barrierefreie Wohnungen entstehen. Viele Interessenten haben sich schon gemeldet.
t Firlus
Projektträger
Lebenszentrum Thomas Müntzer DRK Kreisverband MOHS e. V.
Helmu
Praxen und Wohnraum
Kosten
rd. 2,9 Mio. Euro, davon gefördert: rd. 735 000 Euro (LEADER)
Fo to s :
Das Herzstück des Hauses ist der Dorfladen.
Nach zehn Jahren ist das Lebenszentrum zum festen
Treffpunkt in der Region geworden: Es versorgt die
umliegenden 17 Ortschaften auf kurzen Wegen in
allen Grundbedürfnissen des täglichen Lebens. Zudem finden hier viele Veranstaltungen wie Klavierkonzerte, Lesungen und auch ein sehr beliebter
Weihnachtsmarkt statt. Und das ist noch längst
nicht alles: Denn im Begegnungsraum des Zentrums werden bereits neue Pläne geschmiedet. So
sollen die umfangreichen Außenanlagen und die
dazugehörige Turnhalle perspektivisch in das
Gesamtkonzept einbezogen werden.
Ermöglicht das Leben im Dorf – auch im hohen Alter:
die Seniorentagesstätte.
27
2.
Platz
Schöne Scheune
Christina Müller ist Ideengeberin
und Leiterin der Marktscheune.
Ein klassischer Dorfladen war für eine Unternehmerin aus dem Kraichgau nicht genug: Mit viel Herz
schuf sie einen Ort, an dem das ganze Dorf zusammenkommen kann – für viel mehr als nur zum
Einkaufen.
Seit Generationen führt die Familie von Christina
Müller einen landwirtschaftlichen Betrieb, auch ein
Dorfladen gehört dazu. Als sie sich entschloss, diesen weiterzuentwickeln, schwebte ihr mehr vor als
die bekannte Kombination aus Laden und Café.
Die Einrichtung, die sie plante, sollte ein Dorftreff
der außergewöhnlichen Art werden. Im Ortskern
der 5 200-Einwohner-Gemeinde Meckesheim
sollte eine multifunktionale Begegnungsstätte
entstehen. Möglich machte dies unter anderem
die LEADER-Förderung und die gute Begleitung
durch das Regionalmanagement der Lokalen
Aktionsgruppe Kraichgau.
Ein Kuhstall mit Fahrstuhl
2014 kam Christina Müller auf die Idee, für ihr Vorhaben eine alte leerstehende Scheune umzubauen.
Nach der Bewilligung der Mittel im Dezember 2016,
nahm die Idee Gestalt an. Die Scheune, die früher
auch als Kuhstall diente, wurde komplett entkernt
und Zwischenböden eingezogen. Ein Fahrstuhl
macht das Gebäude barrierefrei zugänglich. Im
Herbst 2017 schließlich eröffnete Müller den Laden
und nahm einen
Probebetrieb auf, die
offizielle Einweihung
fand im März 2018
statt. Die Marktscheune hat sich seitdem
als Treffpunkt für
alle Bürgerinnen und
Bürger etabliert. Das
unverbindliche Gespräch
älterer Menschen, ohne
den Druck, etwas konsumieren zu müssen, ist der
Betreiberin ein besonderes
Anliegen. Mit ihrer außergewöhnlichen Architektur und
einem liebevoll gestalteten
Café trägt die Dorfscheune
zudem zur Attraktivität des
Ortskerns bei.
Neben Eiern vom eigenen Hof
gibt es im Bauernladen der
Marktscheune Produkte von
Umfangreiche Sanierungs- und Umbauarbeiten waren nötig, bis die Scheune
in neuem Glanz erstrahlte. Das Café der Marktscheune ist inzwischen ein
beliebter Dorftreffpunkt.
28
GEMEINSAM STARK SEIN
Im Laden finden Kunden Produkte
von Bauern aus dem Kraichgau.
Eine Bühne für Koch-Events: die Küche.
von Anfang an dabei und trägt zur
Weiterentwicklung bei. Als Ort für Ausstellungen und Vorträge bereichert die
Marktscheune zudem das Kulturangebot
von Meckesheim. Hier wurden etwa ein
Film über die Gemeinde und Werke von
Künstlern aus der Region gezeigt. Die
Räumlichkeiten stehen auch für Familienfeiern oder andere Feste zur Vermietung.
Der Erfolg der Marktscheune zeigt sich
auch an den dadurch geschaffenen Stellen:
Ursprünglich waren zwei neue Arbeitsplätze
geplant, mittlerweile kann Christina Müller
auf einen Pool von zehn Angestellten in Teilzeit zurückgreifen.
Das barrierefrei zugängliche Obergeschoss der Scheune.
Bundesland
Baden-Württemberg
LEADER-Region
Kraichgau
r
Kosten
rd. 330 900 Euro, davon gefördert: 72 000 Euro (LEADER)
und 48 000 Euro (Landesmittel)
Projektträgerin
Christina Müller
Website
www.marktscheune-meckse.de
a Mülle
Direkt neben der Marktscheune liegt ein Seniorenheim. Die alten Leute genießen es, sich
in der Marktscheune zu treffen, auch weil sie
wissen, dass sie immer herzlich willkommen
sind und andere Leute aus dem Ort treffen.
Das Frühstücksangebot ist meist auf Wochen ausgebucht. Für Bauern der Region
bietet die Scheune eine neue Absatzmöglichkeit. Auch im Team der Marktfee-App
(siehe Projekt der LAG „Neckartal-Odenwald aktiv“, Seite 6-7) ist Christina Müller
Projektname
Marktscheune Meckesheim
Chris tin
Auch Ältere fühlen sich wohl
Info
Fo to s :
mehr als 30 Landwirten und Handwerkern aus dem
Kraichgau zu kaufen. Ein besonderes Augenmerk
wird dabei auf saisonale Produkte gelegt. KochEvents bringen vier- bis sechsmal im Jahr „vergessene“ Produkte wie Pastinake, Butter- oder
Steckrübe wieder in das Bewusstsein der Menschen – und werden gerne auch von Firmen als
Teambuilding-Maßnahme gebucht.
29
Mit dem Rad ausgeliefert
In Burgsteinfurt bringt ein Lastenrad frische Marktware zu den Menschen nach Hause – und stärkt so
auch den lokalen Einzelhandel.
Zweimal pro Woche rauscht ein Lastenfahrrad durch
das nordrhein-westfälische Burgsteinfurt und bringt
frische Waren vom Wochenmarkt direkt zu den Menschen nach Hause – bequem, regional und CO2-neutral. Die Idee zum klimafreundlichen Geschäftsmodell kommt von Dieter Kater von der Kaffeerösterei
Kater. Wie andere lokale Einzelhändler kennt auch er
die Probleme vieler ländlicher Kommunen: Abwanderung, Kaufkraftverluste und ein verändertes Konsumverhalten. Diesen Entwicklungen wollte er mit
Unterstützung der LEADER-Region Steinfurter Land
etwas entgegensetzen. Dabei besann er sich auf
die Stärken des lokalen Einzelhandels: Flexibilität,
Geschwindigkeit, Vertrauen, Regionalität und der
direkte Kundenaustausch. Der Lieferservice per Las-
tenrad besteht seit Mai 2017 und erfüllt all das. Insbesondere Personen mit eingeschränkter Mobilität
profitieren davon. Obendrauf leistet der Lieferant
noch einen wichtigen Beitrag gegen die zunehmende
Vereinsamung seiner häufig älteren Kundschaft.
Zehn Stunden in die Pedale treten
Der Bringdienst ist kostenlos und wird an den Markttagen angeboten. Immer dienstags und freitags verkaufen Lebensmittelhändler, ein Blumenhändler und
hin und wieder auch ein Kunsthandwerker auf dem
Marktplatz ihre Waren. Für sie ist der Lieferservice
eine Rückkehr zu den Wurzeln, als die Waren noch
mit dem Rad oder Handkarren ausgeliefert wurden.
Bestellt wird per Mail oder auch ganz einfach telefonisch. Eine aktuelle Liste der Händler und ihrer
Waren findet sich in der App der Stadt Burgsteinfurt.
Zweimal pro Woche bringt das Lastenrad Bestellungen vom Wochenmarkt zu den Menschen nach Hause.
30
GEMEINSAM STARK SEIN
Rund zehn Stunden pro Woche ist der Fahrer mit
Lieferungen in Burgsteinfurt unterwegs.
Der Ideengeber Dieter Kater (4. v.l.) mit den
teilnehmenden Händlern und Marktbeschickern.
Info
e.V.
Projektname
Lieferservice per Lastenrad
infur te
r L an d
Bundesland
Nordrhein-Westfalen
Für insgesamt rund zehn Stunden in der
Woche ist der Fahrer für Lieferungen unterwegs. Damit er dabei gut vorankommt, hat
das Rad einen elektrischen Antrieb. Der Strom
kommt von der Photovoltaik-Anlage auf dem Dach
der Kaffeerösterei. Beim Lastenrad selbst handelt
es sich um eine Einzelanfertigung eines lokalen Radhändlers mit einer übergroßen Transportbox, auf
der die teilnehmenden Händler werben können.
Projekt trägt sich selbst
Dank seines Erfolgs strahlt das Projekt auch über
die städtischen Grenzen hinaus. So war die LAG
Steinfurt mit dem Rad schon auf dem Markt der
Regionen in Münster und bei einer gemeinsamen
Website
https://die-steinfurter.de/LieferserviceLastenrad
mb H ; L
K a ter G
Projektträger
Kaffee Kater GmbH
Kaf fee
Die meisten der Besteller sind Stammkunden
und ordern stets dieselben Artikel – vor allem
Gemüse und Kaffee. Zu ihnen gehört auch die
Lokale Aktionsgruppe (LAG) Steinfurt selbst.
Fo to s :
Kosten
rd. 15 300 Euro, davon gefördert: rd. 9 900 Euro (LEADER)
AG St e
LEADER-Region
Steinfurter Land
LEADER-Veranstaltung des Steinfurter und Tecklenburger Lands unterwegs.
Seit Abschluss der Förderung im Mai 2019 trägt sich
das Projekt über einen Lieferbeitrag der Händlerschaft selbst – 15 Händler beteiligen sich bis heute.
Einige andere sind nach Ende der Förderzeit abgesprungen, da sie sich nicht an den Lohnkosten für
den Fahrer beteiligen konnten oder wollten. Trotzdem ist das Rad weiterhin gut ausgelastet. Für die
Grundlast sorgte anfangs übrigens ein lokaler Getränkehändler. Er bekam so viele Anfragen, dass er
sich schließlich ein eigenes Lastenrad angeschafft
hat.
31
Der mobile Dorfladen fährt 33 Ortsteile an.
Einkaufen im rollenden
Supermarkt
Ein mobiler Dorfladen versorgt im bayerischen
Landkreis Tirschenreuth auch die kleinsten Dörfer
mit Lebensmitteln. Möglich macht das die langjährige und gut funktionierende interkommunale
Zusammenarbeit.
Seit 2005 hat Tirschenreuth mehr als 28 Prozent seiner Lebensmittelgeschäfte verloren. Hinzu kommt:
Der Landkreis im Nordosten Bayerns wird älter und
bevölkerungsärmer. In den 17 Gemeinden des Kommunalen Zweckverbands Steinwald-Allianz leben
in vielen Ortsteilen weniger als 50 Menschen. In
den meisten gibt es keine Nahversorgung mehr. Die
Herausforderungen der demografischen Entwicklung
sind somit spürbar – und werden im Landkreis interkommunal angepackt: Gemeinsam entwickelten die
Kommunen der ILE-Region Steinwald-Allianz im Jahr
2015 die Idee für einen mobilen Bauernmarkt. Damit
wollen sie die Lebensqualität durch mehr Nahversorgung steigern, die regionale Kreislaufwirtschaft
stärken und digitale Services erproben.
Bahn frei für den fahrenden Laden
Das Grundkonzept: ein Verkaufsfahrzeug, das mit
dem kompletten Sortiment eines Dorfladens die
32
GEMEINSAM STARK SEIN
kleinsten, unversorgten Orte anfährt und auf seiner
Tour auch Produkte regionaler Erzeuger aufnimmt.
Damit bewarb sich der Zweckverband 2016 beim
Wettbewerb „Digitales Dorf“ der Bayerischen Staatsregierung – mit Erfolg. Er gründete daraufhin die
Steinwald Dorfladen GmbH mit dem ILE-Management
als Geschäftsführung und setzt das Projekt gemeinsam mit Wissenschaftlern der Fraunhofer-Gesellschaft um. Dazu kam motorisierte Unterstützung:
Die Firma MAN bot einen umgebauten LKW zum
Leasing an. Das Fahrzeug wurde für die Einhaltung
der Kühlketten und die Anbindung an einen Online-Shop auch digital ausgestattet: Ein Router im
Lastwagen sendet alle fünf Minuten Daten an einen
Server der Geschäftsstelle. Damit kann künftig der
an ein Warenwirtschaftssystem angeschlossene
Online-Shop betrieben werden. Weiterhin verbauten
die Wissenschaftler der Fraunhofer-Gesellschaft
Messgeräte, mit denen die Kühl- und Energietechnik
fernüberwacht werden können.
Seit August 2018 fährt der mobile Dorfladen mit
rund 400 Artikeln auf 17 Quadratmetern Verkaufsfläche 33 Ortschaften an. An sechs Tagen in der Woche
finden die Menschen hier alles für den täglichen Bedarf: Obst und Gemüse, Backwaren, Fleisch von der
regionalen Erzeugergemeinschaft, Mehl von zwei Ge-
Das Team des Mobilen Dorfladens wirbt mit Flyern
für die rund 400 Artikel auf 17 Quadratmetern
Verkaufsfläche. Zum einjährigen Jubiläum kam eine
Fair-Trade-Ecke hinzu.
Seit Beginn der Corona-Krise nutzen immer mehr
Dorfbewohner das Angebot des Mobilen Dorfladens.
treidemühlen, Öle und Gewürze, aber auch Drogeriebedarf, Haushaltswaren, Tierfutter und ein kleines
Getränkesortiment. Zusätzlich werden Bargeldabhebung und eine Lotto-Annahmestelle geboten.
Kundinnen und Kunden können die Waren im Wagen
kaufen und bald auch vorab im Online-Shop bestellen, bezahlen und dann fertig zusammengepackt am
LKW abholen.
Unter den neuen
Voraussetzungen bewährt
Projektname
Mobiler Dorfladen in der Steinwald-Allianz
Bundesland
Bayern
Projektträger
Kommunaler Zweckverband Steinwald-Allianz
Website
www.steinwald-dorfladen.de
ar tin S
ianz ; M
ald-All
Kosten
rd. 570 000 Euro, davon gefördert: 400 000 Euro
(Digitales Dorf/Bayerische Staatsregierung)
chmid
ILE-Region
Steinwald-Allianz
Steinw
Künftig möchte die Steinwald-Allianz das Modell des
mobilen Dorfladens erweitern. An den Halteorten
soll bald auch eine Haustürlieferung mit Abstellort
möglich sein, um mehr Kunden zu erreichen und
Umsätze zu steigern. Seit Dezember 2019 fährt der
LKW außerdem zwei Seniorenheime an. Dort wird
er zum zusätzlichen sozialen Treffpunkt und bietet
die Möglichkeit, sich selbstbestimmt die eine oder
andere Kleinigkeit zu gönnen.
Info
Fo to s :
Viele der angebotenen Waren kommen aus der
näheren Umgebung. Knapp 30 regionale Landwirte
und Verarbeiter sind als Partner gelistet. Die Vorteile dieser regionalen Zusammenarbeit wurden vor
allem deutlich, seit sich das Coronavirus verbreitet
hat: Kurze Wege wirken Lieferengpässen entgegen,
die regionalen Wertschöpfungsketten reduzieren
die Krisenanfälligkeit einer Region. Doch es ist nicht
einfach, diese regionalen Erzeugnisse rechtssicher
im Online-Shop darzustellen: Für alle Lebensmittel
etwa braucht es Nährwertangaben – eine große Herausforderung für die kleinen Handwerksbetriebe.
33
Die radelnden Reporter
von Klein Skandinavien
Um seiner Gemeinde wieder mehr Selbstbewusstsein
zu verschaffen, produziert ein kleines Redaktionsteam eine wöchentliche Nachrichtenshow: mit Smartphone, Charme und Schokolade.
Die Gemeinde Eschede im Naturpark Südheide
steckt seit Jahrzehnten in einer Strukturkrise. Sie
liegt in der schon immer dünn besiedelten Heideregion, die nicht nur optisch an Skandinavien erinnert
und eher geringe Wirtschaftskraft aufweist. Viele
der 5 800 Bewohner sehen sich im regionalen Kontext als Verlierer, besonders nach der Schließung
der Oberschule und ständigen Medienberichten
über einen „braunen Fleck“: Auf einem Resthof an
der Peripherie der Gemeinde befindet sich ein NPDZentrum. Vor diesem Hintergrund entstand 2016 die
überparteiliche Bürger- und Wählerinitiative BÜFE
(Bürger für Eschede). Eines ihrer Kernziele ist es, das
angeknackste Selbstbewusstsein der Kommune zu
stärken und offensiv mit strukturellen Schwächen
umzugehen. Zudem engagieren sich Vertreter der
Initiative auch in den Gremien der ILE-Region und
tauschen sich regelmäßig mit dem Regionalmanagement aus.
Gemeinsam stellen die 65 Unterstützerinnen und
Unterstützer ein ganzes Bündel an Veranstaltungen
auf die Beine. Diese sollen den Menschen der Region
Mut machen und mehr Zusammenhalt schaffen –
vom Hoftheater über Open-Air-Kino, Events in leerstehenden Läden bis hin zum Dorf-Talk. Letzteres
sind lockere Interview-Runden mit Menschen, die
viel erlebt und viel zu erzählen haben. So berichtete
etwa ein junger Start-up-Gründer von seinen Begegnungen mit Angela Merkel und Bill Gates.
Digitale News statt
fehlender Infos
Eine zentrale Schwachstelle vieler ländlicher
Kommunen: die wachsenden Informations- und
Kommunikationsdefizite im dörflichen Alltag. Den
lokalen Printmedien laufen Leser und Abonnenten weg. Junge Leute holen sich kostenlose Infos
aus den sozialen Medien. Mit „Moin ESCHEDE! – Die
Wochenschau aus Klein Skandinavien“ nahm sich
das BÜFE-Team ehrenamtlich dem Thema an und
Die Video-Show „Moin ESCHEDE!“ berichtet wöchentlich über Ereignisse und Menschen in Eschede.
34
GEMEINSAM STARK SEIN
Im Einsatz mit Handy-Kamera und Mikrofon: Die Reporter
begleiten einen Flashmob der örtlichen Geschäftsleute.
Ein Merci für gute Geister
Wenige Wochen vor Ausbruch der Pandemie setzte die Neujahrs-Ausgabe 2020 der Wochenschau
Maßstäbe mit einer „Merci“-Aktion für die lokalen
Helden des Alltags: In Arztpraxen, Geschäften oder
Handwerksbetrieben tauchte die Redaktion spontan
auf, um den guten Geistern der Region mit Schokoriegeln Danke zu sagen. Gerade unter den Restriktionen der Corona-Zeiten konnte sich die Wochenschau bewähren – als lokales, nicht-kommerzielles
Leitmedium mit kurzem Draht zu Rathaus, öffentlichen Institutionen, den Geschäftsleuten und örtlichen Akteuren.
Technisch beschränkt sich das mobile ProduktionsEquipment auf wenige Alltagsdinge: zwei Smartphones mit guten Kameras, leichte Stative, ein
Ansteckmikrofon mit Windschutz und das simple
Die drei ehrenamtlichen Reporter kennen Land und Leute
in Eschede.
Video-Schnittprogramm Adobe Rush. Gearbeitet
wird unterwegs auf dem Tablet oder im Home
office. Demnächst besteht aber die Chance, das
Studio eines frisch angesiedelten Musikproduzenten
temporär mitzubenutzen. Zu komplexeren lokalen
Themen ist zusätzlich ein Podcast in Planung.
Info
Projektname
Moin ESCHEDE! – Die Wochenschau aus Klein Skandinavien
Bundesland
Niedersachsen
ILE-Region
Lachte-Lutter-Oker
Kosten
keine
Projektträger
Bürgerinitiative „Bürger für Eschede“ (BÜFE)
Website
www.buefe.com
Fotos: BÜFE Eschede
startete einen Video-Nachrichtenkanal. Das digitale
Experiment wurde schnell populär – mit 1 200 bis
1 800 regelmäßigen Usern bei Facebook, YouTube und auf der Website. In den Video-Beiträgen – meist eine Collage aus Bildern, gefilmten
Sequenzen und Infografiken – spiegelt sich das
dörfliche Leben facettenreich und oft genug
auch augenzwinkernd. Die im Kern dreiköpfige
Redaktion lebt von Zuträgern aus den Vereinen und
allen gesellschaftlichen Schichten. Die drei sind
oft als radelnde Reporter unterwegs und kennen
Land und Leute. Vieles passiert auf Zuruf: Wenn der
örtliche Sportverein inmitten der Corona-Pandemie
einen 90. Geburtstag mittels Autokonvoi feiert, ist
schnell jemand vor Ort, um die bewegenden Bilder
einzufangen.
35
Enthusiasmus für Regionalität
Der MarktTreff im Dorf Beidenfleth setzt auf Regionalität, digitale Kommunikation und bürgerschaftliches Engagement. Ein Erfolgsrezept.
Einkaufen, Klönen, Dienstleistungen und ehrenamtliches Engagement: Das alles bieten die MarktTreffs
in Schleswig-Holstein. Im 850-Seelen-Dorf Beidenfleth, das nördlich von Hamburg in der ländlich
geprägten Wilstermarsch liegt, gibt es einen solchen
Dorfladen seit 2006. Nach der Schließung des örtlichen Lebensmittelladens setzte die Gemeinde ihn
damals mit einer LEADER-Förderung um. 2017 gewann sie mit Andreas Eckelmann einen Supermarktleiter aus dem eigenen Dorf, der buchstäblich neuen
Wind in den Laden brachte: Er setzt auf Regionalität,
digitale Kommunikation und bürgerschaftliches
Engagement.
Eine Extrawurst fürs Dorf
Vor allem werden Lebensmittel vermarktet, die oft
in der direkten Nachbarschaft in kleineren Familienbetrieben und teilweise auf den Höfen selbst
produziert werden. Über 20 lokale Produzenten aus
einem Umkreis von knapp zehn Kilometern versor-
gen das Dorf mit mehr als 200 Artikeln. Darunter
Brot und Brötchen von der Dorfbäckerei, Gemüse
und Fisch aus Glückstadt, Schweinefleisch von Landschlachtereien, Rindfleisch von Dorfrindern, Obst
von regionalen Bauern und Eier vom Elbdeich sowie
unzählige Eissorten vom regionalen Milchbetrieb.
Einige Produkte werden sogar ausschließlich für
den MarktTreff produziert: Ein benachbarter Dorfschlachter erfand extra die Wurst „Beidenflether“.
Neben Lebensmitteln bietet der MarktTreff auch
ein Frühstückangebot, Getränke auf Kommission,
Lotto, einen Paket-Shop und Briefmarken. Mit dem
Supermarkt in Wilster gibt es eine Belieferungskooperation. 2008 wurde der MarktTreff mithilfe
von GAK-Mitteln um eine Physiotherapie-Praxis
sowie eine Sozialstation erweitert, die zusammen
den GesundheitsTreff ergeben. Im Oktober 2019
schaffte Eckelmann außerdem einen Defibrillator für
die Dorfgemeinschaft an. Für weitere Treffpunkte
wurden ein kleiner Wintergarten mit Cafeteria gebaut und ein Mehrzweckraum renoviert, in dem sich
regelmäßig Handarbeitsgruppen treffen.
Die Veröffentlichung der wöchentlichen WerbeBlättchen für den MarktTreff erfolgt – ebenso wie
Auf die Helfer vom MarktTreff ist Verlass: In der Corona-Krise beliefern sie Senioren mit
Lebensmitteln aus dem Laden.
36
GEMEINSAM STARK SEIN
22 Bäcker haben sich zu den „Allgäuer Bäckern“
zusammengeschlossen, um ihr Handwerk
zukunftsfähig zu gestalten.
Der MarktTreff wurde mittlerweile mit einer Physiotherapie-Praxis, Sozialstation, Cafeteria und einem Mehrzweckraum erweitert –
und ist zum zentralen Treffpunkt im Dorf geworden.
Ehrenamtliche packen an
So kann der Ort optimal versorgt werden. Die
regionalen Spezialitäten sichern die Rentabilität, erhöhen die regionale Wertschöpfung
und geben dem Markt ein Alleinstellungsmerkmal. Ein zehnköpfiger ehrenamtlicher
Helferkreis sowie die Online-Kommunikation sorgen dafür, dass der MarktTreff in
aller Munde bleibt. Die Helfer packen aber
auch an anderer Stelle an: So bringen sie
auf der Rückfahrt von ihrer Arbeit die
regionalen Produkte für den MarktTreff
direkt von den Produzenten mit. In der
aktuellen Corona-Situation versorgen
sie zudem gezielt Senioren.
Finanziell steht der MarktTreff inzwischen auf eigenen Beinen. Entschei-
dend für die positive Entwicklung war, dass Ehrenamtliche das Konzept gemeinsam mit dem Betreiber
gestalteten und die Gemeinde das Projekt unbürokratisch unterstütze. Und mit Andreas Eckelmann
hat das Dorf einen Enthusiasten für Regionalität
und Dorfgemeinschaft gefunden: „Mir wurde recht
schnell klar, dass neben einem Ideen-Austausch vor
allem ‚machen‘ nötig ist – und ‚gemacht‘ habe ich
immer schon gerne!“
Info
Projektname
MarktTreff Beidenfleth – Grundversorgung und Ortstreff
mit Herz und Handy
Bundesland
Schleswig-Holstein
LEADER-Region
AktivRegion Steinburg
Kosten
400 000 Euro, davon gefördert: 173 350 Euro (LEADER) und 9 252 Euro (GAK)
Projektträger
Gemeinde Beidenfleth
Website
www.markttreff-sh.de/de/markttreff-beidenfleth
Fotos: Ingwer Seelhoff, ews group GmbH; Lena Eckelmann; Sabine Kolz
die Bestellung von Waren – über WhatsApp oder
Facebook. Dies spart Kosten und erreicht auch
die Menschen auf den weit verstreuten Höfen in
der Wilstermarsch. Der digitale Flyer weist neben
aktuellen Angeboten auch auf die Müllabfuhr, anstehende Veranstaltungen, Fährzeiten, Flohmarkt,
Blutspenden, Bürgermeistersprechstunden oder
Gottesdienste hin. Für Bestellungen können Kunden
ihren Einkaufszettel einfach über WhatsApp oder
Facebook auf das MarktTreff-Handy senden. Das
MarktTreff-Team verpackt den Einkauf, stellt ihn
zur Abholung im Markt bereit – und liefert auf
Wunsch sogar bis vor die Haustür.
37
Damit
mehr Thüringen
im Regal steht
Die volle Auswahl
an Produkten aus
ihrem Bundesland
finden Thüringer
nun in ausgewiesenen Regalen im
Einzelhandel. Das
schafft mehr Bewusstsein für regionale Produkte – und neue
Chancen für kleine
Unternehmen vor Ort.
Wer im Thüringer Lebensmitteleinzelhandel
Produkte aus Thüringen
sucht, wird nur selten
fündig – und das obwohl
immer mehr Kunden regional einkaufen wollen und
auch der Handel die Nachfrage erkannt hat. Um zu erreichen, dass mehr Erzeugnisse aus Thüringen auch
in Thüringen gekauft werden können, entwickelten
Akteure aus Handel und Erzeugung – darunter der
wirtschaftliche Verein Thüringer Ökoflur Naturfrucht
w.V. – die Idee des Thüringenregals: eine physische
Verkaufsplattform, in der nur Thüringer Qualitätsprodukte stehen, und die sowohl in kleine Läden wie
Bäcker oder Fleischer als auch in die Konzepte der
größeren Lebensmitteleinzelhändler wie etwa REWE
integriert werden kann. An dem Projekt sind neben
zwei großen Supermarktketten auch regionale Betriebe und Handelsunternehmen, Verbände und
viele andere Engagierte beteiligt.
Gemeinsam auf der Suche
nach Antworten
Um die Idee zu realisieren, wurde mittels LEADER
zunächst eine Machbarkeitsstudie erstellt. Diese
lief von Oktober 2018 bis September 2019 und sollte
38
GEMEINSAM STARK SEIN
klären, wie Produkte aus Thüringen leichter in den
Handel gelangen können. In diesem Zusammenhang mussten Fragen geklärt werden, beispielsweise: Wie können Lieferketten aufgebaut und
Fahrtwege optimiert werden? Wer kann die
Lieferung koordinieren oder wie lassen sich
Produkte einheitlich vermarkten? Um Antworten zu finden, wurden Workshops und Expertengespräche im ganzen Bundesland durchgeführt. Eine Vielzahl an Akteuren nahm teil:
Neben Erzeugern und Vertretern des Handels
waren darunter auch Interessierte aus Bevölkerung, Politik, Verwaltung, Verbänden,
Logistik sowie aus der Werbung.
Vor zwei großen Herausforderungen
standen die Initiatoren und ihre Partner
bei der Umsetzung: Sie mussten eine
tragfähige Logistik aufbauen und die
Qualitätskriterien für regionale oder
handwerkliche Produkte wahren. Ein
Erfolg war es daher, die FRIEKO Feinkost Großhandel GmbH als Logistikpartner zu
gewinnen. Der Zentrallogistiker übernimmt den
Produktan- und -verkauf, die Kommissionierung,
Distribution, Rechnungslegung und Fahrtleistung.
In einem Nachfolgeprojekt entstand zudem eine
Open-Source-Softwarearchitektur für die kleinteilige Streckenlogistik.
Vor Ort gestaltet und gezimmert
2020 startete ein erster Versuch in einem GLOBUSMarkt in Erfurt, seit 2021 steht das Thüringenregal
flächendeckend in den Läden: Mehrere Märkte der
Ketten REWE und GLOBUS, Hof- und Bioläden sowie
zahlreiche Bäcker und Fleischer werden beliefert.
Damit Kunden die Regale überall schnell wiedererkennen, haben sich die Partner auf einen gemeinsamen Markenauftritt geeinigt. Dazu gehören auch
eigens gebaute Regale, gestaltet vom Thüringer
Atelier Papenfuß und hergestellt durch die Lebenshilfe Rudolstadt. Eine Vermarktungsgesellschaft
Seit 2021 finden die Thüringer Qualitäts
produkte aus ihrem Bundesland im
einheitlich gestalteten Thüringen-Regal –
sowohl in kleinen Läden als auch in großen
Supermarktketten.
deckt das Handelsgeschehen ab und ein Regionalbündnis e.V. agiert als
Lizenzgeber und Qualitätswächter.
Durch die Entwicklung des Thüringenregals ist ein starkes Netzwerk aus
regionalen Akteuren entstanden. Erfolgsfaktor sind dabei vor allem
kleine und flexible Unternehmen aus Thüringen, die – vernetzt über eine
digitale Plattform – die Logistik zusammen mit den großen Partnern
stemmen. Ferner stärkt das Projekt auch kleinere Läden wie Bäckereien und hilft ihnen, ihren Kunden mehr Abwechslung zu bieten.
Schlussendlich sind es auch die Thüringer selbst, die durch einen
einfachen Griff ins Regal neue Produkte aus ihrem Land kennen und
schätzen lernen.
Info
Projektname
Thüringenregal – Regionale Produkte im
Einzelhandel
Bundesland
Thüringen
LEADER-Region
RAG Gotha-Ilm-Kreis-Erfurt
Kosten
64 600 Euro, davon gefördert:
rd. 42 000 Euro (LEADER)
Projektträger
Thüringer Ökoflur Naturfrucht w.V.
Website
www.thueringenregional.de
Fotos: Thüringer Tourismus GmbH, Anja Krause
39
Ohne Hürden ins Grüne
Über eine Fußgängerbrücke kommen Bewohner und
Besucher eines inklusiven Bauernhofs einfacher zueinander. Das stärkt die Inklusion in der Region und
schafft neue Erlebnisse auf beiden Flussseiten.
Der Marienhof ist der Öko-Bauernhof der Evangelischen Stiftung Neinstedt. Er liegt am Ortsrand des
inklusiven Dorfes Neinstedt und bietet auch einen
Wohnbereich für Menschen mit Behinderung. Sie
arbeiten zum Teil als Beschäftigte der Werkstatt für
Eine neue barrierefreie Fußgängerbrücke hat den Marienhof im Harz
als inklusiven, generationenübergreifenden Treffpunkt gestärkt.
Menschen mit Behinderung. In der direkten Nachbarschaft des Bauernhofs, am anderen Ufer der
Bode, beginnt das Naturschutz- und Wandergebiet
Teufelsmauer. Dieses konnten die Bewohner des
Orts nur über eine viel befahrene, schmale Brücke
erreichen. Der kaum ausgebildete Fußweg mit hoher
Bordsteinkante bedeutete eine zusätzliche Hürde,
gerade für Menschen mit Behinderung – und machte
den Weg in das Naturgebiet nicht nur beschwerlich,
sondern auch gefährlich.
Bei einem Brainstorming entwickelte das MarienhofTeam die Idee, eine neue barrierefreie Fußgänger-
40
GEMEINSAM STARK SEIN
brücke zu bauen: mit sehr großer Spannbreite und
nur wenig Steigung. Sie wurde zu einem der Hauptziele, um den Hof strategisch weiterzuentwickeln.
Er sollte als inklusiver, generationsübergreifender
Treffpunkt gestärkt werden. Auch Touristen sollten stärker an die Inklusion sowie an nachhaltige,
ökologische Land- und Viehwirtschaft herangeführt
werden. Zudem war es dem Team ein Anliegen, im
Marienhof Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung zu schaffen und nachhaltig zu sichern.
Neue Wege, auch für Wanderer
Die Projektumsetzung erfolgte von August 2017
bis Oktober 2018. In Zusammenarbeit mit einem
Brückenbauunternehmen aus der Region wurde
das Bauwerk geplant und gebaut. Neben dem anspruchsvollen Prüf- und Bewilligungsprozess führte
auch die angespannte wirtschaftliche Situation eines Unternehmens zwischenzeitlich zu Herausforderungen. Doch die Mühe hat sich gelohnt: Neben dem
Naturschutzgebiet ist nun auch der Marienhof selbst
besser erreichbar, etwa für Wandertouristen. Ihnen
bieten der neue, größere Hofladen und ein Hofcafé
mit eigener Bäckerei viele leckere Stärkungen für
Was in der Bäckerei und Landwirtschaft
roduziert wird, steht später im Hofladen oder
p
Café zum Verkauf.
Menschen mit und ohne Behinderung arbeiten auf dem Marienhof in der Landwirtschaft, Gärtnerei, Landschaftspflege, im Hofladen oder der Bäckerei.
den nächsten Aufstieg: vom erfrischenden Glas
Apfelsaft bis zu vielen handwerklich hergestellten
Backwaren. Für Besucher wie Bewohner entstand so
ein Treff- und Begegnungsort, der auch Berührungsängste abbaut. Zusätzlich wurde die Nahversorgung
in der ländlichen Harzregion verbessert.
Die neue Fußgängerbrücke trug dazu bei, Gemeinschaftsgefühl und Inklusion im Dorf und in der
Region zu stärken. Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen sind im Marienhof tätig, gestalten das
Leben am Hof mit und können diesen auch in ihrer
Freizeit besuchen. Dieser Erfolg inspirierte Folgeprojekte wie eine Imkerei, eine mobile Mosterei und
den Anbau von Gemüse für den Hofladen sowie für
andere kleine Geschäfte in der Region.
Viel Raum zum Spielen
Die Marienbrücke verbindet den Hof mit dem Naturschutzgebiet Teufelsmauer und öffnet ihn dadurch für
Wandertouristen.
Neben vielen Leckereien gibt es auf dem
Hof immer etwas zu erleben: Am Holzbackofen auf der Außenterrasse können
Interessierte den Profibäckern bei der
Arbeit zuschauen. Auch das Streichelgehege mit Eseln und Ziegen ist bei
Projektname
kleinen und großen Besuchern beAusflugsziel Marienhof an der Teufelsmauer –
liebt. Mit dem ersten Abschnitt der
Fußgängerbrücke über die Bode
inklusiven, generationsübergreifenden Naturerlebnisspiellandschaft
Bundesland
Engelsmühle entstehen derzeit
Sachsen-Anhalt
Stationen, die mit Tante-Emma-Laden oder Tierklinik in Miniaturform
LEADER-Region
die Fantasie beflügeln. Auch das
Nordharz
nächste Vorhaben hat das Team
bereits angestoßen: Durch einen
Kosten
Ausbau des Dachgeschosses soll
rd. 728 300 Euro, davon gefördert: 350 000 Euro (LEADER)
über dem Hofladen ein Raum
der Begegnung entstehen. Dank
Projektträger
eines Aufzugs ist auch dieser
Evangelische Stiftung Neinstedt
allen zugänglich – und wird so
zu einem weiteren inklusiven
Treffpunkt.
Info
Fotos: hertel design; Evangelische Stiftung Neinstedt / Werkstatt für
Menschen mit Behinderung; Andreas Kilkis, Gerd Wahl, Matthias Weisheit
41
Gemeinsam bekannter werden
In Niedersachsen will ein Netzwerk die Direktvermarkter stärken. Gemeinsam schaffen sich die beteiligten Betriebe eine größere Bühne und verkaufen
auch schon mal die Produkte des jeweils anderen.
Honig aus Dinklar, Milch aus Ilde, Eier aus Upstedt
und Schinken aus Mahlum – alles vor Ort produziert
und von den Höfen aus an die Kunden verkauft:
Seit Jahren schon gibt es viele Direktvermarkter im
Kreis Hildesheim. Über ihre Dörfer hinaus sind sie
aber oft wenig bekannt. Das „Netzwerk Hofladen“
möchte das ändern, indem es regionale Produzenten aus Bad Salzdetfurth, Bockenem, Holle
und Schellerten zusammenbringt. Die Idee dazu
entstand im August 2016 in der Lenkungsgruppe
der ILE-Region nette innerste. Schnell bildete
sich eine Projektgruppe aus Vertretern der Mitgliedsgemeinden sowie ehrenamtlich Engagierten. Das Regionalmanagement der ILE-Region führt die Projektgruppe an, betreut das
Netzwerk und ist für die Administration der
digitalen Übersichtskarte verantwortlich.
Alle auf einer Karte
Doch wie groß wäre überhaupt das Interesse daran,
sich gemeinsam mit anderen Direktvermarktern
zu präsentieren? Um das herauszufinden, lud das
Projektteam 2017 nach intensiver Recherche und
Kontaktarbeit regionale Betriebe und weitere Vermarkter zu einem ersten Netzwerktreffen ein. 20
Direktvermarkter landwirtschaftlicher Erzeugnisse
waren sofort dabei.
Ihre Produktpalette
reicht vom Ziegenund Schafskäse über
Fleisch- und Wurstspezialitäten, Nudeln,
Eier, Joghurt, Gemüse
und Fisch bis hin zu
Bier und Spirituosen.
2018 folgte ein zweites
Treffen. Bald waren auch
Betreiber von Hofcafés
beteiligt, später kamen
Imker und Wochenmärkte dazu. Aktuell zählt das
Netzwerk 27 Beteiligte. Sie
alle sind auf einer interaktiven Karte auf der Website
der Region nette innerste zu
finden – mit Informationen zu
Betrieb, Standort, Produkten
und Kontakt. Perspektivisch
sollen die Anbieter auch in
einer neuen Regions-App auf-
Ob Hofcafé oder Brauerei: Alle teilnehmenden Betriebe sind sowohl digital in
einer Übersichtskarte als auch in einem Flyer vermerkt.
42
GEMEINSAM STARK SEIN
27 Anbieter zählt das
DirektvermarkterNetzwerk im Kreis
Hildesheim – darunter
auch Hofbackstuben
und -läden.
Mehr Aufmerksamkeit
durch Kooperationen
gelistet werden, die derzeit entwickelt wird und das
touristische sowie gastronomische Angebot der
Region abbilden soll. Zusätzlich wirbt das Netzwerk
mit einem achtseitigen Flyer für die beteiligten Betriebe. Die Erstauflage finanzierten die Mitgliedsgemeinden der ILE-Region. Inzwischen liegt der Flyer
in zweiter Auflage in den teilnehmenden Hofläden
und -cafés sowie in den Rathäusern und TouristenInformationen aus.
Die Kombination aus Flyern und digitaler Übersicht
erreicht sowohl Naherholungssuchende als auch die
regionale Bevölkerung. Das Angebot ist inzwischen
so beliebt, dass einige Betriebe bereits ihre Kapazitätsgrenzen erreichen: Von der erhöhten Nachfrage
ihres Angebots – gerade nach Veröffentlichung des
Flyers – waren sie positiv überrascht. Sie meldeten
jedoch auch zurück, dass es für sie personell und
zeitlich nur schwer möglich sei, ihr Angebot in der
Menge aufzustocken. Es galt, die Menschen dafür zu
sensibilisieren, dass das regionale Warenangebot
begrenzt ist, ohne sie als Neukunden direkt wieder
zu verlieren.
Das „Netzwerk Hofladen“ führt die Beteiligten auch mit weiteren regionalen
Initiativen, Projekten und Angeboten zusammen. So ergab sich eine Kooperation
mit dem ADFC Hildesheim, der bei geführten Fahrradtouren Stopps auf den Höfen der
Region einplant – mitsamt einer Hofführung
sowie Kaffee und Kuchen im Hofcafé. Eine
dieser Touren gab es bereits, eine zweite
wurde wegen Corona abgesagt. Darüber
hinaus ergab sich, dass die Produzenten auch
Waren anderer in ihr Sortiment aufnehmen.
Die Manufaktur Schünemann etwa bietet auf
Wochenmärkten neben
den eigenen Eiern und
Honig auch Waren anderer Betriebe an: Donnerstags steht sie mit dem
Wagen auf den Märkten
in Bad Salzdetfurth
Projektname
und Lampspringe. Hier
Direktvermarkter in und um die Region
kauft Betreiber Stefan
nette innerste
Schünemann abends
nach Möglichkeit
Bundesland
die übriggebliebeNiedersachsen
ne Ware anderer
Marktbeschicker
ILE-Region
auf und verkauft
nette innerste
sie am Freitag
auf dem Markt
Kosten
in Nette weiter.
1 669 Euro, keine Förderung
So erweitert er
sein Sortiment –
Projektträger
und bietet den
ILE-Region nette innerste
Kollegen eine
zusätzliche
Website
Plattform.
https://nette-innerste.de/projekte/hofladen
Info
Fotos: Anke Bodenburg; B. Ziemann, Stadt Bad Salzdetfurth;
Hofbackstube Kammann/Gabriele Kammann; Heinder
Naturtrüb GbR
43
Zusammen mit einer Animationsgrafikerin hat der Verein ein Erklärvideo für die belebte Verteilstation erstellt.
Gut vernetzt, gut versorgt
Der Verein Allmende Taucha will mithilfe Solidarischer Landwirtschaft nachbarschaftlichen Austausch
ermöglichen. Dafür verwandeln die Mitglieder Verteilstationen in lebendige Begegnungsorte.
In der Solidarischen Landwirtschaft (Solawi) tun
sich Landwirte und Verbraucher zusammen: Die
Verbraucher zahlen einen festen Beitrag und erhalten im Gegenzug Anteile der landwirtschaftlichen Ernte. In Verteilstationen können sie sich
ihren Anteil nach dem Vertrauensprinzip abholen.
In vielen Städten sind diese Verteilstationen schon
zu Orten des nachbarschaftlichen Austauschs und
der Begegnung geworden. Doch ist so etwas auch
im ländlichen Raum möglich? Gerade hier wird
die Nahversorgung häufig zum Problem – und mit
Geschäftsschließungen gehen auch soziale Treffpunkte verloren. Das LEADER-geförderte Projekt des
„Allmende Taucha e. V.“ setzt genau hier an – und
will belebte Verteilstationen im Raum der Kleinstadt
Taucha und dem Delitzscher Land etablieren.
44
GEMEINSAM STARK SEIN
Gemeinsame Aktivitäten schaffen
In der Gegend nordöstlich von Leipzig existieren
auf kleinstem Raum fünf verschiedene Solawis, die
kooperativ und dennoch eigenständig wirtschaften.
Hier entwickelten sich selbstorganisierte Verbrauchergemeinschaften, die sich im Frühjahr 2019 im
Verein Allmende Taucha zusammengeschlossen
haben. Die Mitglieder wollen in den Verteilstationen
Orte der Begegnung, Diskussion, Information und
Nachbarschaft schaffen: mit regelmäßigen Veranstaltungen wie gemeinsamen Kochabenden, Workshops und Vernetzungstreffen, oder mit Flohmärkten und Ausflügen zu den Erzeugern.
Seit der Gründung des Vereins ist viel passiert: Das
Team baute eine Website, entwickelte ein Corporate
Design und ein Konzept für die Öffentlichkeitsarbeit. Es organisierte Informationsveranstaltungen
und rief einen Blog mit Wissenswertem zum Thema
gesunder, lokaler Ernährung ins Leben. Hier stellen
sich auch die direktvermarktenden und weiterverarbeitenden Betriebe aus der Region vor. Zusammen mit einer Animationsgrafikerin erstellten die
Mitglieder außerdem ein Erklärvideo für die belebte
Verteilstation; weitere Videos mit Luftaufnahmen
von Betrieben und Interviews sollen folgen. Auch
Informationsbroschüren sind in Arbeit.
Die Verteilstationen sollen von mehreren Solawis
und anderen direktvermarktenden und weiterverarbeitenden Betrieben beliefert werden.
Letztendlich kommt es aber darauf an, wie viele
Abnehmer sich finden, da sich für die Erzeuger die Anfahrt natürlich lohnen muss. Der
Verein übernimmt nämlich weder die Lieferung noch die Öffentlichkeitsarbeit für die
Direktvermarkter.
Mit einer umfassenden Bedarfsanalyse
möchten die Vereinsmitglieder deshalb im
nächsten Schritt herausfinden, was die
Menschen vor Ort sich wünschen: Welche
lokalen Produkte sind interessant? Wie
weit fahren sie normalerweise zum Einkaufsort? Und welche Öffnungszeiten
könnten passen? Damit soll dann bald
die erste belebte Verteilstation eröffnen – und Verbraucher wie Erzeuger
zusammenbringen.
Info
Projektname
Der Allmende Taucha e. V. zur Vernetzung von Direktvermarktern
und insbesondere Solawis mit Konsumenten
Bundesland
Sachsen
LEADER-Region
Delitzscher Land
Kosten
rd. 273 760 Euro, davon gefördert: rd. 219 000 Euro (LEADER)
Projektträger
Allmende Taucha e. V.
Website
www.allmendeverein.de
Fotos: Allmende Taucha e. V.
Die Menschen mit ins Boot holen
Das Team des Allmende Taucha e. V.
Mitglieder einer Solawi beim Ernten von Salat.
Später wird die Ernte zur Verteilstation gebracht.
Gemüseabholung in einer Leipziger Verteilstation.
Der Allmende Taucha e. V. setzt sich dafür ein,
dass auch ländliche Verteilstationen zu belebten
Treffpunkten werden.
45
Nachhaltig mobil bleiben
Das Auto mit anderen teilen? Was derzeit auf dem
Land noch oft ein Tabu ist, muss nicht immer eines
bleiben. Das beweist ein Pilotprojekt zum E-Carsharing in der LEADER-Region Kulturlandschaft
Ahaus-Heek-Legden.
Ohne Auto kommt man in kleinen Dörfern und Gemeinden häufig nicht weit: Die Wege zum Einkaufen
und zu ärztlichen Praxen, Schule, Arbeit, Sport- oder
Freizeitangeboten sind mitunter lang, das Angebot
an öffentlichem Personennahverkehr oder Bürgerbussen dürftig. Es ist daher nicht ungewöhnlich,
dass es in vielen Haushalten genauso viele Autos
wie Haushaltsmitglieder gibt.
Dem will die Lokale Aktionsgruppe (LAG) Kulturlandschaft Ahaus-Heek-Legden (AHL) etwas entgegensetzen. Gemeinsam mit Partnern der regionalen
Wirtschaftsförderung und den Ahauser Stadtwerken
startete sie Anfang 2019 das Projekt „E-Carsharing
AHL: Erneuerbare Elektromobilität für alle im ländlichen Raum“. Die Ziele: Für die Vorteile von Carsharing sensibilisieren, die Zahl der Zweit- oder Drittwagen reduzieren und Elektromobilität als praktische
alternative Antriebstechnik in der Region vorantreiben. Denn nach wie vor unterliegen Elektroautos gängigen Vorurteilen. Und ein Auto mit vielen
anderen Menschen zu teilen, ist bislang ebenfalls oft
noch undenkbar.
Pilotprojekt mit eigener App
Um mit diesem Tabu zu brechen, arbeitet die LAG
mit einem regionalen Autovermieter zusammen. Als
Partner leaste dieser sieben E-Fahrzeuge und stellt
sie dem Projekt zur Verfügung. Die Kosten werden
über die Leihgebühren gedeckt, die für die jeweilige
Nutzung anfallen. An sieben Standorten, verteilt auf
alle drei Kommunen, stehen die Autos für alle Interessierten bereit. Das Mieten läuft über eine App,
die mithilfe von Fördermitteln eigens für das Projekt
entwickelt wurde. Vor allem in der Startphase hatte
man dabei allerdings mit einigen technischen Problemen zu kämpfen.
Heute läuft die App rund. Interessierte erstellen
über sie ein Nutzungskonto, reservieren das ge-
Sieben Elektroautos in drei Kommunen stehen inzwischen zur Miete zur Verfügung –
bald sollen es noch mehr werden.
46
GEMEINSAM STARK SEIN
Über eine App können die Nutzer das
gewünschte Auto reservieren und entriegeln.
Der Strom für die Elektroautos wird in einer
regionalen Windenergieanlage erzeugt.
Info
Projektname
E-Carsharing AHL: Erneuerbare Elektro
mobilität für alle im ländlichen Raum
Bundesland
Nordrhein-Westfalen
Website
http://ecar-ahl.de
Zum Umdenken bewegt
Das Projekt kommt bei den Nutzerinnen und Nutzern in der Region gut an – das zeigt eine kürzlich
durchgeführte Befragung. Etwa die Hälfte der Registrierten hatte sich an der Umfrage beteiligt. Für
viele von ihnen kommt ein Elektroauto als nächstes
eigenes Fahrzeug in Betracht. Einige von ihnen können sich inzwischen sogar vorstellen, ihren Zweitwagen abzuschaffen.
ieterin
te S chw
ven t ; U
Projektträger
Lokale Aktionsgruppe Kulturlandschaft
Ahaus-Heek-Legden
planin
Kosten
rd. 76 800 Euro, davon gefördert:
rd. 49 900 Euro (LEADER)
Fo to s :
wünschte Fahrzeug und entriegeln es mit ihrem
Smartphone. Die Zahl der regelmäßigen Nutzerinnen
und Nutzer steigt stetig – rund 260 sind es bisher.
Bei Fragen können sie sich an die Projektkoordinatorin wenden. Seit 2019 betreut sie die Registrierten
und kümmert sich um die technische wie logistische
Abwicklung des E-Carsharing. Ihre Stelle wird ebenfalls über Fördermittel finanziert und ist bei der LAG
als Arbeitgeber angedockt.
g
LEADER-Region
Kulturlandschaft Ahaus-Heek-Legden
Die Projektbeteiligten ziehen also eine positive
Halbzeitbilanz und wollen im zweiten Projektjahr
noch mehr E-Fahrzeuge anbieten. Außerdem soll es
weitere Standorte für die Gemeinschaftsautos in
den Dörfern geben. Der Strom für die Autos kommt
übrigens direkt aus der Region: Die Stadtwerke
speisen dazu den Strom ein, den die regionale Windenergiegenossenschaft erzeugt. Diese wurde 2016
ebenfalls über LEADER realisiert.
47
1.
Platz
Alle unter einem Dach
2008 schloss das letzte Lebensmittelgeschäft in Aidhausen. Seit Langem stand auch das ehemals größte
Gasthaus im Ort leer. Grund genug für die Menschen
in der Gemeinde, aktiv zu werden – und mit Dorfladen
und Mehrgenerationenwerkstatt neue Treffpunkte zu
schaffen.
Nudeln vom Naturlandhof aus der Region kaufen,
frühstücken oder mit den Kleinen zum Spielenachmittag: Im Dorfladen und in der Mehrgenerationenwerkstatt Aidhausen ist vieles möglich. Die
Kombination aus Lebensmittelgeschäft, diversen
Dienstleistungen und sozialem Treffpunkt kommt
in der Gemeinde gut an. Der Dorfladen bietet
eine breite Auswahl regionaler Produkte – und
Der Dorfladen kooperiert mit zwei Bäckereien und einer Metzgerei.
kooperiert dafür mit zwei regionalen Bäckereien, einer Metzgerei und weiteren Lieferanten
aus dem Umland. Im selben Gebäude sind zudem
ein Café, ein Lieferservice, eine Reinigungsannahme,
Die Probleme selbst angepackt
ein Paketshop und eine Bücherei mit Onlineausleihe
untergebracht. Auch Ausstellungen, Vorträge und
Die Idee entwickelten die Bürgerinnen und Bürger
VHS-Kurse, Spielenachmittage und wöchentliche
selbst: Denn neben der Nahversorgung fehlte es
Seniorenessen stärken das Gemeinschaftsgefühl im
ihnen auch an Begegnungsorten. Schon 2005 gab
Ort. Zwanzig Ehrenamtliche stemmen das vielseitige
es erste Arbeitskreise. Durch Workshops, Umfragen
Angebot.
und Informationsabende konkretisierte sich das
Vorhaben. Nach einer Machbarkeitsstudie, einer schriftlichen Bürgerbefragung und mehreren Informationsveranstaltungen mit Interessierten aus der
Gemeinde erfolgte 2009 die Entscheidung, das Projekt umzusetzen. In der
Gründungsversammlung erklärten sich
rund 50 Prozent der Aidhäuser Haushalte
bereit, sich zu beteiligen: beim Dachdecken, Streichen oder finanziell. Nach einem
Planungswettbewerb folgten rasch der Bau
und die Ausstattung der Räumlichkeiten:
Das alte Gasthaus in der Ortsmitte wurde
abgerissen und ein neues Gebäude entstand.
Im Erdgeschoss erstreckt sich der Dorfladen
über 120 Quadratmeter, im Obergeschoss ist
fast genau so viel Platz für die Mehrgenerationenwerkstatt (MGW). Mit einem großen Fest
wurde im Juni 2011 beides eröffnet.
Ein neuer Treffpunkt
Seitdem ist in der Gemeinde ein neuer Lebensmittelpunkt entstanden. Sieben Frauen erhielten
Ein Gebäude, zwei Nutzungen: das „Dorflädle“ im Erdund die Mehrgenerationenwerkstatt im Obergeschoss
48
GEMEINSAM STARK SEIN
Treffpunkt für Jung und Alt: das Café im „Dorflädle“
als Kanal der Öffentlichkeitsarbeit.
Zuletzt beispielsweise, um Saatgut zu
verteilen oder neue Fördermittel für
Privatpersonen bekannt zu machen.
Längst hat sich gezeigt, dass die Menschen in Aidhausen den richtigen Riecher
hatten: Dorfladen und Mehrgenerationenwerkstatt sind essenziell für die Daseinsvorsorge in der Gemeinde und für den
gesamten westlichen Teil der ILE Hofheimer
Land. Zudem war das Projekt Vorbild für weitere Dorfläden und Gemeinschaftshäuser in
der Region. Bis heute sind mehr als die Hälfte
der Haushalte Teilhaber des Dorfladens. Diese
Beteiligung, ob finanziell oder durch persönliches Engagement, ist ganz klar der Schlüssel
zum Erfolg dieses Projekts.
Jeden Donnerstag in der Mehrgenerationenwerkstatt:
gemeinsames Mittagessen für Senioren
einen neuen Arbeitsplatz, zwei davon in Vollzeit. Sie
führen mit einem ehrenamtlichen Beirat den Dorfladen. Gerade auch die vielen sozialen Angebote
führen Menschen unterschiedlichen Alters und
unterschiedlicher Herkunft zusammen. Zudem war
die MGW auch Koordinationspunkt für ein gemeinsames Konzept für Geflüchtete, das mit Unterstützung der Koordinationsstelle Neubürger
gemeinsam von Bürgermeister, Gemeinderäten,
Ehrenamtlichen und Geflüchteten umgesetzt
wurde.
Projektpartner waren unter anderem das Amt
für Ländliche Entwicklung Unterfranken und
die LEADER-Region Hassberge. Auch mit dem
ILE-Management besteht eine enge Zusammenarbeit, beispielsweise wenn Exkursionsgruppen das Hofheimer Land besuchen.
Ihnen dient der Dorfladen als Versorgungsstätte, Seminarraum – oder schlicht als
Best-Practice-Beispiel. Darüber hinaus
nutzt das ILE-Management den Dorfladen
Info
Projektname
Dorfladen mit Mehrgenerationenwerkstatt Aidhausen
Bundesland
Bayern
ILE-Region
Gemeinde-Allianz Hofheimer Land
Kosten
rd. 400 000 Euro, davon gefördert: 136 500 Euro (Dorfentwicklungsprogramm) und 36 000 Euro (LEADER)
Projektträger
Gemeinde Aidhausen
Website
www. aidhausen.de/DE/Dorfladen-Aidhausen.html
Fotos: Gemeinde Aidhausen; Gemeinde-Allianz Hofheimer Land
49
Alle Fäden in der Hand
Unterschiedliche Produkte und Erzeugnisse aus der
Region stehen in einer Markthalle in Dannenberg
zum Verkauf. Um Angebot und Netzwerk auszubauen,
wurde eine neue Stelle geschaffen.
Zwischendrin ein Stück selbstgebackenen Kuchen
genießen, auf einer Sitzbank der örtlichen Holzwerkstatt – umgeben von Bildern einer Künstlerin
aus der Region: So macht Einkaufen Spaß. Mit dem
Ziel, einen Ort für gut erreichbare Versorgung mit
Marktcharakter zu schaffen, wurde 2013 die Regionale Markthalle in Dannenberg (Elbe) gegründet.
Die Ladengemeinschaft regionaler Hersteller
trieb anfangs federführend der Marketingverein ALMA „Alle machen Marketing“ e. V. voran.
Seit Sommer 2018 betreibt die Landwirt-Familie
Pröhl aus Deutsch Evern die Markthalle und
beliefert sie mit Gemüse aus eigenem Anbau, Obst, Eingewecktem, einem saisonalen
Mittagstisch und vielem mehr. Ein breites
Netzwerk von anderen Herstellern aus dem Wendland und der Umgebung erweitert das Sortiment
mit Brot- und Backwaren, Wurst und Fleisch, Honig,
Tee, Gewürzen, Getränken, Produkten von Schaf und
Alpaka sowie Kunsthandwerk. Bei der Sortimentsgestaltung legen die Betreiber Wert auf liebevoll
und ehrlich hergestellte Erzeugnisse aus der Region
sowie kleine Herstellerstrukturen.
Etwa 20 Aussteller bieten in der Markthalle ihre Produkte
aus dem Wendland an.
Anlaufstelle für bestehende
und neue Partner
Um das Angebot der Markthalle bekannter zu machen und ihr Netzwerk zu erweitern, wurde im März
2018 eine auf zwei Jahre
befristete LEADER-Projektstelle geschaffen.
Fortan ist Projektmanagerin Anne Meyer Ansprechpartnerin für Hersteller,
Kunden und Partner, zum
Beispiel aus Tourismus und
Gastronomie. Sie spricht
potenzielle neue Aussteller
für die Markthalle an, stellt
das Konzept auf Netzwerkveranstaltungen vor und entwickelt neue Partnerschaften. So
entstand – auch bedingt durch
Corona – ein kostenloser Lieferdienst in und um Dannenberg,
um Kunden mit frischen Lebensmitteln zu versorgen. Diese
werden telefonisch bestellt und
mit einem E-Bike oder einem MiniE-Auto vor die Haustür geliefert.
Die Nachfrage nach regionalen Lebensmitteln ist groß. Künftig sollen die
Lagerkapazitäten der Markthalle erweitert werden.
50
GEMEINSAM STARK SEIN
Kaffee und Kuchen,
Verkostungen und
Veranstaltungen
schaffen in der
Markthalle ein
besonderes
Einkaufserlebnis.
Dass die Nachfrage nach regionalen Produkten steigt, zeigt sich auch
in Dannenberg. Um sie zu bedienen,
ist geplant, die Lagerkapazitäten der
Markthalle zukünftig mit einem Kühlhaus auszubauen. In Kooperation mit der
benachbarten Gemeinde Jameln ist zudem
geplant, dort zwei Lebensmittelautomaten
aufzustellen und mit dem MarkthallenSortiment zu bestücken. Per 24/7-Direktvermarktung wird so Einheimischen und
Touristen ein ländliches, ursprüngliches
Einkaufserlebnis geboten, ohne dass Extrafahrten in die nächste Stadt nötig sind.
Ein kostenloser Lieferdienst bringt Bestellungen an die
Haustür.
Auch die gezielte Vermarktung über Logo, Flyer,
Website und Öffentlichkeitsarbeit verantwortet
die Projektmanagerin. Ein Pop-up-Store in Hamburg-Altona machte zum Beispiel auch Großstädter auf die Markthalle aufmerksam. Für die etwa
20 Aussteller wird es daher noch attraktiver,
eine Verkaufsfläche in der Halle zu betreiben.
In manchen Fällen ersetzt diese sogar den
eigenen Hofladen. Bei Verkostungen und
Veranstaltungen wie dem Ostermarkt, dem
Kartoffelsonntag oder der Langen Nacht der
schönen Künste haben sie zudem Gelegenheit, entspannt mit Kunden ins Gespräch zu
kommen. Wichtig ist, dass alle Aussteller
mitmachen und erkennen, wie wertvoll ein
eigener Werbeauftritt ist. Dafür braucht es
viel Fingerspitzengefühl und Motivation.
Info
Projektname
LEADER-Projektstelle: Vermarktung von regionalen Produkten
und Aufbau eines Netzwerkes
Bundesland
Niedersachsen
LEADER-Region
Elbtalaue
Kosten
114 220 Euro, davon gefördert: 60 190 Euro (LEADER)
Projektträger
Samtgemeinde Elbtalaue
Website
www.markthalle-dan.de
Fotos: Rainer Erhard; Anne Meyer
Regionale Produkte zum Erlebnis
machen
51
Je mehr, desto besser
Der neue Dorfladen in Schönstadt hat nicht nur ein
Erfolgsgeheimnis, sondern viele: Aus dem ganzen
Ort beteiligen sich Menschen mit unterschiedlichen
Kompetenzen, um das Projekt voranzutreiben.
Schon die Teilnahme am Wettbewerb „Unser Dorf
hat Zukunft“ im Jahr 2009 hat viele Aktive im Bioenergiedorf Schönstadt inspiriert, noch mehr für
ihren Ort auf die Beine zu stellen. Ihr Wunsch: Ein
geschäftiger Dorfmittelpunkt soll entstehen, der
Schönstädter und Dorfnachbarn zum Einkaufen und
Verweilen einlädt. Der alte Dorfladen musste bereits
im Juni 2018 schließen.
beispielsweise um das Thema regionale Lebensmittel zu besuchen.
Bei der Planung und Beantragung der Fördermittel
erhielt das Team Unterstützung durch die LEADERRegion Burgwald-Ederbergland, in deren Vorstand
auch ein Mitglied der Arbeitsgruppe sitzt. Mit viel
Begeisterung und wertvollem Einblick in die Förderlandschaft brachte sich das Regionalmanagement
ein. Schließlich war es ein neues GAK-Förderangebot, das die Voraussetzungen schuf, das Vorhaben
der Schönstädter umzusetzen.
Sorgfältig und mit Bürgerbeteiligung geplant: der neue Dorfladen
52
Das ganze Dorf vor Ort
Von 15 auf 252
Als passender Standort für einen Dorfladen war
schnell eine Fläche gegenüber dem bestehenden
Bürgerhaus identifiziert, in dem die Ortsvorsteherin
ihre Sprechstunde hält und auch Sport- und Musikvereine ihre Treffen veranstalten. Ein Arbeitskreis
aus mehr als 15 Bürgerinnen und Bürgern bereitete
die Gründung einer Genossenschaft und ein Konzept
vor: In den Regalen des Dorfladens soll sich ein Vollsortiment auch mit regionalen Produkten wie Backwaren, Wurst, Eiern und Honig finden. Der Laden soll
den Menschen vor Ort noch mehr bieten: Künftig
haben sie hier die Möglichkeit, Bargeld abzuheben,
einen Lieferservice zu nutzen oder Veranstaltungen
Der ursprünglich kleine Arbeitskreis wuchs rasch
und im November 2018 wurden alle Schönstädter
Bürger zu einer Info-Veranstaltung eingeladen. 2019
ging dann alles ganz schnell: Bereits im Februar wurde die Genossenschaft „Dorfladen Schönstadt“ mit
knapp 130 Gründungsmitgliedern ins Leben gerufen. Im Juni 2020 konnte die errechnete notwendige
Untergrenze von 300 Genossenschaftsanteilen bei
aktuell 252 Genossen überschritten und das Baugrundstück gegenüber dem Bürgerhaus erworben
werden. Im September 2019 wurde nach Eingang des
Förderbescheids der Architekt beauftragt, die Eröffnung soll Ende Januar 2021 stattfinden.
GEMEINSAM STARK SEIN
Spatenstich für den Dorfladen Schönstadt
Die Genossenschaft feiert mit den Bürgerinnen und
Bürgern Fortschritte beim Dorfladen-Bau.
Info
elhelm
Projektname
Errichtung und Betrieb eines Dorfladens mit Café
sen; Ja
nek Ad
Bundesland
Hessen
B er t ho
St e f an
Das Projekt hat viele aus Dorf und Region
zusammengebracht: Mit unterschiedlichen
Projektträger
beruflichen Hintergründen und KompetenDorfladen
Schönstadt eG
zen bringen sich im Arbeitskreis Menschen ein, die oftmals noch nicht im Dorf
Website
engagiert waren – jetzt aber umso mehr
https://dorfladen-schoenstadt.de
Herzblut reinstecken. Ihnen allen ist es
ein Anliegen, neue Angebote im Dorf zu
etablieren. In Kleingruppen widmen sie
sich Themen wie Sortimentsentwicklung,
Innengestaltung, Personalmanagement und dem
Cafébetrieb. Antworten auf Fragen zum Bau, wie
Energieversorgung und Klimatisierung, werden aufwändig erarbeitet.
Ro v e r ;
Kosten
rd. 1,2 Mio Euro, davon gefördert: rd. 500 000 Euro (GAK 9.0)
Fo to s :
Besprechung des Arbeitskreises „Dorfladen“
ld Jans
LEADER-Region
Burgwald-Ederbergland
Bewohner aus Nachbardörfern haben ebenso Genossenschaftsanteile erworben wie interessierte
Unterstützer aus anderen Regionen Deutschlands.
So brachten die Etappenfeste, bei denen die Genossenschaft etwa den Grundstückskauf oder die
Übergabe des Förderbescheids feierte, Menschen
über die Ortsgrenzen hinweg zusammen. In
Schönstadt selbst sind 220 von 380 Haushalten
finanziell am Dorfladen beteiligt. Sie haben
deshalb großes Interesse am wirtschaftlichen
Erfolg des Projekts – und die Chance, mit ihrem
Einkaufsverhalten selbst zu steuern, was im
Dorfladen angeboten wird.
Hier soll der Dorfladen entstehen:
Besichtigung der Baustelle.
53
Die besten Seiten der Region
Mit einem Einkaufsführer macht ein Landkreis auf
regionale Produkte und Gastronomie aufmerksam.
Er ist nur einer von vielen Wegen, neue Kunden zu
gewinnen – und über den Tellerrand des Lebensmittelsektors zu schauen.
Seit 2008 arbeitet der Landkreis Mittelsachsen
mit sechs LEADER-Regionen zusammen. Gemeinsam suchten sie nach Lösungen, regionale
Produkte im Lebensmittel- und im Non-FoodBereich stärker in die Öffentlichkeit zu rücken
– und stellten schnell fest, dass eine attraktive
Grundlage vorhanden ist. Die Managements
aus dem Klosterbezirk Altzella, dem Land des
Roten Porphyr, SachsenKreuz+, dem Silbernen
Erzgebirge, Flöha- und Zschopautal und der
Lommatzscher Pflege machten sich ans Werk
und recherchierten zunächst Direktvermarkter, später andere regionale Erzeuger. So
entstand ein Netzwerk zwischen Landkreis,
Unternehmen und LEADER-Regionen, das
neben dem Informationsaustausch tragfähig
für weitere Projekte ist. Die Koordination übernimmt
der Landkreis, bei den gemeinsamen Maßnahmen
packen alle mit an: Sie verteilen Printprodukte,
machen Werbung für gemeinsame Veranstaltungen
und virtuelle Plattformen. Auch die regelmäßigen
Netzwerktreffen sind rege besucht. 50 Erzeuger
aus dem Food-, 100 aus dem Non-Food-Bereich und
30 Gaststätten beteiligen sich aktuell.
Geschichten, Rezepte und viel zu
entdecken
Die Ergebnisse können sich sehen lassen: Besonders
beliebt ist der Einkaufsführer, der neben Geschichten über die Region und einem Anbieterkatalog aus
Direktvermarktern und Gaststätten auch modern
gestaltete Rezepte mit regionalen Produkten enthält. Die Gestaltung setzt auf kunstvolle Schriften,
genannt Handlettering, und führt diesen Trend mit
der steigenden Nachfrage nach regionalen Lebensmitteln zusammen. Aktuell erscheint die vierte
Auflage des Einkaufsführers, die vorherigen sind
vergriffen.
Nach dem Einkaufsführer entstand ein Branchenkatalog mit regionalen Produkten. In insgesamt
54
GEMEINSAM STARK SEIN
Bereits in der vierten Auflage: Der Einkaufsführer mit
Geschichten über die Region, Rezepten und Infos zu
Direktvermarktern und Gaststätten.
acht Kategorien zeigt dieser Katalog, wie vielseitig
das Angebot in Mittelsachsen ist: Verteilt über die
sechs LEADER-Regionen werden einige interessante Produkte hergestellt. Darunter etwa innovative
Nackenkissen für Autofahrer, kunstvoll gefertigte
Gartenbänke oder Spielzeug für die Kleinsten.
Zum Anfassen und digital
In manchen Fällen kennen Interessierte das Produkt, wissen aber nicht, dass es im Landkreis erzeugt wird. Daher entwickelte das Netzwerk aus dem
Branchenkatalog auch eine Ausstellung: „Fahrrad,
Filzschuh, Feuerwerk: Lieblingsstücke“ vereint Alltagskunst mit Industriekultur in Mittelsachsen. Zu
den mehr als 600 Einzelstücken zählen etwa Kissen,
die mit denkmalgeschützten Lochkarten-Webstühlen hergestellt wurden. Über 200 000 Besucherinnen und Besucher hat die Ausstellung bereits
angezogen, auf Schloss Rochsburg, zur KONVENT´A
in Löbau, zur Landesgartenschau und im Museum
in Mittweida. Und dann kam Corona. Statt reger
Besucherzahlen gab es plötzlich leere Museumsräume. Doch das Team fackelte nicht lange und führte
die Produktschau stattdessen digital weiter: Dafür
Die Ausstellung: „Fahrrad, Filzschuh, Feuerwerk:
Lieblingsstücke“ vereint Alltagskunst mit
Industriekultur in Mittelsachsen.
Mehr als 600 Einzelstücke gehören
zur Wanderausstellung.
wurden Videos produziert und eine
virtuelle Plattform für Direktvermarkter, regionale Produzenten und Gastronomen geschaffen.
Durch die Zusammenarbeit der LEADERRegionen mit dem Landkreis und den
Unternehmen entwickelten sich neue
Lieferbeziehungen und Produkte. So entstand etwa die erste Handtasche aus Holz
und eine Peeling-Seife mit Kaffee aus der
regionalen Kaffeerösterei. Die regionalen
Lebensmittelerzeuger und der Non-FoodBereich arbeiten vor allem bei Catering oder
Messe-Auftritten zusammen.
Kunstvolle Schriften machen den Einkaufsführer attraktiv.
edia gr
o up
Info
r. Stern
ko p f m
Projektname
regional.einfach phänomenal
rami; D
Bundesland
Sachsen
Website
www.wirtschaft-in-mittelsachsen.de/unternehmen/netzwerke.html
RT Bian
R AFIK .A
FOTO.G
Projektträger
Landkreis Mittelsachsen
Fo to s :
Kosten
rd. 100 000 Euro, davon gefördert: rd. 50 000 Euro (GRW)
k a B eh
LEADER-Regionen
Klosterbezirk Altzella, Land des Roten Porphyr, SachsenKreuz+,
Silbernes Erzgebirge, Flöha- und Zschopautal, Lommatzscher Pflege
55
Hilfe kennt kein Alter
Über eine Genossenschaft greifen sich die Generationen in der Eifel gegenseitig unter die Arme. Eine vielfältige Gruppe steht zur Verfügung, wenn jemand in
der Region Hilfe braucht. Denn für manche Probleme
braucht es eine junge Autofahrerin – für andere eher
einen Leih-Opa.
Die Eifel soll zur Generationenregion werden – so
das Ziel der „GenoEifel eG“ aus Kall. Sie ist ein Zusammenschluss von engagierten Menschen allen
Alters, die sich gegenseitig bei alltäglichen Herausforderungen unterstützen. Ursprünglich wollten die
Initiatoren eine Seniorengenossenschaft gründen.
Doch bereits bei Projektbeantragung meldete die
junge Generation Bedarf an: Auch für ihre Herausforderung im Leben – Beruf und Familie unter einen
Hut zu bringen – brauche es neue Lösungen. Aus der
Senioren- wurde eine Generationengenossenschaft.
Leih-Omas und -Opas betreuen Kinder in Kita-Randzeiten, Jugendliche bringen sich als Babysitter ein.
Für ältere Menschen gibt es Mitfahrgelegenheiten
und Einkaufsdienste, Hilfe im Haushalt oder auch
mal eine gewechselte Glühbirne.
Erfahrungen von anderswo
mitgedacht
2014 machten sich die Ideengeber und Initiatoren
der GenoEifel eG, Malte Duisberg von der Stiftung
Evangelisches Alten- und Pflegeheim Gemünd und
Wolfgang Merten von der VR-Bank Nordeifel eG,
auf den Weg: Sie besuchten Bürger- und Seniorengenossenschaften in Süddeutschland und brachten
deren Erfahrungswissen mit in die Eifel. 2016 wurden
die eingetragene gemeinnützige Genossenschaft
gegründet und die Projektmittel bewilligt. LEADERMittel werden hauptsächlich für das Personal verwendet. Auch die Kosten für Informationsveranstaltungen, Flyer, Pressearbeit und die Website können
dadurch gedeckt werden.
Ob im Garten, beim Bügeln, bei hausmeisterlichen Tätigkeiten oder beim Einkauf –
in der Generationengenossenschaft „GenoEifel“ finden Menschen niedrigschwellig Unterstützung.
56
GEMEINSAM STARK SEIN
Jeder Bürger der Region kann
Mitglied werden: ob aktiv als
Helfender oder um Hilfe in
Anspruch zu nehmen. Wer
mitmachen will, erwirbt
nach einem persönlichen
Gespräch vorab einmalig
für 50 Euro einen Geschäftsanteil und wird
für 40 Euro Jahresbeitrag
Mitglied. Im Kaller Vermittlungsbüro helfen
Corinne Rasky und Johanna Mertens weiter:
„Sobald sich ein Mitglied mit Hilfebedarf
meldet, suchen wir
passende Helfer, die
wir alle persönlich
kennen.“
Neue Perspektiven bei
einer Tasse Kaffee
Bücher erweitert, an dem sich
viele Bibliotheken aus der Region
beteiligen.
Mehr als 1 200 Helferstunden
waren es im vergangenen Jahr –
Tendenz steigend. Aktuell zählt die Genossenschaft
rund 400 Mitglieder, relativ gleichmäßig auf Helfer,
Hilfesuchende und Förderer verteilt. Nach Ablauf
der LEADER-Förderung im Jahr 2022 rechnet der
Projektträger mit 1 000 Mitgliedern, sodass sich das
Projekt aus eigener Kraft nachhaltig tragen kann.
Durch die Vermittlung begegnen sich Menschen, die
zwar nah beieinander wohnen, sich jedoch oft kaum
kennen. So ist es meist die Tasse Kaffee nach dem
Einsatz, die die Menschen zusammenbringt. „Über
die Genossenschaft lerne ich neue Leute und andere Perspektiven kennen“, sagt etwa ein 75-jähriges Mitglied aus Hellenthal. Für eine 94-jährige
Bewohnerin von Schleiden hat sich die MitgliedProjektname
schaft gelohnt: „Ich wurde zum Abfahrtsort
Aufbau
einer Generationengenossenschaft
meiner Busreise gefahren. Meine Familie hatte
keine Zeit.“ Eine Helferstunde hat ihren Wert –
Bundesland
für beide Seiten. Sie kostet daher neun Euro:
Nordrhein-Westfalen
sechs Euro gehen an den Helfenden, drei
Euro finanzieren die Vermittlungsarbeit. Wer
LEADER-Region
hilft, ist über die Genossenschaft unfallEifel
und haftpflichtversichert.
Schmit
Fo to s :
Co
pp/Age rinne Ra sk y/
G
n t ur P r
ofiPres enoEifel eG;
T homa
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Auch Unternehmen können das Projekt
durch eine Mitgliedschaft unterstützen.
Zudem sind vielfältige Kooperationen
in der gesamten LEADER-Region Eifel
entstanden. Einrichtungen wie etwa
Altenheime vernetzen Personen, die
Hilfe brauchen, direkt mit der Genossenschaft. Kürzlich wurde das Angebot
um einen Bring- und Holdienst für
z/
Info
Kosten
rd. 238 300 Euro, davon gefördert: rd. 154 900 Euro (LEADER)
Projektträger
GenoEifel eG – die Generationengenossenschaft
Website
www.genoeifel.de
57
Nordfrieslands Regionalität
genießen
In Nordfriesland werden viele Käse-Spezialitäten produziert. Über einen digitalen Marktplatz soll
ihre Bekanntheit bei den Kunden gesteigert werden.
Ein virtueller Marktplatz soll die vielen nordfriesischen Köstlichkeiten sichtbar machen – für Touristen
und Einheimische. Besonders kleinere Betriebe und
Produzenten profitieren von diesem Angebot.
Vernetzung, Zusammenarbeit und gemeinschaftliche
Ziele für eine Steigerung der regionalen Wertschöpfung: So lautet die Motivation hinter dem Projekt
„Nordfriesland genießen“, das regionale Anbieter
auf einer gemeinsamen Plattform zusammenführen will. Seit 2009 trifft sich der „Arbeitskreis
Tourismus“ der Nordfriesland-Tourismus GmbH und
AktivRegion Nordfriesland Nord mindestens viermal
jährlich. Die Beteiligten tauschen sich über aktuelle
Entwicklungen aus und beschäftigen sich mit Trends
im Tourismus, um daraus Projekte für die Region
abzuleiten. Unter den Mitgliedern finden sich neben
den betreuenden Institutionen auch Vertreter der
Tourismusvereine, des Stadt- und Gemeindemarketings, der PR, der Verwaltung sowie Akteure aus
Kultur und Natur.
58
GEMEINSAM STARK SEIN
Ein besonderes Potenzial für die Wertschöpfung
bergen die vielen typisch nordfriesischen Spezialitäten wie Salzwiesenlamm oder Friesentorte, aber
auch unverarbeitete regionale Lebensmittel. Im Jahr
2019 entstand daher innerhalb des Arbeitskreises
die Projektgruppe „Regionale Produkte“. Sie nahm
sich vor, nordfriesische Lebensmittel sowohl für
Einheimische als auch für Touristen sichtbarer zu
machen.
Große Chance für kleine Betriebe
Eine digitale Vermarktungsplattform soll Anbietern
regionaler Spezialitäten eine Bühne bieten. Denn
gerade kleinere Produzenten haben oft keinen
eigenen Internetauftritt. Über die Plattform können
sie für Produkte und Dienstleistungen einen neuen
Vermarktungsweg erschließen. Anbieter, die ihre
Produkte im Netz zum Verkauf anbieten, können auf
ihren Online-Shop verlinken. Besucher der Website
Märkte, Verkostungen, Hoffeste und - läden –
alles, was mit regionalen Produkten in Zusammenhang steht, wird über die Plattform
beworben.
Kleine Produzenten haben oft keinen eigenen Internet-Auftritt. Über eine
Online-Plattform können sie für Produkte und Dienstleistungen einen neuen Vermarktungsweg erschließen.
können gezielt nach bestimmten Produkten suchen;
die Ergebnisse sind mit einem Kartenausschnitt
zur Lage der Anbieter inklusive Kontaktdaten verbunden. „Ein Online-Portal, auf dem viele Direktvermarkter der Region wie auf einem virtuellen
Marktplatz stehen und ihre Produkte vermarkten
können, ist ein Gewinn für die Region“, so Kristina
Johannsen, Landwirtin aus Sprakebüll.
Veranstaltungen, die mit regionalen Produkten in
Zusammenhang stehen, werden ebenfalls über
die Plattform beworben. Darunter sind etwa
Märkte, Erntedank- und Hoffeste oder eine Salzwiesenführung mit Verkostung. Die Gemeindemanagerin aus Leck Sabine Schwarz dazu: „Direktvermarktung und hofeigene Verarbeitung
sind wichtige Alternativen für viele Landwirte,
um ihre Existenz zu sichern. Ein Portal mit Angeboten aus unserer Region ist für mich eine
logische Weiterführung, um die Vielfalt für
den Verbraucher transparent zu machen.“
Zunächst sammelte die Projektgruppe Daten von
regionalen Anbietern. Im nächsten Schritt sprechen die Initiatoren die so recherchierten Anbieter
einzeln an – erste positive Rückmeldungen gibt es
bereits. Es wurde ein Erfassungsbogen erstellt, der
allgemeine Angaben wie Betriebsnamen, Kontaktdaten und Angebot enthält. Außerdem fragte die
Projektgruppe ab, ob es sich um einen zertifizierten
Betrieb handelt, ob bereits Mitgliedschaften in
(über-)regionalen Netzwerken bestehen, ob die Produkte saisonal oder ganzjährig verfügbar sind und
welcher Vertriebsweg der Wichtigste ist. Der Start
der Website ist für Anfang 2021 geplant. Sowohl der
digitale Auftritt der Plattform als auch gedruckte
Informations- und Werbeflyer werden über die im
Arbeitskreis vertretenen Institutionen und deren
Kanäle beworben.
Projektname
Nordfriesland genießen: Eine Plattform für
regionale Anbieter und kulinarische Entdeckungen
Bundesland
Schleswig-Holstein
LEADER-Region
AktivRegion Nordfriesland Nord
Kosten
rd. 4 000 Euro, keine Förderung
Projektträger
Nordfriesland-Tourismus GmbH
Website
www.nordfrieslandgeniessen.de
Fotos: Sabine Schwarz; Silvia Schwarz
Wer bietet was?
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