tungen bis an ihr Lebensende, ließen sich von dem später
geheirateten Mann geduldig mißhandeln und sorgten wohl
gar noch für ihn. Sie schlugen sich durchs Leben und mein-
ten humorvoll:
„Herrjott, sind wir verjnügt und haben’t jarnich nötig!“
Sie ließen sich als echte Berlinerinnen nicht unterkriegen
und meisterten in ihrer Weise ihre Lebensverhältnisse. Sie
mußten, um sich erhalten zu können. praktisch und derb
werden. An ”flichtgefühl. Nüchternheit und einem ge-
wissen gesunden. “rursamen und anstelligen Ordnungssinn
fehlt es ihnen nicht Aber manche Frauen aus dem Volke,
besonders aus dem ein wenig bemittelten Kleinbürgertum,
können widerwärt’- engherzig, neidisch und kleinlich sein;
andere wieder sinc gastlich und durchaus frei von jener
Eitelkeit, die kleine eigene Taten für das Bedeutendste hält
und darüber die großen der andern vergißt ...
Auch Zillc hc“ ın seiner alles begreifenden und aufzeichnen-
den Art manche Sympathie für das Kleinbürgertum — vor
allem aber für das Proletariat. Da sich aber zweifellos Klein-
bürgertum und Proletariat vielfach ineinander verflechten,
da heute ein Mensch Kleinbürger, morgen aber schon Prole-
tarier sein kann, da aber auch viele Proletarier durchaus
kleinbürgerlich leben und andere wieder bald sprunghaft,
bald mit schweren Kämpfen vom Proletariat ins Kleinbürger-
tum hinüber wechseln, ist hier Kleinbürgertum und Prole-
tariat zusammengefaßt. Die Lebenshaltung beider Schichten
ist durchaus gleichartig. Nur bei jenen, denen das Glück
ganz unhold ist, die sich gar nicht behaupten können und
die schließlich zum fünften Stand abrutschen, ist das Dasein
ein wesentlich anderes. Doch davon in einem anderen Kapitel.
Heinrich Zille nimmt sich vor allem das Familienleben
vor und enthüllt mit seinem derben Stift und seiner witzigen
Rede so mancherlei. Zuerst einmal: „Glück im Winkel“
(Bild 152).
Eine andere Seite dieses Glückes bespöttelt er in folgen-
den Scherzen: