einem andern typischen Bierkeller (siehe Bild 105) erzählt
Zille:
„Vor fünfundzwanzig Jahren verkehrte ich im Bayrischen
Bierkeller in der Poststraße. Es ging eine gewundene Treppe
runter. Unten saßen wir im Halbdunkel auf einfachen Bän-
ken an Holztischen. Aber ’n großen Seidel gab’s. Der Wirt
— nu ooch schon tot... Da konnte man Leute finden. Fast
alle ohne Kragen. Hausdiener — und Schiffer von der
Mühlenschleuse. Und Gelegenheitsarbeiter. Feine Leute bei!
Die jetzt bloß auf die Groschens für den Topp warteten
und denn gleich runterkamen in den etwas dustern Raum.
Feine Leute — zum Beispiel ein Deutsch-Russe, der in
Rußland Inspektor auf einem ganz großen Gut gewesen war
und Sonnabends Tausende an die vielen hundert Arbeiter
ausgezahlt hatte. Jetzt hatte er keinen Pfennig mehr in der
Hand.
Und der Bierkeller ist längst ein Produktenkeller geworden.
Alter Dreck wird da gestapelt . . .1)“
In diesen Kellern hat Zille manches Motiv gefunden. Das
bezeichnendste ist wohl:
„Methyl.
‚Der Bückling war jut. Bloß der Schnaps hatte so ’n Bei-
jeschmack nach Rosenlikör.‘ “.
In diesen Kellern verkehrte eben oft die armseligste Ge-
sellschaft, die nicht viel für einen Schnaps zahlen kann.
Und der Wirt ist auch nicht immer sehr gewissenhaft.
Er will doch auch bestehen! Und die Leute verlangen doch
nun einmal ein großes Glas „Kognak‘“ für zehn Pfennige! Z.
Außer diesen Kellern gibt's dann auch noch einzelne
„Bouillonkeller‘‘, die etwa um 1900 und bald darauf auf-
kamen. Das waren Lokale ohne Konzession, Schnaps und
‘') Außer den diesem Kapitel beigefügten Bildern sind zur Er-
gänzung zu beachten: die Abbildungen zu „,Die Männer der Mächens‘,
„Milliöh‘“ und Bild 3.
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