nicht lange haften; er scheitert an der Lernbegierde und Werde—
lust frischer Jugend. Bei Erwachsenen dagegen bin ich manch—
mal wahrem Fanatismus begegnet, der womöglich den
Märtyrertod für ihre kommunistischen Ideale herbeizwingen
möchte. Schon hat die Legende über Liebknechts Tod ihre
Schleier gewoben. „Anser hochheiliger Liebknecht“ soll mit
den Worten gestorben sein: „Ich sterbe gern, wenn mein Tod
dem Kommunismus etwas nützt.“ Jugendliche, die als
Plünderer kurze Zeit bei uns waren, werden von ihren Vätern
triumphierend abgeholt: „Nun hast du auch schon für die
Partei gelitten.“
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Großindustrielle im Gefaͤngnis.
Aus ganz anderer Menschengegend kamen die Herren
Großindustriellen, die durch eine frevelhafte Ver—
dächtigung plötzlich mir zugeführt wurden. Bei ihnen war
allerdings von Kommunismus nichts zu spüren. Auch den
großmächtigen Herrn X. hatte ich einige Tage die Ehre, unter
meinen Pflegebefohlenen zu sehen. Er hatte eine große Angst,
daß seine Untergebenen in seiner gezwungenen Abwesenheit
Unfug treiben könnten und bat mich, an seine Beamtenstube
zu schreiben, daß weder seinen Beamten noch seinen Arbeitern
während seiner Verhaftung Gehalts- und Lohnerhöhung zu—
gebilligt werden könne. Um ihn zu beruhigen, tat ich ihm den
Gefallen, und ich möchte wohl wissen, welchen Eindruck diese
Kabinettsorder im pastoralen Gewande am Rhein gemacht hat,
und ob sie noch aufbewahrt wird. Ich möchte vorschlagen, sie
unter Glas und Rahmen an die Wand zu hängen. Die Halt—
losigkeit ihrer Verdächtigung stellte sich bald heraus, und die
Herren fuhren im Extrazug schleunigst wieder an ihre Ge—
schäftsstellen.
Der königliche Prinz.
Wieder ein ganz anderer Menschenschlag war jener
königliche Prinz, der geraume Zeit sich in unserer
Obhut befand. Auch eine „Errungenschaft“ der Revolution;