nit Friedrich zusanmen gewesen war, verschiedene Verhaltungsmaßregeln. Er solle wenig sprechen, sich dem König
gegenüber ohne Zwang und natürlich geben, Tändeleien lassen, bei vertraulichen Mitteilungen des Uönigs, zumal über
eine Familie, Zurückhaltung zeigen, weder seine Prosa noch seine Poesie kritisieren, nichts von ihm wollen, besonders
ihn nicht um Geld angehen und den Umgang derer nach Möglichkeit meiden, die dem König aus irgendwelchem
Grunde mißfielen und von ihm als tsörichte, böswillige, intrigante und frondierende Menschen bezeichnet würden.
Was d'Argens de Catt riet, hat dieser in persönlichstem Verkehr mit dem Könige durch mehr als 20 Dienst—
ahre wohl beherzigt, nicht weil er es für zweckmäßig hielt, sondern weil es ihm seine gute Erziehung und sein Takt—
zefühl, seine Bewunderung und seine Verehrung für seinen Herrn eingab. Der Umstand, daß er sich streng in den
Hrenzen seiner Stellung hielt, die einzig und allein durch die Art, die Friedrich dem Umgang mit ihm gab, bestimmt
wurden, ohne durch Instruktionen und Paragraphen festgelegt zu sein, ermöglichte es ihm, so lange wie kein anderer
eines Amtes zu walten und dem großen Manne, dem er dienen durfte, etwas sein zu können. Uebereinstimmend wird
pon den Feitgenossen die Zuverlässigkeit de Catts anerkannt. Ihm könne Friedrich, schreibt d'Uürgens am 28. März 1761,
das Geheimnis seiner literarischen Beschäftigungen anvertrauen, ohne wie früher fürchten zu müssen, daß die Neu—
zierde des Publikums damit befriedigt werde. Er beglückwünscht den König, jemanden, der ihm so ergeben sei wie
de Catt, um sich zu haben. Und d'Alembert, dem Friedrich 1774 von einer Erkrankung seines Vorlesers Nachricht
gegeben hat, meint, die Treue de Catts verdiene wohl die Teilnahme, die der König an seinem Leiden nähme, und
er könne der Dankbarkeit seines Dieners sicher sein, die dieser in jedem seiner Briefe zum Ausdruck bringe;
de Catt verdiene die Gnade seines Herrn durch seine unverbrüchliche Treue und Ergebenheit!. Thiébault sagt in
seinen Memoiren?, die geringe Beliebtheit de Catts bei der königlichen Familie und im Publikum habe darin ihren
Grund gehabt, „(parce) qu'il se renfermait très prudemment dans le cercle de ses devoirs et que par consé-
Juent les parens du monarque n'avaient aucun service à en attendret und de la Veauxrs: „M. de Catt ...
ronoré pendant plus de vingt ans de la confiance du Roi observa toujours le plus profond silence sur les
bontés de ce prince pour lui; sentant tout le danger de sa situation il parait s'éêtre sait trois principes de con-
duite dont il ne s'éCcarta jamais. Il évita de ses prêter aux plaisanteries du Roi, de commettre la moindre
ndiscrétion sur ce qu'il voyait et entendait et de sfaire la cour à ceux qui entouraient ce prince ou qui avaient
Juelque rapport immédiat avec lui.“
Die Memoiren und Tagebücher de Catts wird lesen müssen, wer sich ein Bild von dem eigenartigen Verhältnis
der beiden Männer bilden will. Hier müssen wir uns, auf die Quelle hinweisend, begnügen, es in seinen wesentlichen
Zügen zu kennzeichnen. Es war nicht das der Freundschaft, aber auch nicht das von Herr und Diener. Offiziell
var de Catt der Vorleser des Königs, aber der Titel faßt seine Tätigkeit nicht nur viel zu eng, sondern gibt auch ein
falsches Bild von der ihm gewordenen Aufgabe. „Sie sind nicht mein Vorleser, sondern ein Erlesener,“ sagte der König
einmal zu ihm, als er die Anisbezeichnung „lecteur“ auf einem an de Catt gerichteten Schreiben sah. Bei der
Lektüre der Tagebücher sehen wir, daß der König viel häufiger de Catt vorliest als dieser ihm. Am häufigsten
ommit es verhältnismäßig vor, daß sich Friedrich seine eigenen Dichtungen von ihm vorlesen ließ, wohl um desto
»esser ihre Wirkung auf den Hörer zu erproben. Wir hatten bereits gesehen, daß es dem König Freude machte, selbst
zanze Tragödien hintereinander vorzutragen und daß er das mit großem Verständnis für Inhalt und Form der
Dichtung tat. Dementsprechend stellte er auch seine Anforderungen an die Fähigkeiten seiner Vorleser. .Il est sensibilis
uando scripta, sSua non bene leguntur,“ bemerkt de Catt gelegentlich.
Es ist wohl anzunehmen, daß dem König de Catts schwaches und klangloses Organ nicht zusagte“. Denn
er selbst hat de la Veaur erzählt, Friedrich habe, wenn er durch eine Erkältung am lauten Lesen behindert gewesen
ei, einen auf der Militär-Akademie erzogenen Pagen Malcesky kommen lassen, der dann in de Catts Anwesenheit
Briefe von d'Alembert an den König vom 31. Oktober 1774 und 12. April 1775. — 2 1V, 5. 339. — * A. a. M. VI, S. 363. —
Thiebault, J. s. 102f