Jedermann sah, es war ein einwandfreies Ge⸗
schäft, ein Kleiderhandel, wie sie in jener Gegend
so häufig sind und gut florieren. Ein Kommis mit
den schlenkrigen Bewegungen der Anreißer kam den
Beiden entgegen.
„Was winschen Se?... Womit kann ich Sie
dienen?“
Schmuser winkte ihm ab.
„Mach Schabbes, Baruchleben!.. . De Frau
woll'n wa sprechen!“
„Ach, du bist's!.. . Chammer mit de Wichtig—⸗
keitl.. . De Frau will a sprechen!.... Heißt 'n
Zustand!“
Schmuser, im Gefühl der Bedeutung des großen
Geschäfts, das er vermitteln wollte, wurde ein
wenig ärgerlich.
„Also is de Frau hier oder is se nich hier?“
„Se is hier!... Da is se schon!“
Indem öffnete sich die Glasstür, die den Raum
links vom Kellereingang abschloß. Frau Pinkus
kam.
Frau Pinkus war höchstens fünfunddreißig
Jahre alt, das brandrote, sehr starke Haar trug sie
hochfrisiert, und darunter blickten große, grünliche
Augen, deren sehr helle Wimpern und Brauen
diesem über und über mit Sommersprossen bedeck⸗
ten Gesicht etwas Frappierendes gaben. Aber das
Schlimmste war die Vase, die große, bis über den
Mund hin gebogene Judennase, die ein Mann
nicht hätte haben dürfen, ohne häßlich zu sein. Äber
diesem Gesicht vergaß man sogar die schiefe Schulter
der Frau, die übrigens wunderbar schöne Hände,
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