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Meine Zeit war beschränkt, so erkundigte ich mich
nicht weiter auf dem Polizeimeldeamt, sondern verließ
Berlin und trat in Erfurt in meine neue Stelle ein.
Wie schon erwähnt, hatte mein Handwerk eine
große Wandlung erfahren. Der amerikanische Betrieb
war allgemach eingeführt, vorläufig aber mangelte es
an Arbeitern, die dem neuen Betrieb gewachsen waren.
Deshalb hatte ich beschlossen, mich für das Maschinen—
fach in diesem Betriebe auszubilden und unter dieser
Voraussetzung meine Stellung in Erfurt angenommen.
Ich lebte mich dort bald ein, hatte bald eine recht
angenehme Stellung im Geschäft und unter den Kollegen
und Freunden und ging später nach Eisenach, wo es
mir ebenfalls recht gut gefiel. Dann kam ich unter
sehr günstigen Bedingungen in einer Fabrik in Prag
an und lernte so wieder ein ganz neues Stück der
Welt, in der Stiefel fabriziert werden, kennen. Dort
verkehrte ich viel und gern in jüdischen Kreisen.
Meine nächste Arbeits- und Lebensetappe sollte Wien,
die Stadt an der schönen blauen Donau, heißen. Doch
wurde daraus so gut wie nichts. Mir wurde mein Recht
nicht und ich ging weiter nach Budapest und von dort
nach Jassy, aber auch dort war meines Bleibens nicht.
In Odessa, wo ich ebenfalls in leitender Stellung tätig
war, hatte ich sehr erfreulichen Umgang. Ich war zwei
Monate dort, als ich eines Abends beim Spaziergang
von einem russischen Offizier bei meinem Namen an—
gerufen wurde.
Ich konnte ihn nicht gleich erkennen, und da im
allgemeinen die russischen Offiziere ziemlich exklusiv zu