mitteln — oft befand sie sich in finanziellen Schwierigkeiten und war dann auf die Unter—⸗
stützung ihres königlichen Bruders angewiesen — eine wertvolle Bibliothek praktischer
und theoretischer Musikwerke alter Zeit in Drucken und Handschriften zusammengebracht,
die sie dem Joachimsthalschen Gymnasium vermacht hat. Durch diese Sammlung hat
sie befruchtend auf die musikalische Forschung gewirkt. Ihr Lehrer in der musikalischen
Komposition war Kirnberger. Sein Bildnis und das von Philipp Emanuel Bach
schmückten das Musikzimmer ihres Palais. Sie selbst spielte Klavier, Violine und
Orgel und hat auch, wenn auch ohne rechten Erfolg, komponiert. Ihre bedeutendste
Arbeit war neben Kompositionen heiterer Festspiele zu höfischen Maskeraden und einigen
Chorälen der Anfangschor aus Ramlers Kantate „Der Tod Jesu“. Auch eine Dich—
tung Gleims „Der Bruder und die Schwester“ hat sie in Musik gesetzt. Wie Friedrich
Prinzessin Amalie von Preußen in älteren Jahren.
Nach einem anonymen Kupferstich.
der Große sich ablehnend gegen die neuere Literatur verhielt, so war sie in ihrem musika—
lischen Geschmack konservativ und altertümlich. Ihre unverbindliche Art charakterisiert
ihre Antwort an einen Schüler Kirnbergers, den Kapellmeister des Prinzen Heinrich
in Rheinsberg und späteren Kopenhagener Kapellmeister Johann Abraham Peter
Schulz, der sie bat, die Subskription auf seine Chöre zur „Athalie“ von Racine „mit
ihrem hohen Namen zu beehren“. Sie schrieb ihm: „Ich verbitte sehr, meinen Namen
unter ein Werk zu setzen, auf welches ich nie unterzeichnen werde, und zwar aus dem
Grunde, weil die itzige Musik keine Musik ist“'. Nachdem sie die von Schulz kompo—
nierten Chöre kennengelernt hatte, schrieb sie — der Brief sei zur Charakteristik ihrer
Wesensart hier zum Teil wiedergegeben — noch unhöflicher an den damals schon sehr
geachteten Komponisten: „Ich stelle mir vor, Herr Schulz! daß er sich versehen und
statt seiner Arbeit mir das musicalische Notengekläckere seines Kindes geschickt hat,
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