46 1. TEIL: GESCHICHTE 5. KAPITEL ERRLARUNG DES ORTSNAMENS
den auch unser ursprünglicher Ortsname führt, nämlich „y“ zum Unter—⸗
schiede von „i“. Dieser Laut deutet gewiß die Sprache an, die der
Tegeler Lokator redete und das Land, dem er entstammte. Er war
ein Nachkomme der ersten niederländischen Kolonen der Mark Branden—
burg. Damit ist auch die Deutung unseres Ortsnamens gegeben. Die
älteste bekannte Namensform Tygel spr. Tügel ist niederdeutsch und
lautet um 1590 verhochdeutscht Zygel spr. Zügel. Zügel ist die
hochdeutsche Bezeichnung für Ausläufer, Ende, Anhängsel, Schwanz, —
mittelniederdeutsch Zagel, Toegel, Taegel, dasselbe, was alt⸗englisch
„facgel“ — „tail“ spr. Teel bedeutet, wie das Dorf im Volksmunde
ja auch „Dele“ genannt wurde. Man möchte es als selbstverständlich
voraussetzen, daß dem deutschen Lokator der See auffiel und er daran
dachte, ihm einen Namen zu geben. Er wählte eine Bezeichnung, die
das ausdrückte, was der See seiner Form nach war, nämlich ein Aus—
läufer oder Anhängsel der Havel, der sich in das Land erstreckte, also
ein Zügel — mittelniederdeutsch Taegel später Tegel. Nach Ana⸗
logien zu urteilen, wird daher das Dorf in der Ortseinrichtungsurkunde
des 13. Jahrhunderts im damaligen Mund. etwa „dat dorpphto
deme Tygel fse“ bezeichnet gewesen sein.
Von den verschiedenen Anfragen an die Siedelungen gleichen oder
ähnlichen Namens um gefällige Auskunft über die Bedeutung derselben
gingen nur drei Antworten ein, von denen diejenige des Herrn Bau⸗—
rats Rudloff zu Bremerhaven über die in der Nähe befindliche
sogen. „Degeler Platte“ von besonderem Werte ist. Nach seinen
freundlichen Ausführungen, die sich mit obiger Lösung vollkommen
decken, ist die Tegeler Platte eine die Mündung der Weser ostseits
begrenzende langgestreckte Sandbank, die bei der Ebbe fast trocken liegt.
Sie trennt das Fahrwasser der Weser »cn der „Tegeler Rinne“,
ein die Watten“*) entwässerndes tick —Ein ostwärts der
Watten, holländ. Wadden oder Schoren sind die seichten Stellen an
der niederländischen und deutschen Nordseeküste, die sich von Helder bis nach
Schleswig zwischen dem Festland und den vorliegenden Düneninseln hinziehen
und bei der Ebbe ganz oder teilweise vom Meere verlassen sind.
**) Priele werden an der deutschen Nordseeküste die Rinnsale genannt, die
bei Flut den Watten das Meerwasser zuführen und bei Ebbe wieder nach dem
Meer ableiten