232 1. TEIL: GESCHICHTE I8. KAPTTEE MOLMKEREI UND VERKAuUFSSTELLEN
licher Zuschuß gewährt werden. Im Jahre 10919 belief sich der Ver—
lust auf 86 074 Mark.
Eine eingehende allgemeine Darstellung der Lebensmittelversor—
gung in den Gemeinden erfolgt im Zusammenhange im Kapitel 20.
Hier mögen daher nur noch einige besondere soziale Kriegseinrichtungen
Tegels kurz erwähnt werden. Im November 1917 übernahm die
Gemeinde aus privater Hand den , Kuhstall“ in der Bahnhofstraße 7 und er⸗
öffnete damit zu wohltätigem Zweck einen Molkereibetrieb, der die Ge—
meindekasse allerdings sehr belastete. Gegenüber den Einnahmen entstanden
Mehrausgaben, die bis zum 31. März 1919 — 107000 Mark, im Jahre
1920 — 290 000 Mark und im letzten Halbjahr vom 1. April bis
30. September 1920 — 200 000 Mark betrugen. In diesen Mehr—⸗
ausgaben sind aber enthalten die Anschaffungskosten für das Vieh im
Werte von 240000 Mark, für das Inventar im Werte von 35000
Mark und für Futtermittel im Betrage von 120000 Mark. Der
Molkereibetrieb brachte der Gemeindekasse in den 2!/, Jahren seines
Bestehens zwar einen Gesamtverlust von 209000 Mark, aber das
Opfer wurde nicht umsonst gebracht, wenn man bedenkt, daß dadurch
unsere Einwohner, besonders die Säuglinge und Kranken, vor dem
gänzlichen Mangel eines der wichtigsten Nahrungsmittel, der Milch,
bewahrt geblieben sind.
Das Bestreben des Gemeinde⸗Wirtschaftsamts war darauf ge—
richtet, unter allen Umständen die notwendigen Lebensmittel für die
Einwohnerschaft herbeizuschaffen sowie auf Verbilligung der Preise
hinzuwirken. Zu diesem Zweck wurden Gemeinde-⸗Verkaufsstellen ein⸗
gerichtet, in denen die von der Gemeinde beschafften Waren zu er—⸗
mäßigten Preisen abgegeben wurden. Aus dem Geschäftsbericht, den
der Leiter des Wirtschaftsamts in der letzten Sitzung der Gemeinde⸗
vertreter am 22. September 1920 erstattete, war zu entnehmen, daß
die Verkaufsstellen trotz ihrer niedrigen Preise bis dahin noch einen
Uberschuß abwarfen, der in Zukunft aber wahrscheinlich fortfallen würde,
weil die Kauftraft des Publikums geringer geworden sei und folglich
der Umsatz der Verkaufsstellen zurückgehen dürfte. Diese Annahme
läßt sich mit den Tatsachen nicht in Einklang bringen, denn die Kauf—