Bei der Anlage des neuen Schlosses scheint der Erbauer
Rütger von Langenfelde, mit Ängstlichkeit vermieden zu haben,
irgenwo an Raum zu sparen. Überall, wohin wir blicken, hohe
und weite Räume, breite Treppen und helle Korridore, Und dazu
in den Räumen eine Pracht der Ornamente, daß sich das Auge
kaum satt sehen kann. Dazu kommen herrliche Deckengemälde,
die leider, leider heute kein Auge mehr erfreuen, da sie zum
größten Teil mit einer Bekleidung von Mörtel und Gips über-
zogen sind,
Friedrich verlor im Jahre 1683 seine erste Gemahlin durch
den Tod. Nach Ablauf des Trauerjahres reichte er der geist-
reichen Sophie Charlotte von Hannover die Hand zum neuen
Ehebunde, Doch gefiel es dieser Fürstin in Cöpenick nicht. Sie
zog das Dörfchen Lietzen der alten Wendenstadt vor und bald
erstand hier der prächtige Bau der Charlottenburg.
Erst unter Friedrich Wilhelm I. entwickelte sich im
Cöpenicker Schlosse neues Leben. Hier lag er der Jagd ob, wenn
ihn das Podagra nicht allzusehr quälte. Hier ereignete sich auch
jene geschichtliche Tatsache, die zu den ernstesten Ereignissen
der preußischen Geschichte überhaupt zählt.
Es ist das Kriegsgericht über den Kronprinzen Friedrich,
den nachmaligen Preußenkönig Friedrich I
Der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. war, wie bekannt,
ein sparsamer, pflichtgetreuer Herrscher, dessen ganzes Sein
aufging in der Sorge für sein Land und in der Liebe zu seinen
Soldaten. Es darf nicht verwundern, wenn er mit Unwillen auf
den Sohn und Nachfolger sah, dem nichts verhaßter war als der
preußische Drill, und dem französische Bücher und die geliebte
Querflöte über alles gingen. Nicht lange dauerte es, und der
Bruch zwischen Vater und Sohn war fertig. Der Kronprinz ver-
suchte auf einer Inspektionsfahrt zu entfliehen, wurde jedoch daran
verhindert und in Wesel vor den über alle Maßen erzürnten Vater
gebracht, der in seiner furchtbaren Erregung sogar das Leben
des Sohnes mit dem Degen bedrohte. Wenige Tage später stand
Kronprinz Friedrich mit seinem Freunde, dem Leutnant Katte
vom Regiment Gendarmes im großen Saale des Cöpenicker
Schlosses vor dem Kriegsgericht. Dasselbe empfahl den Thron-
folger der väterlichen Gnade und bestrafte Katte wegen versuchter
Desertion mit ewigem Gefängnis.
Allein der schwererzürnte Vater griff eigenmächtig in den
Rechtsspruch des Kriegsgerichtes ein und verurteilte den Sohn
zu langer Festungshaft, den Freund aber zum Tode, Auf den
Wällen Küstrins starb Leutnant Katte.
Erst im August des Jahres 1731 versöhnte Friedrich Wilhelm
sich wieder mit dem aufrichtige Reue bezeugenden Sohne.
Bis zum Jahre 1749 schweigt dann die Geschichte des
Schlosses. In diesem Jahre wurde es als Witwensilz der Prinzessin
Henriette Marie überwiesen. Diese, aus dem Hause Brandenburg-