Sriß Rhein: Interieur.
Dichtung varftellerifjch gebracht, hatte Elfe Lehmann durch ihre fchlichte
jeelenftarfe Größe Iblenfher und Hauptmannfcher Seftalten fich treue
Anhänger geworben, fo die Sorma durch ihre Kieblichkeit als Nora,
die auf das Wunderbare wartet und recht vielen Damen aus der
Seele fprach. Rofja Bertens brach dann wieder mit leidenfchaftlicher
Slut heraus, alg KHofmannsthal in feiner „Elektra“ die Gatten:
mörderin Klytämneftra den Modernen naheführte. Frau Eyfoldt, die
in den modernen Stüden Wedekinds das männermörderijche Weibchen Lu,
ven Erdgeift, zum CSchreden fanft Empfindender mit aller Kälte ausgeftattet
hatte, floß als Eleftra von.ncuen Untertönen der weiblichen Pjnche über.
Und Zilla Duricur, eine der Künftigen Größen der Berliner Bühne, offenbarte
alg Kleopatra und als Judith viel neue fünftlerijche leidenfchaftliche Feinheiten.
Sie alle entblößten die zitternde, heiße und ftarfe Seele der modernen Srau
in einer tiefen Wahrhaftigkeit, die felbjit mit den Eraebnifjen der modernen
Viychiatrie übereinftimmte.
Mit diefem Bruch von der falfchen Pofe der Wolterfhule, zu der auch
einft Umanda Lindners füße und rührfelige Jungfrau von Orleans gehört
hatte, trat zugleich auch die Wendung von der unechten Dekoration ein.
Hatte die Wolter und ihre Genoffinnen fich noch vor zehn Jahren als Yudith