begann Friedrich II. den riesigen Palast, in dem nach Napoleons Berliner
Besuch die größte deutsche Universität Platz fand, den aber Friedrich II.
nicht etwa der Wissenschaft, sondern dem Privatgebrauch seines Bruders
Heinrich bestimmte. Die Fertigstellung des Riesenbaues dauerte bis 1766.
Er war noch nicht vollendet, als Friedrich I1.— sofort nach der furchtbaren
Kapitalvernichtung durch seinen Siebenjährigen Krieg — den heute ganz
unbegreiflichen Riesenpalast in Potsdam, das » Neue Palais «, begann, des-
sen gewaltiger, zweckloser Aufwand bereits erwähnt wurde und den Fried-
rich II. selber eine »fanfaronnade«, d. h. eine Prahlerei, genannt hat.
Noch zwei Jahre vor seinem Tode ließ Friedrich 1I. den Bau des gro-
ßen Schlosses Bellevue für den Prinzen Ferdinand beginnen.
Friedrichs II. Palastbauten in Berlin und Potsdam sind provinzielle
Nachklänge aus der versunkenen Welt des jungen Ludwig XIV., in der
Friedrichs II. rückständige Phantasie gerne lebte, obgleich Ludwig XIV.
seine eigenen großen Schlösser schon ein halbes Jahrhundert früher gegen
das viel kleinere Trianon vertauscht hatte und obgleich weder Friedrich I.
noch sein Bruder Heinrich je vermochten, ihre neuen Riesenschlösser mit
der hofstaatlichen Pracht zu füllen, die in der Jugend Ludwigs XIV. neu
und geistreich, die aber zur Zeit der Erbauung des Palais Henri in Berlin
und des Neuen Palais in Potsdam ebenso altmodisch und sinnlos war wie
diese für derartig prächtigen Hofstaat gebauten Paläste. Ludwig XIV. be-
gann seine baumeisterliche Laufbahn mit dem Bau großer Schlösser und
zog sich dann, weiser geworden, in ein kleines Schloß zurück. Friedrich Il.
begann mit den kleinen Rheinsberg und Sanssouci und verstieg sich erst
später zu der Maßstablosigkeit des überflüssigen Neuen Palais,
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