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und fragte mich, was er dazu gesagt haben würde?
Freiligrath's Urtheil war das des Freundes, der
zu tadeln sich schwer entschließt; doch es ist, in
all' seiner Milde, charakteristisch für ihn selber, den
unübertroffenen, ja kaum wieder erreichten Ueber—
setzer. Er hätte das nie werden können, ohne
der große Dichter zu sein, mit der ihn besonders
auszeichnenden Gewalt über die Sprache, die sich
auch in seinen Uebersetzungen so schöpferisch er—
weist, daß man oft im Zweifel ist, ob man ihre
Schönheiten seiner Kunst, ob man sie den Origi—
nalen zuschreiben soll. Es sind eben neue Gedichte,
die den Stempel und das Gepräge von Freilig—
rath's machtvoll dichterischer Persönlichkeit tragen.
Aber Eines hat er immer treu wiedergegeben, was
des fremden Dichters wahres Eigen ist und woran
man ihn vor allen Anderen “1 seine Melodie.
Dies, und nichts Ander» emeint, wenn
er mir vorwirft dafß em Verse zu
leicht gewmmen 31 nischen Be—
wegung, die si⸗ iginals an⸗
paßt. Wie wun Neu. Freiligrath's
Uebersetzungen ⁊ von Robert Burns,
ihren Ton 4.23 Arbe wieder! Ist es
nicht, als wäre man a in Schottland's Moor—
und Nebelwelt, wenn man das wunderschöne Lied