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hat, was man damals und noch lange nachher,
spöttisch die Frauenemancipation“ nannte! Ihre
Schuld. gleich der so mancher ihrer Schicksals—
genossen war: daß sie zu frühe kam. Wer versteht
es heute, daß man ihr als Verbrechen anrechnete,
Mitglied einer Frauen-Hochschule gewesen und für
die Selbständigkeit des weiblichen Geschlechtes, die
geistige, wie die materielle, tapfer und mit un—
glaublicher Selbstyerleugnung in die Schranken
getreten zu sein? Sie war Erzieherin der Töchter
von Alexander Herzen, den ich, ebenso wie Bakunin,
durch sie kennen lernte; und später (1876) hat sie
in den (anonym erschienenerd „Memoiren einer
Idealistin“1) ihr Leben mit einer so schlichten
und überzeugenden Wahrhaftigkeit erzählt, daß
dieses Buch nicht nur als höchst lesenswerth im
Allgemeinen, sondern auch als ein wichtiger Bei—
trag zur Geschichte der deutschen Freiheitsbewe—
zung und der Emigration in London bezeichnet
werden muß. Denn auch mit Mazzini und Gari—
baldi war sie befreundet.
Ich habe mich hier scheinbar von dem Gegen—
stand meiner eigenen Erinnerungen weit entfernt,
aber doch nur scheinbar. Denn mit all' unfsren
) In einer späteren Auflage (Berlin, bei Schuster und
Löffler, 1899) hat sie sich als Verfasserin genannt.