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und der Tante Rebecka diese Tage zubringen zu können. Deinen
Vater erwarten wir nun in zehn bis zwölf Tagen; aber ich
wollte, Du wärest auch mit ihm, und wir könnten zusammen
nach der Natur zeichnen! Ich habe in diesen Tagen ein altes
Bergschloß im Walde mit der Fernsicht in die Ebene, und
zweitens eine Terrasse, auf der eine alte Linde steht und unter
ihr ein Marienbild, drittens endlich einen einsamen Bergsee
zwischen hohen Felsen, vorne Schilf, — componirt, und will
es nächstens tuschen. Hättest Du nicht Lust, diese drei Themas
auch einmal zu behandeln, damit wir unsere Compositionen
gegen einander vergleichen könnten? Thu' es doch, lieber
Sebastian, und zeig' es mir, wenn wir uns wiedersehen. Recht,
recht bald, hoffentlich!
Und Gott sei mit Dir!
Immer Dein
Felixr M. B.
An Rebecka Dirichlet in Berlin.
Thun. den 7. Juli 1847.
Liebe Schwester!
In Deinem gestrigen Briefe an Paul“* erwähnst Du, ich
möge Dir einmal wieder schreiben, und so thue ich es heut'.
Aber was ich schreiben soll, das weiß ich nicht. Ihr habt
wohl sonst einmal darüber gelacht oder mich damit geneckt,
daß meine Briefe so ausfielen, wie es gerade in dem Augen—
blick um mich herum oder in mir aussähe, und das trifft am
Ende jetzt zu, denn es ist mir ebenso unmöglich, irgend einen
rechten Brief zu schreiben, wie in irgend eine rechte Stimmung
zu kommen. Ich hoffe, die Tage werden wieder mehr Hal—⸗
tung mitbringen, und so lasse ich fie eben hin verfließen, und
* Nach Fanny Hensel's Tode waren
mit ihren Familien in die Schweiz gereist.
Mendelssohn und sein Bruder