231
und ich trennte mich mit wahrem Leid von der Idee! Ein
seltsamer Abstand ist nun, von der gewaltigen Aufregung dort
hier in den stillen Ort hinein, wo ein Spaziergang von zehn
Minuten Einen auf die Höhen des Taunus bringt, mit der
Aussicht über das Main- und Rheinthal bis Frankfurt,
Worms und Mainz. Da kann man tagelang hinaussehen,
braucht weiter nichts, und thut ebenso viel oder eigentlich mehr
als dort in dem Treiben.
Dein
Felix.
An Fanny Hensel in Berlin.
Soden, den 25. Juli 1844.
Wenn Du nicht auf vierzehn Tage nach Soden kommen
und mit mir die unglaubliche Behaglichkeit dieses Landes und
Aufenthalts genießen kannst, so helfen alle Beschreibungen zu
nichts. Und ich weiß ja leider, daß Du nicht kommst. Darum
beschreibe ich aber auch wenig. Die Meinigen erholen sich mit
jedem Tage mehr und mehr, und ich liege unter Aepfelbäumen
und großen Eichen; in letzterem Falle bitte ich den Schweine⸗
hirten, daß er seine Thiere unter einen andern Baum treibt,
um mich nicht zu stören (gestern vorgefallen!); ferner esse ich
Erdbeeren zum Kaffee, zum Mittag und zum Abend, trinke
Asmannshäufer Brunnen, stehe um sechs Uhr auf, und schlafe
doch neuntehalb Stunden (wann gehe ich da zu Bette, Fanny?),
besuche alle wunderschönen Umgegenden, treffe auf dem roman⸗
tischsten Punkt Herrn B. (gestern vorgefallen!), der mir neue
und gute Nachrichten von Euch allen giebt und mich General⸗
musikdirector nennt, was mir hier so fremd klingt, wie Dir
Oberursel und Lorschbach und Schneidheim; ferner besuchen
mich Lenau und Hoffmann von Fallersleben und Freiligrath
gegen Abend und ich bringe sie Stunde weit über's Feld