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tung ja kein Schutz, sondern ein Schaden für das Orchester.
Es müßte dann nothgedrungen Jahr aus Jahr ein in einer
Lage bleiben, die in keiner andern deutschen Stadt solchen
Ranges wie Leipzig ihres Gleichen hat.
Dies führt mich auf den dritten Punkt. Man hat ge—
sagt, eine Vergleichung der hiesigen Gehalte mit denen in
anderen Städten sei unstatthaft. Aber wie kann man denn
auf bessere Art zu einem Maßstab über Billigkeit oder Un—⸗
billigkett von derartigen Bezahlungen kommen? Wenn in
anderen Städten die Orchester besser bezahlt sind, wenn die
Theater⸗Unternehmer trotz dessen nicht Bankerott machen (und
ich glaube, daß noch niemals irgend eine Theater-Unter⸗
nehmung an einer zu hohen Besoldung des Orchesters ge—
scheitert ist), wenn au die Leistungen der hiesigen Musiker dabei
dieselben Ansprüche gemacht werden wie dort, — sollte daraus
nicht klar hervorgehen, daß hier dasselbe möglich sein müsse
wie dort? Die Gehalte, welche das Orchester in Frankfurt
am Main blos vom Theater bezieht, sind nicht allein
höher, als die hiesigen sein würden, wenn die jetzt erbetene
Zulage bewilligt wäre, sondern sie sind fast durchgängig
höher, als die hiesigen für Theater, Concert und
Kirche zusammengenommen, selbst wenn die Zulage be—
willigt würde. — Sollte das nicht schon beweisen, daß die
Bitten des hiesigen Orchesters nicht unbillig sind? daß der
Theater-Unternehmer sie ohne Gefahr bewilligen kann? Ja,
sollte man nicht versucht sein, aus ihrer Verweigerung zu
schließen, daß diese Stadt ihre Musiker gegen die einer an—⸗
dern ähnlichen Stadt herabsetzt? Und das kann doch nimmer⸗
mehr der Fall sein; denn die Leistungen unseres Orchesters
sind ja nicht allein denen des Frankfurter, sondern denen
aller anderen deutschen Städte an die Seite zu setzen, ja den
meisten mir bekannten unbedingt vorzuziehen! Den guten,
weit verbreiteten musikalischen Ruf, den Leipzig in ganz
Deutschland genießt, verdankt es einzig und allein diesem
Orchesier, dessen Mitglieder sich auf's Kümmerlichste, auf's
Traurigste behelfen müssen; jener gute Ruf ist gewiß nicht
ohne materielle Vortheile für die Stadt Leipzig, der geistigen
Vortheile für die Kunst zu geschweigen; sollen denn die Ein—
zelnen, denen man so günstige Resultate schuldig ist, nach wie