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auch rühren, wenn Du's in der Nähe sähest und dabei hörtest,
pie die Leute alle ihre Kräfte anspannen, um was Gutes zu
leisten.
Hat Onslow nichts Neues geschrieben? Und der alte
Cherudini? Das ist doch ein einziger Kerl! Ich habe da
seine Abenceragen und kann nicht aufhören, mich an diesem
petillauten Feuer, an den geistreichen, eigenthümlichen Wen⸗
dungen, an der außerordentlichen Zierlichkeit und Feinheit,
mit der Alles geschrieben ist, zu erfreuen und dem alten Pracht⸗
mann dafür zu danken. Dc?ift Alles so frei und keck, und
so höchst lebendig!
An Fanny Hensel in Rom.
Leinttg den 4. Januar 1840.
Dies Blättlein soll nach Roma gehn,
Und wünschen Gläck zu Neuijahr schön!
Im Bänkelsängerstyl fängt der Brief an; wenn Du gerade
auf dem Colosseum stehst, indem Du ihn empfängst, so werde
ich mich grotesk damit ausnehmen. Wo wohnst Du in Rom?
Hast Du schon Broccoli mit Schinken gegessen? Auch Zuppu
Hglese? Steht das Kloster San Giovannine Paolo noch?
Und scheint Dir auch die Sonne immer Morgens auf die
Buttersemmel? Eben habe ich dem Ferdinand Hiller Deine
Capricen aus Bdur, Gdur, Edur und Fdur vorgespielt, und
wir haben uns beide gewundert und durchaus den Pferdefuß
darin entdecken wollen, aber es war nichts. Es blieb beim
reinen Vergnügen. Da schwur ich, jetzt müßte ich mein hart—
näckiges Stillschweigen brechen. Verzeih' es mir! Es ging
damit so zu: Erst kam die Taufe, und mit ihr Mutter und Pauls.
Inzwischen hatten die Abonnement-Concerte angefangen. Dann
reisste Mutter; nach vierzehn Tagen Pauls. Dann kam Hiller,
wohnte auch bei uns, wollte acht Tage bleiben, hörte ein paar
Proͤben, und entschloß sich, den ganzen Winter zu bleiben.