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(gest.
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Schirmer in Düsseldorf.
Rirector der Akademie in Carlsruhe).
?* 0 November 1838.
Nsell ein Frommer geworden
—RB er meint was ich mir unter dem
Worte frotem dente und was auch Du wohl nach Deiner
Aeußerung darunter verstehen wirst, so kann ich nur sagen,
ich bin es leider nicht geworden, aber ich arbeite jeden Tag
meines Lebens nach Kräften daran, mehr und mehr es zu
werden. Freilich weiß ich, daß ich es niemals so ganz und
gar werden kann, aber wenn ich mich auch nur nähere, ist's
gut. Wenn aber die Leute unter einem Frommen einen
Pietisten verstehen, einen Solchen, der die Hände in den
Schooß legt und von Gott erwartet, daß er für ihn arbeiten
möge, oder einen Solchen, der statt in seinem Berufe nach
Vollkommenheit zu streben, von dem himmlischen Berufe
spricht, der mit dem irdischen unverträglich sei, oder Einen,
der keinen Menschen und kein Ding auf dieser Erde von
ganzem Herzen lieben kann, — ein solcher bin ich nicht ge—
worden, Gott sei Dank, und hoff's auch nicht zu werden
mein Leben lang. Und gerade weil ich so gerne recht fromm
leben und sein möchte, darum hat's, hoff' ich, mit dem Andern
keine Noth. Sonderbar ist's wieder, daß sich die Leute
diese Zeit aussuchen, so etwas zu sagen, da ich durch mein
inneres und äußeres Leben, durch meine neue Häuslichkeit,
sowie durch fleißiges Arbeiten so glücklich bin, daß ich immer
nicht weiß, wie ich's anstellen soll, dankbar genug zu sein.
Und wenn Du mich auf den Weg zu Ruh' und Frieden
wünschest, so hab' ich nie so ruhig und friedlich zu leben ge—
dacht, als mir's jetzt zu Theil geworden ist. Hab' tausend
Dank für Deine guten Wünsche, und sei nicht besorgt wegen
der beiden Sachen.
Sehr lieb ist mir, was Du mir über Dich und Deine
Arbeiten schreibst, und daß auch Du der Meinung bist, daß
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