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betrachtet; aber sie haben auf eine sehr glückliche Weise statt
des aliten positiven und fast übersinnlichen Religionsmotivs
dasjenige ergriffen, welches die Natur, als sichtbare Emanation
der Gottheit, in ihrer Allgemeinheit und ihren tausendfältigen
Einzelnheiten jedem offenen Gemüth einflößt. — Daher die
unendlich tiefe, aber auch heitere, allgemein gültige und ge—
wiß echt religiöse Wirkung dieser beiden Werke, die bis jetzt
ganz allein stehen; — daher das Zusammenwirken aller hin
und' wieder kleinlichen, spielenden Einzelnheiten derselben mit
dem großartigsten und treuesten Gefühl des Dankes, welches
aus dem Ganzen hervorquillt, und daher kömmt es auch, daß,
ich wenigstens, das Krähen des Hahnes, das Singen der
Lerche, das Gebrüll des Rindviehs und die Fröhlichkeit des
Landvolkes, sowohl in der Schöpfung als auch in den
Jahreszeiten, ebenso wenig gern vermissen würde, als in der
Ralur fselbst. — Mit anderem Worte: Schöpfung und Jahres—
zeiten find auf Natur und sichtbaren Gottesdienst gegründet,
und sollten de nicht noch neue Stoffe für die Musik zu
finden sein
Die Veröffentlichung des Goethe'schen Briefwechsels mit
einem Kinde halte ich fuͤr einen wahrhaft ärgerlichen und
verderblichen Mißbrauch der Presse, durch welchen schnell und
immer schneller alle Illusion zerstört wird, ohne die das Leben
ein Tod ist. Lebe Du mit Illusionen wohl und erhalte Dir
die kindliche Anhänglichkeit an
Deinen
Vater.
An seinen Vater.
Düsseldorf, den 23. März 1835.
Lieber Vater!
Ich habe Dir noch zu danken für den letzten Brief und
mein Are; ich kann es oft gar nicht begreifen, wie es möglich
ist, über Musik ein so genaues Urtheil zu haben, ohne technisch