zur Ehre, daß die Kirchenmusikanten für die nächste Kirmeß
sich einen neuen Marsch bei mir ausgebeten haben.
Vor jenem Sonntag gab es aber noch eine rührende
Scene. Es soll nämlich für die Musik, welche bisher dabei
aufgeführt wurde, gar kein passendes Beiwort existiren. Ein
Kaplan kam und klagte mir seine Noth; der Bürgermeifter
sagte, sein Vorgänger sei evangelisch gewesen, der habe fich's
gefallen lassen, aber er wolle selbst in der Procession mit⸗
gehen, nun müsse auch die Musik besser sein. Ein ganz alter,
verdrießlicher Musikant mit einem schabigen Rock, welcher
bisher den Tact dazu geschlagen hatte, wurde vorgeladen,
erschien, und als sie ihm auf den Pelz fuhren, sagte er, er
werde und wolle keine bessere Musik machen; wollten wir es
besser haben, so möchten wir es einem Andern geben. Er
wisse wohl, daß man jetzt viel Ansprüche mache; es solle jetzt
Alles schön klingen, — das sei zu seiner Zeit nicht gewesen,
und er mache es noch eben so gut wie damals. Da wurde
es mir wahrhaftig schwer, ihm die Sache abzunehmen, wie⸗
wohl es die Andern gewiß besser machen werden; aber ich
dachte mir so, wenn ich in 50 Jahren einmal auf ein Rath⸗
haus gerufen würde, und möchte so sprechen und ein Gelb⸗
schnabel schnauzte mich an, und mein Rock wäre so schabig,
und ich wüßte eben auch gar nicht, warum Alles besser klingen
sollte, und da wurde mir schecht zu Muthe! —
Fatal war mir's, daß ich unter allen hiesigen Musikalien
keine einzige erträglich ernsthafte Messe fand; nichts von
älteren Italienern, lauter moderner Spectakel. Ich bekam
Lust, meine Domainen zu bereisen und gute Musik zu suchen;
so saß ich denn Mittwoch nach dem Verein im Wagen, fuhr
nach Elberfeld, und trieb die Improperien von Palestrina,
die Miserere's von Allegri und Bai, und auch die Partitur
und Stimmen vom Alexanderfest auf, nahm sie gleich mit,
und fuhr nach Bonn. Dort kramte ich die Bibliothek allein
durch, weil der arme Breidenstein so krank ist, daß er schwer⸗
lich aufkommen wird, — doch gab er mir die Schlüssel und
lieh mir Alles. Ich fand prächtige Sachen, und nahm von
dort wieder sechs Messen von Palestrina, eine von Lotti, eine
von Pergolese und Psalmen von Leo, Lotti u. s. w. mit.
Endlich in Cöln trieb ich die besten, alt⸗italienischen Stücke