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und er hatte mich auch lieb; und das Bewußtsein, daß solch
ein Mensch in der Welt sei, bei dem man ausruhen konnte,
und der Einem zu Liebe lebte und der nichts wollte, als eben
blos dasselbe: Das ist nun vorbei. Es ist der härteste Ver⸗
lust, der mich bis jetzt hat treffen sollen, und ich werde ihn
niemals vergessen.
Das war meine gestrige Geburtstagsfeier. Schon wie
ich am Dienstag Baillot hörte und zu Hiller sagte, für mich
spiele doch nur einmal Einer die Musik, die ich liebte, da
schon statrd L. neben mir und wußte es und gab mir den
Brief nicht. Er wußte freilich nicht, daß gestern mein Ge—
burtstag war; aber gestern früh erfuhr ich es nach und nach
durch ihn, und da konnte ich mich nun an die vorigen Jahres⸗
tage erinnern und mit der Vergangenheit ein wenig abschließen,
wie man es wohl immer am Geburtstage sollte, und mir
denken, wie er sonst an dem Tage immer mit irgend etwas
Besonderem kam, das er sich lange ausgedacht hatte, und das
so nett und erfreulich und liebenswürdig war, wie er selbst.
Der Tag war sehr traurig; ich konnte nicht Anderes denken
und thun, als Dasselbe.
Heute habe ich mich zum Arbeiten gezwungen, und es
ist gegangen. Meine Amoll-Ouvertüre ist beendigt; ich denke
nun einige Sachen zu schreiben, die man hier gut be—
zahlen will.
Sagt mir, bitte, noch recht viel über ihn und alle mög—
lichen Kleinigkeiten; es thut mir wohl, noch einmal über ihn
zu hören. Vor mir liegen seine zierlichen Octett-Stimmen
und gucken mich au. Ich werde wohl bald wieder meine
gewöhnliche Stimmung haben und Euch munter und ausführ⸗
lich schreiben können; aber der neue Abschnitt ist angefangen,
und Überschriften giebt es nicht.
Euer
Felix.
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