etwa 30 Jahren, seinem Vater adjungiert, dessen Titel er
aber, wie ich glaubz damals urch nicht führte.
a dieer einfachen Faw'“ie paßte mein Vater, welcher
auf seinen Reisen nn den seinen Aufenthalt in Paris,
Rom, Neapel unt Wien eine genz endere Welt hatte
kennen lernen, allerdings nicht besenderen Die altbürger—
lichen, derben Formen der guten Leute versenten seinen ver—
wöhnten Geschmack, während sie wiederum an seiner ver—
feinerten Art und Weise manchen Anstoss nahmen, woraus
dann ein nicht sehr behagliches Familienverhältnis entstand.
Selbst die Mutter hatte als Braut, so zärtlich der Vater sie
liebte, unter Anforderungen desselben zu leiden, die sie vermöge
ihrer Erziehung nicht befriedigen konnte, obwohl ihre An—
mut und Gefügigkeit sie bald fähig machten, in den vor—
nehmsten Kreisen ohne Anstoß aufzutreten. So lange die
Mutter als Braut noch im elterlichen Hause lebte, be—
hauptete die Großmutter ihr Ansehen, ohne alle mildernde
Rücksicht auf des Bräutigams Gegenwart, der, wenn seine
Braut „die Woche hatte“, d. h. kochen mußte, entweder ge—
nötigt war, sie bei seinen Margenbesuchen in der Küche
aufzusuchen oder zu warten, bis alles fertig war. Der—
selbe Fall trat bei der Wäsche ein, welche von den
Töchtern des Hauses meist allein besorgt wurde. Sehr
bezeichnend für die Sitte des Hauses ist es auch, daß die
Mutter selbst an ihrem Hochzeitstag um drei Uhr des
Morgens aufstehen und eigenhändig den Festkuchen backen
mußte, zum äußersten Verdruß ihres Verlobten; aber hier
half kein Einreden, kein Bitten, es mußte nach dem Willen
der Großmutter gehen
Mein Vater war u L?colscw angestellt, wohnte aber
nicht gern dor‘, da er als Künseler in der kleinen Stadt
so gut wie alles entbehrte, und bie Mutter konnte sich
trotz ihrer gefälligen, leicht verträglichen Natur nicht wohl
mit der Stiefmutter und der Stiefschwester der Vaters be—
freunden, welche im Hause mitwohnten.