alles zugab und versprach in alles Nötige einzuwilligen. Adolf hat bei
seinen psychologischen Studien nach all diesen Dingen geforscht und in
allen wissenschaftlichen Dingen ist ihm volle Klarheit geblieben. So ver—
ordnete er sich selbst, was wirklich das einzige Mittel ist: ein Heraus—
heben aus der Umgebung, um sich von dem krankhaften Lauf der Ge—
danken zu befreien. Ein naher Bekannter von Friedrich, Dr. Hadlich,
ist in Schönhausen Assistenzarzt an einer kleinen Privatanstalt für solche
sKranke. Dort hat sich, also unter sehr günstigen Verhältnissen, das
nötige Plätzchen gefunden, und gestern mittag hat Friedrich den Vater
dorthin gebracht. Dr. Hadlich ist auch uns nicht fremd, und so kostete
es Adolf keinen sehr schweren Entschluß. Er wollte um jeden Preis
vermeiden, wieder weich zu werden und verlangte deshalb, daß unser
vortreffliches Mädchen, Bertha, ihm die nötigen Handreichungen thun
sollte, und wir nicht Abschied von ihm nähmen; und wir haben uns,
nach seinem Beispiel, in alles gefügt. Er sah es gern, daß Friedrichs
Freund Justus Olshausen kam und mit nach Schönhausen fuhr. Er
bat, der Wagen möchte ihn noch einmal an der Universität vorüber—
fahren; dann aber ging er bereitwillig in andere Gespräche ein und
nahm in Schönhausen ruhig von seinen Begleitern Abschied. So habe
ich Dir den ganzen Hergang der sehr schmerzlichen Tage treulich be—
richtet; weitere Schilderungen und Aussprechen aller Gedanken ist mir
nicht möglich; daß ich Dir überhaupt so ausführlich selbst berichte,
möge Dir ein Zeichen sein, daß mir der liebe Gott bisher geholfen und
gegeben die nötige Ruhe zu bewahren und bei dem großen Schmerz
doch die vielen Wohlthaten zu fühlen, die in den mildernden Verhält—
nissen und besonders in unseres lieben Kranken eigenem Wesen liegen,
der auch in der Krankheit uns auf dem rechten Weg vorangeht und
willig thut, was geschehen muß. Wie viel schwerer wäre es, wenn
er widerstrebte und nicht das schöne unbedingte Vertrauen festhielte!
wie schwer auch, wäre es voriges Jahr so gekommen, wo wir weder
Friedrich noch unseren Arzt hier hatten. Für die Kinder trage ich
den Schmerz mit, doch sind sie mir — und dem Vater — auch ein
großer Trost. Seid alle herzlich gegrüßt und Du, mein liebes Herz,
haltie fest und werde nicht zu weich; wir kommen damit nicht durch
und wir haben das Unsere für die Kinder zu thun und noch mehr zu
sein. Dazu helfe uns der liebe Gott.
Nur drei Tage noch dauerte der schwere Kampf des klaren Geistes,
der eisernen Willenskraft gegen die Umnachtung. So überraschend schnell