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anderen Staaten, die ja alle mit betroffen werden von dem unseligen
Kriege, und hat noch keinen festen Beschluß zur Abreise gefaßt, doch
kann ihn die nächste Zeitung schnell herbeiführen. — Vater fühlt sich
trotz der Erregung der letzten Tage wohl, schläft gut, und seine ruhige,
klar umsichtige Auffassung der Begebenheiten und Zustände, die allen,
die ihm hier nahe kommen, wohlthätig ist, giebt das beste Zeugnis
innerer Kraft und Gesundheit. Solche Tage bringen die Menschen
schnell einander näher. — Es war ein so schöner friedlicher Abend;
die Herren erwähnten wohl auch Politisches, aber der Prinz hatte auf
die spanische Krone verzichtet; damit schien alles beendet. Die fran—
zösische Anmaßung war verdrießlich, aber noch mehr lächerlich, und
man freute sich unseres geraden, ehrenhaften Königs, der in eigner
Person schlicht und wahr, wie seine Weise und wie es seiner würdig
ist, seinen Weg gegangen und bei seinem Wort beharrt. Das sind
noch nicht drei Tage; was haben wir seitdem erfahren und was ist
so vielen Tausenden — Millionen — seitdem durch die Seele ge—
gangen! Der liebe Gott, der solch empörendes Verfahren zuläßt, wird
es auch zu lenken wissen und endlich zum Heil unseres Vaterlandes
wenden, wenn die Liebe zu Ihm lebendig festgehalten wird. So können
wir einzelnen ja auch nichts Besseres thun, als nach dieser Festigkeit
zu streben und geduldig zu tragen, was jedem auferlegt wird.
Engelberg, den 18. Juli 1870
Wir denken morgen aufzubrechen und über Zürich, Lindau, Nürn—
berg nach Eisenach zu reisen, wo wir wohl zunächst bleiben. Es ging
Vater hier so gut, wir wären gern geblieben. Aber wir sind zu fern
von der Heimat und könnten abgeschnitten werden. Nach Berlin zu
gehen wäre jetzt für Vater nicht an der Zeit — das sieht er selbst
ein. Vater ist gottlob wohl und faßt die Dinge so klar und ruhig
auf, so kräftig, wie wir es immer an ihm gewohnt waren. Das dürfen
wir wohl als ein gutes Zeugnis für seine Gesundheit nehmen, und
dafür bin ich sehr dankbar.
Nürnberg, den 22. Juli 1870.
Unsere Reise ist bisher glücklich von statten gegangen, und neben
den sorgenden Gedanken fehlt es nicht an echebenden Eindrücken, die
Glauben, Mut und Vertrauen stärken. „Ihr gedachtet es böse zu
machen, Gott aber gedachte es gut zu machen.“ Das fühlt man schon