Vertrauen hat sie dort empfangen. In Offenbach, der kleinen Fabrik—
stadt und zeitweiligen, sehr lustigen Residenz des Fürsten Menburg,
wo ein Kreis von adeligen Hofbeamten und einigen wohlhabenden
Familien — zum Teil von französischer Abstammung — eine ziemlich
aristokratische Gesellschaft bildete, erregten meine Eltern ein besonderes
Interesse. Ihr eigenartiges Wesen hatte sich durch ihre eigentümlichen
Aufgaben noch entwickelt und auch auf die Kinder Einfluß gewonnen.
Bald wurde mein Vater in vielen vornehmen Familien Hausarzt und
mit meiner Mutter zugehöriges Glied ihres geselligen Kreises. Wo
Kinder waren, wurden auch wir herangezogen und wegen unserer nord—
deutschen Sprache bewundert, die sich erhielt, da wir Schwestern keine
Schule besuchten, sondern nach wie vor von der Mutter beschäftigt
und angeleitet unsere kleinen Fortschritte machten.
Wenn die Mutter nach der ersten Besorgung ihrer Wirtschaft
ein Mußestündchen fand, saß sie an ihrem Nähtisch. Ein Birnbaum
im Nachbargarten war ihr dabei ein lieber Anblick; denn sie entbehrte
den Garten, den sie sonst meist gehabt. Wir drei Mädchen saßen
vor ihr auf kleinen Holzstühlchen mit einem Strickzeug, sangen ein
Morgenlied und lernten neue Verse, die wir der Reihe nach und dann
zusammen sprachen, was das Auswendiglernen sehr erleichterte und be—
lebte. Dann wurde im Kopf gerechnet und gelesen; die Schwestern
lernten auch französisch, aber so viel wie möglich alles mündlich. Wir
haben sehr wenig fest am Tisch gekauert zu sitzen brauchen, wie es
jetzt die armen Kinder müssen. Dann ging's in die Küche, wo wir
kleine Handreichungen zu thun hatten und sehr gern helfen und zu—
sehen mochten. Meine Schwester Sophie wurde bald mit noch höheren
ümtern betraut. Sie durfte die kleinen Brüder Friedrich und Bern—
hard warten, die uns 1815 und 1817 beschert waren. Wir Kleineren
sahen dabei gern zu und streckten uns nach Kräften, diesem liebsten
Dienst auch zuzuwachsen.
Mein Bruder Ferdinand besuchte eine Privatschule bei Pfarrer
Spieß, dem Vater des Turners A. Spieß. Es waren dort Knaben
in Pension, und einige Mädchen nahmen auch an dem Unterricht teil.
Es war gute Zucht und Ordnung, aber viel zu lernen war für Ferdi—
nand dort nicht, da er schon in Göttingen rasche Fortschritte gemacht
hatte. Er arbeitete meist zu Hause in Vaters Zimmer an allerlei
Sammlungen: Pflanzen, Steine, alle Arten Insekten wurden zusammen—
getragen, untersucht und sauber geordnet. Wir suchten auf den täg—